Erotik-Shop Amorana wirbt mit geohrfeigtem Mann

Nadine Brügger
Nadine Brügger

Bern,

Amorana wirbt mit einem willenlosen Herrn und einer gepfefferten Ohrfeige für den neuen Erotik-Adventskalender. Ist das in Ordnung?

Nur ein Ketteli zu Weihnachten? Das mag die Sittenpolizei bei Amorana nicht dulden.
Nur ein Ketteli zu Weihnachten? Das mag die Sittenpolizei bei Amorana nicht dulden. - Screenshot Youtube

Das Wichtigste in Kürze

  • Ein Erotik-Shop wirbt mit einer Ohrfeige für seinen neuen Adventskalender.
  • «Gewalt ist in keiner Situation gerechtfertigt», erklärt die Expertin gegenüber Nau.

Verschwörerisch schiebt er ein Kästchen mit «Always Together»-Anhänger über die Ladentheke. «Gerne einpacken – das ist ein Geschenk für meine Freundin», sagt der Mann, Typ «meist mit Bier und Pantoffeln vor dem Fernsehen».

Doch das Geschenk passt der Lust-Polizei des Erotik-Shops Amorana ganz und gar nicht. Aus dem Nichts düst eine Art Superwoman mit Eros-Abzeichen vor die Theke und haut dem jungen Kunden eine gepfefferte Ohrfeige herunter: Kein einfaches Kettchen soll der Kerl verschenken, sondern den neuen Amorana Adventskalender.

Ist Gewalt sexy?

Der junge Mann bleibt einem begossenen Pudel gleich stehen und tauscht willenlos Kettchen gegen Kalender. Da die Werbung aus dem Erotik-Hause Amorana stammt, bleibt die Frage: Wer soll die Klatsche denn nun sexy finden – Frau oder Mann? Beide?

«Es kommt stark darauf an, wer diese Szene betrachtet. Der eine mag denken: ‹Das geht doch nicht!›, aber viele andere tolerieren die Gewalt, wenn sie von der Frau auf den Mann ausgeübt wird, weil die Frau klassisch in der Opferrolle gesehen wird», sagt Sieglinde Kliemen, Leiterin des Berner Männerhauses «Zwüschehalt». Vergreift sich eine Frau im Ton, dann betrachtet unsere Gesellschaft das bis heute oft als Ausnahme.

Männer schämen sich

Dabei sei sowohl die psychische als auch die physische Gewalt eine erlernte Lösungsstrategie von Männern und Frauen, erklärt Kliemen. Eine Art, mit Problemen umzugehen, die Kinder von ihren Eltern und anderen Vorbildern übernehmen. «Gewalt ist immer falsch, aber das ändert nichts daran, dass viele sich in Extremsituationen nicht mehr anders zu helfen oder zu wehren wissen», so Kliemen.

«Da sind wir sofort wieder in den klassischen Rollenbildern drin. Eine Frau muss beschützt werden, der Mann dagegen ist ein Held. Dass eine Frau den Mann schlägt, passt nicht in dieses Bild.» Das sei auch der Grund dafür, dass es sehr lange dauere, bis Männer bei häuslicher Gewalt Hilfe holen. «Sie wollen nicht über die Situation sprechen, weil sie denken, das mache sie schwach.»

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