Falsche Witwe reiste in Pflanzenkübeln um die Welt
Spinnenphobikern dürfte schon beim Gedanken daran das Herz rasen: Eine Spinnenart hat sich über den Pflanzenhandel in vielen Ländern der Welt ausgebreitet.
Das Wichtigste in Kürze
- Die «falsche Witwe» hat sich in etlichen Ländern der Welt ausbreitet.
- Grund zur Panik besteht aber nicht.
Wo sie auftaucht, ist der Aufschrei oft gross: Die «falsche Witwe» (Steatoda nobilis) sieht der hochgiftigen Schwarzen Witwe zum Verwechseln ähnlich. Ein Biss der Spinnenart, die sich seit einigen Jahrzehnten in etlichen Ländern der Welt ausbreitet, kann ziemlich schmerzen – wirklich gefährlich wird sie dem Menschen aber nicht.
Über die Auswertung von Museumsdaten und bestehender Literatur haben Wissenschaftler aus Deutschland und Grossbritannien nun herausgefunden, dass die falsche Witwe wohl nicht wie bisher angenommen in Bananenkisten um die Welt reiste, sondern mit dem Pflanzenhandel verbreitet wurde, vor allem mit Kakteen. Sie berichten von ihrer Untersuchung in der Fachzeitschrift «NeoBiota».
Falsche Witwe hat Lebensraum extrem vergrössert
Die falsche Witwe ist ursprünglich auf der portugiesischen Insel Madeira sowie auf den Kanarischen Inseln heimisch, hat ihren Lebensraum in den vergangenen 100 Jahren allerdings extrem vergrössert, schreiben die Wissenschaftler. So habe sie sich schon vor längerer Zeit in einigen Regionen Westeuropas und des Mittelmeeres angesiedelt. In jüngerer Vergangenheit gelangte sie auch nach Mitteleuropa, Kalifornien und Südamerika.
In Deutschland hätten sich zwei Populationen der falschen Witwe in Gartencentern niedergelassen, berichtet Tobias Bauer vom Naturkundemuseum in Karlsruhe. «Die Tiere finden es einfach dort angenehm», sagt er. Das liege daran, dass in den Gartencentern ein ähnliches Klima herrscht wie in den natürlichen Verbreitungsgebieten der Spinne. Mit einer weiteren Ausbreitung der Art rechnet der Forscher hierzulande nicht.
Rasche Ausbreitung erwartet
Dort, wo sie geeignete Umweltbedingungen vorfindet, dürfte sich die Art in den kommenden Jahren hingegen rasch ausbreiten, schreiben die Forscher. Am grössten sei die Wahrscheinlichkeit auf den westlichen Mittelmeerinseln, in Teilen Südafrikas, im südlichen Australien und in Neuseeland.
Obwohl sie dem Menschen gar nichts Böses kann, sorgt die falsche Witwe immer wieder für viel Aufregung: In London schlossen im vergangenen Jahr zeitweise vier Schulen, als dort mehrere Exemplare des Krabbeltiers auftauchten. Bauer kann solche Vorsichtsmassnahmen zwar nachvollziehen, betont aber: «Mir ist wichtig, dass man keine Panikmache betreibt. Dass ein Biss weh tut, will ich gar nicht unter den Tisch kehren. Aber es ist ein grosser Unterschied zum Biss einer Schwarzen Witwe, der unter Umständen lebensbedrohlich sein kann.»