In den IQ verliebt: Was ist eigentlich Sapiosexualität?
Wie Ihr Partner heute aussieht? Wissen Sie gar nicht. Aber was er da aus dem Buch zitiert hat, hat Sie sofort heiss gemacht? Klarer Fall von Sapiosexualität.
Das Wichtigste in Kürze
- Der Begriff «Sapiosexualität» leitet sich vom lateinischen «sapere» für «wissen» ab.
- Er steht für eine Präferenz, die Intelligenz als sexuell anziehend erlebt.
- Andere Attaktivitäts-Faktoren wie Aussehen oder Geruch sind sekundär.
Reden wir über Sexualität. Sie sind ... homosexuell orientiert? Demi? Meta? Bi? Nichts davon? Ganz «konventionell» hetero also? Oder Halt: Es gibt vielleicht doch noch Hoffnung für Sie. Denn: Sie lesen ja hier. Trifft der Begriff «Sapiosexualität» auf Sie zu? Zwar keine Orientierung, aber durchaus eine bemerkenswerte Präferenz. Lust auf Erregung per IQ?
Dating-Apps beweisen es: Immer mehr Menschen setzen bei der Suche nach potenziellen Partnern explizit auf solche, für die Bildungsgrad und die Auseinandersetzung mit Bildungsthemen wichtig sind. Smart wird gleichgesetzt mit sexy.
Der Trend hat seinen eigenen Namen bekommen: «Sapiosexualität» nennt man ihn. Heisst: Sexualität, die im weitesten Sinne auf Schlauköpfe setzt.
In Love mit IQ und Abschlusszeugnis
Ob jemand attraktiv für uns ist oder nicht, hängt von mehreren Faktoren ab. Aussehen, Geruch (!), gemeinsame oder konträre Interessen und gerne auch mal der Humor spielen eine wichtige Rolle.
Menschen mit einer sapiosexuellen Präferenz interessiert das alles nicht. Oder nur sekundär. Für sie ist wichtiger, was jemand über die jüngsten Weltgeschehnisse weiss und wie er darüber denkt. Oder ob der die Matura mit Glanz und Gloria abgeschlossen hat und sich dementsprechend zu äussern weiss. Oder den zweiten Doktorgrad, am besten in einer Zweit- oder Drittsprache und mit Summa cum laude.
Jeder Mensch hat sogenannte «innere Werte». Der Begriff der «Sapiosexualität» zielt denn auch mehr auf eher messbare Intelligenz, gleichgesetzt in unseren Breitengraden oft eben auch mit dem Bildungsgrad. Das zeigt sich beispielhaft schon am Begriff. Sein Ursprung: Latein. Das Verb «Sapere» heisst übersetzt «wissen».
Wer sich selbst als sapiosexuell bezeichnet, will also mehr als eine schnelle Nummer vom Partner oder den Körper, der dem Sieger des letzten Dschungelcamps so verblüffend ähnlich sieht. Einigen mag es auch bewusst um eine Abkehr von der Überpräsenz des Körpers in Medien oder Gesellschaftswahrnehmung gehen. Asexualität lässt grüssen?
Sapiosexuell können sowohl hetero- als auch homosexuelle Menschen sein. Im Allgemeinen findet man mehr Frauen als Männer darunter. Der Grund ist denkbar einfach: Je gebildeter Frauen selber sind, desto mehr erwarten sie das auch von Männern. Umgekehrt finden Männer es nicht immer attraktiv, wenn ihnen die Frau überlegen ist.
Spannend jedenfalls: Laut einer Studie aus Australien vom 2020 gelten extrem intelligente Menschen als weniger attraktiv als solche, die schlicht intelligent sind: wenn damit der IQ gemeint ist.
Anders, geht es um Emotionale Intelligenz: Die findet sogar auch der Arbeitgeber attraktiv. Haben Sie Ihre Chancen in dieser Richtung schon mal ausgetestet ...?