Beim VW-Bus-Flüsterer herrscht Hochbetrieb

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Gürbetal,

Patrick Finger erweckt in seiner Garage bei Thun alte «VW-Busse» zu neuem Leben. Weil Camping und Van-Life im Trend sind, kann er sich vor Arbeit kaum retten.

Garage Finger VW
Patrick Finger und sein Team können sich nicht über mangelnde Arbeit beschweren. - Rémy Steiner

Das Wichtigste in Kürze

  • Van-Life und Camping liegen in der Schweiz im Trend.
  • Davon profitiert auch Garagist Patrick Finger, der alte VW Busse repariert.

Camping und seine edlere Version, das «Glamping», sind im Trend. Die Schweizer Campingplätze vermeldeten für 2018 einen Rekord: Insgesamt wurden 3,6 Millionen Übernachtungen verzeichnet.

Auch die sechsköpfige Familie Finger aus Seftigen im Berner Gürbetal war in ihrem alten Campingbus der Marke VW unterwegs. Und Patrick Finger, der 39-jährige Vater, war wie immer erstaunt, welche Emotionen diese Fahrzeuge auslösen.

Bei Familie Finger ist der VW jedoch mehr als ein Gefährt für die Flucht aus dem Alltag. Das sieht man sofort, wenn man auf den Hof ihrer Garage vorfährt. In Reih und Glied sind hier etwa zwei Dutzend VW-Busse geparkt und bereit, restauriert zu werden.

Andere sind in der Werkstatt aufgebockt, Einzelteile stehen herum: Es wird geschweisst und geschraubt und gespritzt. Die Resultate lassen sich sehen. So wird ein makelloser blau-weisser T1, in der Garage Finger aufwändig restauriert und umgebaut, von Swisscom als Werbegefährt genutzt.

Spezialisiert auf VW-Busse

Die Garage Finger in Seftigen hat sich auf die Reparatur und Restaurierung von VW-Bullis spezialisiert. Offiziell hiess der Transporter übrigens nie «Bulli». Er wurde nur im Volksmund so genannt.

Der erste VW-Transporter, gebaut ab 1950, war ein simples Gefährt, praktisch und vergleichsweise billig. Für VW wurde der Transporter zum geschäftlichen Grosserfolg und für die Deutschen zum Symbol des wirtschaftlichen Aufschwungs in der Nachkriegszeit.

Bald begann der Bulli aber auch eine andere wichtige Rolle zu spielen. Denn dank seiner simplen Konstruktion konnte man ihn leicht um- und ausbauen. Seit den 1960er-Jahren diente er Hippies und anderen Nach-Freiheit-Dürstenden als ideales, günstiges und doch geräumiges Transportmittel.

VW Bus Bulli
Hier wartet noch viel Arbeit auf Fingers Crew. - Rémy Steiner

Teuer Oldtimer

Vor allem der T1 und der T2 sind auch heute gefragte Oldtimer. Das schlägt sich in den Preisen nieder. Gut erhaltene Busse werden ab etwa 50‘000 angeboten. Für dieses Geld gäbe es auch einen wenig gebrauchten Luxuswagen.

Günstiger sind die T2 mit der gewölbten, einteiligen Frontscheibe. Sie sind in fahrtauglichem Zustand ab etwa 20‘000 Franken zu haben. Gemäss Patrick Finger ist aber hinsichtlich Anschaffung Vorsicht geboten. Häufig werde erst nach eingehender Prüfung ersichtlich, wie der Zustand des Fahrzeugs wirklich ist.

VW Bus Bulli
Das Innenleben eines alten VW Busses. - Rémy Steiner

1000 Stunden und mehr

Obwohl er eher aus Zufall zum Spezialisten für VW-Busse wurde, ist Patrick Finger längst selber zum Van-Fan geworden. Seine «Regel Nummer eins» lautet: «Wir machen aus jedem Bus das Beste».

Die simple Philosophie führt dazu, dass der Stamm der Kunden laufend zunimmt, und das allein durch Mundpropaganda und den Internet-Auftritt. Kunden kommen aus der ganzen Schweiz und sogar aus dem Ausland ins grüne Gürbetal.

Die Garage Finger führt fast alle Arbeiten selber durch. Motoren werden ausgetauscht oder revidiert, Karosserien neu lackiert. Da wird auch rasch klar, wieso gut erhaltene Exemplare nicht billig sind. Für die Totalrestaurierung eines alten VW Busses können sich durchaus 1000 oder mehr Arbeitsstunden zusammenläppern.

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