Überblick auf den Schweizer Wettbewerb 1 des Fantoche
Das Fantoche hat am Mittwoch, 5. September, die Kurzfilm-Wettbewerbe gestartet. Nau hat den ersten Teil der Schweizer Ausscheidung besucht.
Das Wichtigste in Kürze
- Das Animationsfilmfestival Fantoche in Baden dauert vom 4. bis 9. September 2018.
- Schweizer Kurzfilme werden in zwei Veranstaltungen aufgeteilt und laufen im Wettbewerb.
- Nau hat den Schweizer Wettbewerb 1 besucht und liefert einen kurzen Überblick.
Am Dienstag, 4. September 2018, hat das Animationsfilmfestival Baden angefangen. Zur Eröffnung wurde der Langfilm «Funan» gezeigt. Einen Tag später sind die Wettbewerbe gestartet, welche bis zum Ende des Festivals am 9. September dauern.
Die Kategorien sind in «International» (vier Teile), «Kinder» (drei Teile) sowie «Schweiz» (zwei Teile) eingeteilt. Nau hat bei letzterem die erste Veranstaltung besucht. Dabei standen zehn Kurzfilme auf dem Programm.
«Dimanche» | Gael Kyriakidis, Fanny Dreyer, 2017
Hier wird der Wochen-Alltag (Arbeiten, Schlafen, Freizeit) von Menschen visualisiert. Diese befinden sich in sieben Maschinen, jede symbolisiert einen Tag. Der Sonntag wird wegen Unfähigkeit herausgeworfen. Durch seine Trauer erschafft er eine Gestalt, welches besondere Fähigkeiten besitzt. Trotz einer schönen Schluss-Pointe findet das mithilfe digitalisierter Handarbeit erstellte Werk aus erzählerischer Sicht kein homogenes Gleichmass.
«Shamâne» | Nicolas Moreau, Stéphan Nappez, Hasan Hulaj, 2017
Irgendwo im Nirgendwo hat ein Reisender einen Auto-Unfall gebaut und dabei einen Esel tödlich gerammt. Von Schuld geplagt muss er sich in einer abgedrehten Fantasie, welche an Ingmar Bergmans «Die Stunde des Wolfs» und den Rache-Trip «Mandy» erinnert, seiner Schuld stellen. Eine eindringlich dröhnende Musik begleitet die Tonspur. Der mittels 2D-Computeranimation hergestellte Beitrag ist düster und bisweilen blutig. Die experimentelle Abhandlung über Schuld und Sühne gefällt.
«Uno strano processo» | Marcel Barelli, 2018
Im humoristischen Ton behandelt der im Tessin geborene Regisseur Marcel Barelli («Gypaetus Helveticus») ein kontroverses Thema: Die Jagd. Barelli stammt aus einer Jägerfamilie. Dabei spricht er als Nicht-Jäger über die Aspekte dieses Hobbys. Dabei werden animierte Szenen mit realen Aufnahmen ergänzt. Einige bizarre Details sorgen für bitterböse Lacher. Erzählerisch wird gegen Ende ein wenig der rote Faden verloren.
«Dust» | Marion Fredembach, 2017
Der kürzeste Film der beiden Schweizer Wettbewerbe lässt eine Frau über ihre Erfahrungen mit Brustkrebs sprechen. Das Gespräch ist künstlich verfremdet und wird mit einer Sequenz verbunden, in der eine nackte Frau einen steinigen Pfad beschreitet. Dieser Beitrag lässt aufgrund der äusserst geringen Laufzeit von zwei Minuten und 41 Sekunden ein wenig die Tiefe vermissen.
«Mind Invaders - Too Mad» | Kilian Vilim, Frederic Siegel, 2018
Eine Stadt voller Katzen lebt ein beschauliches Leben. Plötzlich landet etwas auf der Erdoberfläche und stört die Ruhe. Die Bürger sind alarmiert und zittern vor Angst. Hier wird nicht nur auf der Tonspur auf die Ruhe gepfiffen. Unterstützt mit immer hektisch werdenden Schnitten und lauter, rockiger Musik wird der spiessbürgerliche Alltag auf die Schippe genommen. Der eigenwillige Animationsstil in Verbindung mit der skurrilen Inszenierung funktioniert in diesem Fall.
«Proxy» | Haidi Marburger, Nina Hoffmann, Ramon Arango, 2017
Eine Mutter erzieht ihren Sohn. Das Besondere daran ist, dass es sich bei ihrem Kind um einen Roboter handelt. Als dieser mit seinen Einschränkungen konfrontiert wird, vollzieht er eine drastische Massnahme.
Der einzige vollständig mit 3D-Animation hergestellte Kurzfilm erinnert thematisch ein wenig an Werke wie «Ex Machina». Optisch springen einem computeranimierte Langfilme aus den späten 90gern und 200er-Jahre in den Kopf.
«59 Seconds» | Mauro Carraro, 2017
Trotz des kurzen Filmtitels handelt es sich hierbei um den längsten Beitrag im Wettbewerb. Die Laufzeit beträgt 15 Minuten. Er ist der narrativ kohärenteste Eintrag. Geschildert wird eine Episode aus dem Leben von Bruno und Tizina in Italien. Das Liebespaar wird getrennt, da Bruno in die Armee einberufen wird. Eingebettet wird die Geschichte in die Geschehnisse rund um das Erdbeben, welches 1976 die Region Friaul verwüstete.
«Circuit» | Delia Hess, 2018
Hier erwartet einem, was der Titel suggeriert. Ein Kreislauf von bestimmten Menschen und Tieren auf einem kleinen Planeten wird dokumentiert. Dabei dienen Umgebungsgeräusche als Ton-Kulisse. Die Grundidee hat seinen Reiz, wirkt aber gleichzeitig in die Länge gestreckt. Die Aussage dürfte sinngemäss lauten: Ein Ökosystem kann nur funktionieren, wenn alle im Kreislauf ihre Rolle ausfüllen.
«Concrete» | Aira Joana, Luca Struchen, Nicolas Roth, Pirmin Bieri, 2018
Ein Wanderer findet ein riesiges Gebäude aus Beton. Neugierig erkundet er das Gelände. Nach und nach wird der Mann grösser. Dabei erscheint ihm ein Fuchs-ähnliches Wesen an den Wänden. Eine Verfolgungsjagd entsteht. Die Mischung aus 2D- und 3D-Computeranimation bietet schön eingefangene Detailaufnahmen, lässt einem aber bezüglich des Inhalts genauso wie den Protagonisten ratlos zurück.
«Drôle de poisson / Funny Fish» | Krishna Chandran A. Nair, 2017
Ein Fischschwarm entdeckt an der Meeresoberfläche ein rotes Objekt und hält dieses für einen Artgenossen. Weil das Objekt weder spricht noch sich bewegt, wollen sie es ins Meer ziehen. Dabei entstehen einige amüsante Wortwechsel zwischen den Fischen. Die niedliche Animation trägt zur lockeren Atmosphäre bei.
Fazit
Nach zehn aufeinanderfolgenden Kurzfilmen ist es schwer, das Gesehene richtig zu verarbeiten. Fest steht, dass die vertretenen nationalen Künstler und Künstlerinnen über eine blühende Fantasie verfügen. Zu den gelungensten Teilnehmern des Schweizer Wettbewerb 1 gehören der experimentelle «Shamâne» und der abgedrehte «Mind Invaders - Too Mad». Sie überzeugen mit einer gehörigen Portion Irrwitz.