Wer bezahlt die Pflege im Alter?

Nadine Brügger
Nadine Brügger

Bern,

Jeder dritte Altersheimbewohner könnte eigentlich noch zu Hause wohnen. Das wäre günstiger und vielen auch wohler. Dagegen spricht die komplizierte und laut Spezialisten «unbefriedigend umgesetzte» Pflegefinanzierung.

Wer bezahlt die Pflege im Alter?
Wer bezahlt die Pflege im Alter? - Keytsone

Das Wichtigste in Kürze

  • Pflege und Betreuung im Alter gehen oft ineinander über. Bezahlt werden sie aber von verschiedenen Stellen.
  • Der komplizierte Finanzierungsschlüssel führt dazu, dass sich zum Schluss niemand zuständig fühlt.

Knapp 30 Prozent der Alters- und Pflegeheimbewohner in der Schweiz könnten noch zu Hause wohnen. Doch weil bei einem Heimeintritt viele Kosten vom Staat übernommen werden, während die Leistungen bei der Betreuung zu Hause selber berappt werden müssen, geben viele den Schlüssel zu den eigenen vier Wänden allzu früh ab.

Alte Menschen
Die Föderation wird ihre Arbeit für Menschen mit Unterstützungsbedarf im Altersbereich beginnen. - Keystone

Ein Grund dafür ist die komplexe und laut IG Pflegefinanzierung «unbefriedigend umgesetzte» Pflegefinanzierung durch den Staat.

Hilflosenentschädigung und Ergänzungsleistungen (EL)

Da ist einerseits der Bund, der Hilflosenentschädigung bezahlt, wenn jemand aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr fähig ist, seinen Alltag alleine zu meistern. Dann zahlt der Bund der betroffenen Person direkt einen gewissen Unterstützungsbeitrag. Die Person kann nun frei verfügen, wozu dieser Betrag eingesetzt wird – ob für externe Betreuung oder zur Unterstützung von pflegenden Angehörigen.

Zudem bezahlt der Bund, wenn das Geld aus der Altersvorsorge nicht reicht, Ergänzungsleistungen. Diese gehen aber nicht auf das Konto der begünstigten Person, sondern direkt an das Ziel, wie beispielsweise den Wohnungsvermieter.

Die Krankenkasse

Wenn der Arzt bestätigt, dass sein Patient auf Pflege angewiesen ist, wird diese von der Krankenkasse übernommen – zumindest teilweise.

Carlo Knöpfel, Professor für Sozialpolitik an der Fachhochschule Nordwestschweiz, entwirrt für Nau das Finanz-Netz: «Ausgaben für die Pflege werden von der Krankenversicherung gedeckt, Ausgaben für die Betreuung, die im Kontext der Pflege anfällt, zum Teil durch die Krankenversicherungen, zum Teil durch Ergänzungsleistungen vom Bund», erklärt Knöpfel.

Vielen alten Menschen fehlt es nicht an Pflege, sondern an Betreuung: Essen kochen, Putzen, Administratives erledigen oder Transporte organisieren.
Vielen alten Menschen fehlt es nicht an Pflege, sondern an Betreuung: Essen kochen, Putzen, Administratives erledigen oder Transporte organisieren. - keystone

Kantone, Gemeinde, Patienten

«Ausgaben für die Betreuung, die nicht von den Krankenversicherungen gezahlt werden, weil sie nicht im Kontext der Pflege anfallen, werden zum grösseren Teil durch die Betroffenen selber finanziert.» Soweit die Finanzierung von Pflege und Betreuung für jene, die daheim bleiben wollen.

«Wer im Pflegeheim wohnt, und die Kosten der Hotellerie und Betreuung nicht tragen kann, bekommt ebenfalls Ergänzungsleistungen. Diese sind zum grösseren Teil durch die Kantone finanziert, weil diese für alle Krankheits- und Behinderungskosten aufzukommen haben», erklärt Knöpfel weiter.

Betreutes Wohnen

Weiter geht es zum betreuten Wohnen. Jener Wohnform, die einerseits weniger Kosten verursacht, als ein Heim, andererseits auch für die meisten Betroffenen interessanter ist. «Hier ist eben nicht klar, wer die Ausgaben für das «Betreuen» in dieser Wohnform zahlt, wenn die älteren Menschen dies nicht selber berappen können», so Knöpfel.

Das heisst, die günstigere und für viele Senioren wünschenswerte Lebensform wird vom Staat am wenigsten unterstützt. Nau hat beim Bundesamt für Gesundheit (BAG) für die Gründe nachgefragt. Eine Antwort steht noch aus.

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