Sinnstiftendes Arbeiten – Der Motivationstreiber Nummer Eins der Zu
Menschen arbeiten, um etwas zu bewirken. Niemand schätzt es, ein fremdbestimmtes Rädchen im Getriebe der Unternehmen zu sein.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Generation-Y verlangt mehr als nur guten Lohn und Karriereaussichten.
- Mehr Mitbestimmung und Eigenverantwortung, dass gefällt den Mitarbeitenden.
«Der Kampf um die besten Talente wird nicht nur durch Geld und Karriere entschieden, sondern immer mehr auch durch den Aspekt des Sinnstiftenden», sagt Anne M. Schüller. Sie ist Managementdenkerin, Keynote-Speakerin, mehrfach preisgekrönte Bestsellerautorin und Businesscoach.
Die Diplom-Betriebswirtin gilt als Europas führende Expertin für das Touchpoint Management und eine kundenfokussierte Unternehmenstransformation und wird als eine der Keynotes am Leadership Forum der WEKA, dem alljährlichen Stelldichein und Netzwerk-Event der Führungsfachleute mit prominenten Referentinnen und Referenten (31. Januar 2019, Technopark Zürich), ihre neuesten Erkenntnisse präsentieren. Besonderen Fokus legt sie auf die Forderung, dass Führungspersonen den „sinnstiftenden Aspekten“ im Arbeitsleben mehr Bedeutung zuweisen als bisher. Potenzialentfaltung ginge, so Schüller, deutlich vor Ressourcenausnutzung. Wichtig dabei sei, dass Sinn die Kreativität sprudeln lasse.
Belohnung für intrinsische Motivation
Unser Gehirn ist mit zwei Belohnungszentren ausgestattet: Eines für die Vorfreude und eines für die Nachfreude. Die Vorfreude drückt sich in Verlangen aus. Sie gibt uns den Antrieb, ein begehrenswertes Ziel tatsächlich erreichen zu wollen. Das zweite Belohnungszentrum versorgt uns mit Hochgefühlen nach erfolgreich vollbrachter Tat. Dafür zuständig ist der Botenstoff Dopamin, eine körpereigene Droge, die geradezu süchtig macht. Dopamin bringt die Synapsen in Schwung und lässt die Neuronen tanzen. Für das hingegen, was uns anstrengungslos einfach so in den Schoss fällt, gibt es kein Dopamin. Die Evolution belohnt uns auch dann via Dopamin, wenn wir uns als wertvolles Mitglied einer Gruppe zeigen, wenn wir Wertstiftendes tun und über uns selbst hinausgewachsen sind. Geistesblitze und Schöpferkraft erzeugen starke Momente des Glücks.
Sinn lässt Kreativität sprudeln
Sinnvolles Handeln führe, so Schüller weiter, demnach zu einer Aktivierung des Gehirns, zum «Mehr-machen-Wollen», zum Aufbau von Millionen von Hochleistungsneuronen und zu einer stärkeren Vernetzung der Lerninhalte. Ein Mangel an Herausforderung lässt selbst die Talente der Besten veröden. Unternehmen, die von ihren Mitarbeitern Grosses wollen, bringen sie also am besten dazu, sich auf die eine oder andere Weise immer wieder selbst zu übertreffen. Drohkulissen, entseelte Arbeit und anhaltende Frustration hingegen sorgen dafür, dass Menschen ihren Ehrgeiz verlieren, weil die Dopamin-Produktion verebbe. Sinn ist die besonnene Schwester der Begeisterung. Während Begeisterung eine stark extrinsische Färbung besitzt, ist Sinn eher intrinsisch. Sinn trägt weder Maximierungszwänge noch Konkurrenzkomponenten in sich. Sinn ist sich selbst gut genug. Wo es jedoch keinerlei Möglichkeiten gibt, auf ureigene Weise Sinn zu erleben, werden als erstes die Guten, die Wertvollen und die Talentierten aus solcher Umgebung migrieren, um sich auf die Suche nach einem Arbeitsort mit mehr Sinn, mehr Freiheit und mehr Arbeitsfreude zu machen.
Fremdbestimmtheit macht uns ganz klein
Nur wer «frei» ist, kann sich voll entfalten. Wer sich hingegen überfahren oder sich in eine Statistenrolle gedrängt fühle, reagiere darauf mit einem lähmenden Ohnmachtsgefühl. «Ohnmächtig, also fremdbestimmt und ohne Macht zu sein, das macht uns ganz klein und lethargisch. Eine Marionette bewegt sich ja auch immer erst dann, wenn man an ihren Strippen zieht. Hingegen blühen die Menschen auf und beginnen, eigenverantwortlich zu handeln, wenn man ihnen Spiel-Raum im wahrsten Sinne des Wortes gibt», so Schüller weiter. Die wichtigste Frage im Kontext einer modernen Mitarbeiterführung sei also: Was ist der Daseinssinn eines Mitarbeitenden und warum ist diese Person in dieser Funktion oder Stelle? Im Managerslang spricht man dabei von «Purpose».
Sinnsucher per se: die Generation Y
«Vor allem die talentierten Millennials streben danach, ihre Individualität zu leben und Fremdbestimmung zu minimieren. Sie wollen Selbstwirksamkeit spüren und nicht zum Spielball Dritter werden. Sie wollen Spuren hinterlassen und Teil von etwas Bedeutsamem sein. Und sie fragen sich ständig, ob das, was sie tun, sinnvoll ist.» Anne M. Schüllers Fazit: «Der Kampf um die besten Performer wird also nicht nur durch Geld entschieden, sondern immer mehr auch durch Sinn. Diese Grundeinstellung befruchtet inzwischen den kompletten Arbeitsmarkt. Zunehmend wünschen sich die Menschen, dass alles Berufliche zu einem bereichernden und in hohem Masse befriedigenden Teil ihres Lebens wird. Denn Arbeitszeit ist Lebenszeit.»