Weniger trinken dank Smartphone Apps geht das?

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Bern,

Hast du dir für das neue Jahr vorgenommen weniger zu trinken? Einige Apps versprechen dir dabei zu helfen. Doch was sagt die Wissenschaft dazu?

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Von ungezwungen zu ungesund: Viele trinken regelmässig so stark über den Durst, dass sie sich selbst schaden. - Unsplash

Das Wichtigste in Kürze

  • Jeder Vierte Schweizer trinkt regelmässig zu viel Alkohol.
  • Smartphone-Apps können helfen, den Alkoholkonsum zu bändigen.
  • Eine Therapie für eine Alkoholsucht ersetzen sie aber auf keinen Fall.

Weniger Alkohol trinken – das ist wohl einer der beliebtesten Neujahrsvorsätze. Aber wie gelingt er? Viele Menschen nehmen das Smartphone zu Hilfe, um ihren Konsum von Wein, Bier und Schnaps zu zügeln. Spezielle Apps wie «I Am Sober», zu Deutsch «ich bin nüchtern», versprechen den Usern, dass sie schrittweise weniger Alkohol trinken werden, oder sogar ganz davon wegkommen.

Ein Viertel trinkt zu viel

Aber funktionieren diese digitalen Helferlein überhaupt? «Eine Therapie für eine Alkoholsucht ersetzen solche Apps auf keinen Fall», sagt Nicolas Bertholet, Arzt und Suchtexperte an der Universität Lausanne. «Aber um gesunden Menschen zu helfen, weniger zu trinken, können sie durchaus nützlich sein.»

Nötig hätten das ziemlich viele, sagt Bertholet. «Ein Viertel aller Schweizer trinkt regelmässig so viel Alkohol, dass sie damit ihrer Gesundheit schaden.» Krebs, Herz-Kreislauf-Probleme, Leberschädigungen, Demenz und Depressionen – Alkohol erhöht das Risiko für eine Vielzahl von Erkrankungen.

In einem klinischen Versuch hat der Suchtexperte eine eigens dafür entwickelte App getestet. Diese hilft einem, den eigenen Alkoholkonsum genauer zu erfassen, und erlaubt es, sich selbst Ziele zu setzen, etwa eine ganze Woche ohne Alkohol auszukommen. Die App soll auch an Partys zum Einsatz kommen – per Zufallsgenerator lässt sich aus einer Gruppe von Freunden eine Person auswählen, die nichts trinken darf und die anderen nach Hause fahren muss. Zudem informiert die App über die gesundheitlichen Risiken.

Die App zeigt Wirkung

Am Versuch nahmen 977 Probanden mit ungesundem Alkoholkonsum teil. Im Schnitt tranken sie fast 29 Drinks pro Woche – vom Bundesamt für Gesundheit empfohlen sind nicht mehr als 10 für Männer und 5 für Frauen. Ein Drink entspricht einem Glas Alkohol, wie es im Restaurant serviert wird, also drei Dezilitern Bier, einem Deziliter Wein oder einem Gläschen Schnaps. Der Hälfte der Probanden empfahlen die Forschenden die App, die andere Hälfte erfuhr nichts davon.

Nach sechs Monaten gaben alle erneut Auskunft über ihren Alkoholkonsum. Es zeigte sich, dass die App-Benutzer 12 Prozent weniger Alkohol tranken als die Kontrollgruppe. Auch wenn das nicht nach viel aussieht: «Jeder Drink weniger lässt das Risiko für gesundheitliche Folgen sinken», sagt Suchtarzt Bertholet. «Wenn wir es schaffen, dieses Bewusstsein in den Leuten zu schärfen, haben wir schon viel erreicht.»

Wie viel ist zuviel?

Die Wissenschaft weiss ziemlich genau, wieviel du trinken darfst. Oder besser gesagt, ab wann der Alkohol eine Gefahr für deine Gesundheit wird. Grundsätzlich ist der gesundheitsschädliche Effekt von Alkohol abhängig von der Dosis. Die Eidgenössische Kommission für Alkoholfragen EKAL gibt folgende Empfehlungen ab:

- Gesunde erwachsene Männer sollten nicht mehr als zwei Gläser Alkohol pro Tag trinken, Frauen nicht mehr als ein Glas.

- Sollte es doch einmal mehr werden, gibt es eine Obergrenze: für Männer gelten nicht mehr als fünf Gläser aufs Mal trinken, Frauen nicht mehr als vier Gläser.

- Diese Empfehlungen gelten nur für gesunde Menschen. Leidest du an einer Krankheit oder nimmst Medikamente ein, solltest du den Konsum von Alkohol mit einer Ärztin oder einem Arzt absprechen.

- Es empfiehlt sich, jede Woche ein paar alkoholfreie Tage einzuhalten.

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