Toys, Verhütung und Co: So geht Sex umweltfreundlich

Nau Lifestyle
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Bern,

Licht aus! Und: nicht unter der Dusche! Beides liegt nahe, wenn es darum geht, es möglichst umweltbewusst zu tun. Doch umweltfreundlicher Sex kann noch mehr.

Kondom Verpackung einhorn
Tierversuchsfrei und vegan: Einige Kondomhersteller achten auf eine umweltfreundliche Produktion. - Daniel Karmann/dpa/dpa-tmn

Das Wichtigste in Kürze

  • Der Einfluss des menschlichen Sexuallebens auf die Umwelt ist überschaubar.
  • Ausbeutungs-Kautschuk für Kondome oder Hormonrückstände im Trinkwasser sind vermeidbar.
  • Auch Reizunterwäsche und andere Dessous gibt's mittlerweile in bio-zertifizierten Designs.

Sex ist die natürlichste Sache der Welt? Das war einmal.

In heutigen Schlafzimmern dominieren Reizwäsche, Toys und moderne Verhütungsmethoden das Geschehen. Darum ist unser Liebesleben weit weniger natürlich als wir annehmen.

Frau Mann Sex ineinander verschränkte Hände Fokus
Licht aus beim Sex! Wer es besonders umweltfreundlich tun möchte, kann auf viele weitere Dinge achten. - Christophe Gateau/dpa/dpa-tmn

Und: Man kann damit der Umwelt schaden. Wie geht es besser?

Verbesserungsmöglichkeiten gibt es schon bei der Unterwäsche: Nicht selten geht es bei deren Auswahl um Komfort und Sex-Appeal.

Wer aber auf Nachhaltigkeit Wert legt, kann auf die verarbeiteten Materialien und Produktionsbedingungen achten.

Mittlerweile gibt es Hersteller, die ihre Unterwäsche ausschliesslich aus Bio-Baumwolle oder recycelten Fasern herstellen. Weniger ästhetisch? Das muss nicht sein.

Unterwäsche könne ausserdem Schadstoffe enthalten, sagt Luise Körner vom Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND).

Wer sichergehen möchte, dass die ausgesuchten Teile frei von solchen Belastungen für Haut und Umwelt sind, kann das zum Beispiel mithilfe einer App überprüfen.

Es gibt zudem Unterwäschelabels, die explizit Textilien ohne Schadstoffe verwenden.

Hormone im Trinkwasser können Spermienqualität beeinträchtigen

Auch beim Thema Verhütung gibt es Möglichkeiten. Laut einer repräsentativen Umfrage der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung von 2018 sind die am häufigsten genutzten Verhütungsmethoden die Antibabypille und das Kondom.

Das Problem der Pille: Die darin enthaltenen Hormone werden im weiblichen Körper nur teilweise abgebaut. Die übrigen gelangen über den Harn ins Abwasser, zeigt eine Studie des BUND.

Packung Pille
Schon mal überlegt, dass man mit den Hormonrückständen der Pille die Umwelt verschmutzt? - Pixabay

Weil Kläranlagen nicht in der Lage sind, die kompletten Hormone aus dem Abwasser zu entfernen, landen sie so auch im Trinkwasser.

Darüber aufgenommen könnten die Hormone in das menschliche Hormonsystem eingreifen und dort Schäden hervorrufen, sagt Luise Körner vom BUND.

«Sie stehen im Verdacht, die Spermienqualität zu beeinträchtigen, das Brustkrebsrisiko zu erhöhen und die Entwicklung von Organen zu stören.»

Wer ohne Hormone verhüten möchte, kann das zum Beispiel mithilfe einer Kupferspirale tun. Diese wird der Frau vom Gynäkologen in die Gebärmutter eingelegt.

Die von der Spirale abgegebenen Kupfer-Ionen schädigen die Spermien und erschweren der Eizelle das Einnisten.

Eine weitere Alternative sind Kondome, die natürlich nicht wiederverwendbar sind und damit einen Haufen Müll produzieren. Ausserdem wird die Verträglichkeit einiger Präparate an Tieren getestet, klagt die Tierschutzorganisation Peta.

Dass bei der Herstellung von Kondomen zum Teil das Milchprotein Kasein verwendet wird, sehen die Tierschützer ebenfalls kritisch.

Inna Barinberg, Geschäftsführerin des umweltfreundlichen und veganen Sexshops Other Nature in Berlin, sieht noch einen weiteren Kritikpunkt.

Sie sagt, dass Kautschukbäuerinnen und -bauern, die den Hauptbestandteil für herkömmliche Präservative liefern, häufig ausgebeutet würden und unter schrecklichen Bedingungen arbeiteten.

Kondomhersteller, die sich für einen fairen und transparenten Kautschukanbau einsetzen und tierversuchsfreie und vegane Kondome produzieren, gibt es aber. Barinberg und Peta verweisen zum Beispiel auf die Marken Fair Squared, Einhorn, Glyde und My Size.

Weichmacher in Sexspielzeugen können Krebs verursachen

Bei Spielzeugen wie Dildos, Vibratoren und Co sei es oft noch komplizierter, die Herstellungsketten und Arbeitsbedingungen bei den Produzenten nachzuverfolgen, sagt Barinberg.

90 Prozent, wenn nicht sogar 95 Prozent der Toys würden in China hergestellt – schon das eigentlich ein No-Go unter Nachhaltigkeitsaspekten.

Sextoys Glas
Materialien wie Edelstahl oder Glas eignen sich besonders gut für Sextoys. - Marcus Brandt/dpa/dpa-tmn

Auch was das Material der Sexspielzeuge angeht, rät Barinberg zur Vorsicht, weil diese keiner Reglementierung unterlägen.

In den Toys enthaltene Weichmacher könnten sich negativ auf den Hormonhaushalt auswirken und auf Dauer Krebs verursachen.

Luise Körner empfiehlt daher, bei Spielzeugen aus Silikon darauf zu achten, dass es sich um medizinisches Silikon handelt.

Eine lange Nutzungsdauer der Toys ist gut für die Umwelt

Und was ist mit Sexspielzeugen aus naturbelassenen Materialien wie Holz? Davon rät Miriam Laubner ab. Sie arbeitet beim Unternehmen Triple A Internetshops, zu dem der Online-Sexshop Eis.de gehört.

Solche Materialien böten vor allem bei unzulänglicher Reinigung einen guten Nährboden für Pilze, Keime und Krankheitserreger.

Gut geeignete Materialien für Sexspielzeuge sind laut Laubner Materialien wie Edelstahl und Glas. Auch Kunststoff, Latex oder Silikon können unbedenklich sein, wenn man darauf achtgibt, dass keine Schadstoffe enthalten sind.

Inna Barinberg empfiehlt umweltbewussten Sextoy-Nutzern ausserdem, die Sextoys pfleglich zu behandeln und gründlich zu reinigen. So hielten diese länger und trügen nicht zur Müllproduktion bei.

Zugegeben: Der Einfluss der menschlichen Sexualität auf die Umweltverschmutzung ist überschaubar.

Laura Spengler vom Umweltbundesamt sagt, der Bereich Sexleben habe nur eine sehr begrenzte Bedeutung für die Umweltauswirkungen durch den Konsum insgesamt.

Doch wer ein rundum nachhaltiges Leben führen möchte, sollte zumindest von den Möglichkeiten wissen.

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