Ein Pottwal, der an 30 Kilo Müll in seinem Magen gestorben ist, dominierte am Montag die Schlagzeilen. Schockierend: Meeresbiologe Jörn Selling erklärt gegenüber Nau, dass Plastik mittlerweile zur Alltags-Nahrung von Walen im Mittelmeer gehöre.
Der Pottwal hatte 29 Kilo Müll geschluckt – kein Einzelfall.
Der Pottwal hatte 29 Kilo Müll geschluckt – kein Einzelfall. - Murcia regional government

Das Wichtigste in Kürze

  • Ein Pottwal hat 29 Kilo Müll - das meiste davon Plastik – geschluckt und ist daran gestorben.
  • 2012 gab es einen ähnlichen Fall nur 200 Kilometer entfernt.
  • Da das Mittelmeer stark ausgefischt ist, ist die Gefahr besonders gross, dass Wale giftigen Abfall fressen.
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Das Bild des in Spanien tot angespülten Pottwals ging um die Welt. Fast einen 35-Liter Kehrichtsack voll Müll hat das Tier gefressen – und starb daran qualvoll. Für Menschen, die sich täglich mit dem Thema beschäftigen, ist eine solche Tragödie allerdings keine Überraschung. Die im spanischen Tarifa stationierte Schweizer Stiftung Firmm erforscht Meeressäuger (Wale und Delfine), welche die Gibraltar-Strasse durchqueren. Sie liefert wichtige Forschungsdaten und sensibilisiert die Öffentlichkeit mit Kursen und Veranstaltungen zum Thema – im Winter auch in der Schweiz. Nau hat mit Firmm-Meeresbiologe Jörn Selling über den Pottwal-Vorfall gesprochen.

Die offizielle Todesursache des Pottwalls ist eine Entzündung des Bauchfells.

Ja, es scheint klar zu sein, dass der Wal am Konsum von zu viel Plastik gestorben ist. Es kann auch sein, dass sich das Plastik über Jahre hinweg angesammelt hat, weil der Wal es nicht verdauen kann.

Weshalb passierte es genau an diesem Ort?

2012 gab es schon einmal einen ähnlichen Fall, als ein Pottwal an die Küste von Almería gespült wurde – also 200 Kilometer südwestlich von Cabo de Palos. Vom Atlantik habe ich so etwas noch nicht gehört, höchstens vereinzelt. Ich vermute, dass es der Hunger war, der den Pottwal dazu getrieben hat, das Plastik zu fressen. Wahrscheinlich ist im Mittelmeer nicht mehr genug Futter für die Pottwale und sie fressen einfach alles, was herumtreibt.

Jörn Selling hält einem Vortrag während dem jährlichen Firmm-Treffen, hier im Kultur- und Kongresshaus in Aarau.
Jörn Selling hält einem Vortrag während dem jährlichen Firmm-Treffen, hier im Kultur- und Kongresshaus in Aarau. - Firmm

Verwechseln Pottwale Plastik mit Beute?

Eigentlich ist es verwunderlich: Die Pottwale orten ihre Nahrung nämlich. Es scheint bei den Pottwalen so zu sein, dass sie gezielt Plastik fressen. Womöglich deuten sie es auch als Beute.

Weshalb sind solche Fälle im Mittelmeer häufiger als andernorts?

Ich vermute, dass das der Fall ist, weil das Mittelmeer weitestgehend ausgefischt ist und es nichts mehr zu holen gibt für die Tiere. Deshalb nehmen sie einfach alles, was auch nur im entferntesten wie Futter aussieht. Ein weiterer Grund könnte sein, dass im Mittelmeer schon besonders viel Müll gelandet ist, weil es eines der Meere ist, das die Menschen schon sehr lange beanspruchen.

Glauben Sie, dass solche Fälle zunehmen werden?

Davon gehe ich mal aus. Es ist ja grauenvoll, was da passiert. Die Meere sind immer voller und es ändert sich auch nicht viel in der Handlungsweise der Menschen. Es gibt Bestreben, den Müll wieder rauszunehmen, aber eigentlich sollte das Zeug gar nicht erst da rein kommen.

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