Wiener Geflecht klang lange nach Omas verstaubter Einrichtung, doch mittlerweile ist das Naturgeflecht wieder da. Es lässt sich wunderbar vielfältig einsetzen.
Wiener Geflecht
Wienergeflecht Kommode. - Instagram @re_think.interior

Das Wichtigste in Kürze

  • Das Wiener Geflecht besteht aus Peddingrohr.
  • Typischerweise wurde es für Sitzmöbel verwendet.
  • Heute verbreitet der Naturstoff Behaglichkeit in Innenräumen.
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Wiener Geflecht ist eng mit dem beliebten Rattan verwandt. Doch wo dieses als tropisch und exotisch wahrgenommen wird, hing dem klassischen Wiener Wabenmuster lange Zeit ein gewisser Muff an.

Doch mit der grossen Retro-Welle der letzten Jahren wird ihm endlich Gerechtigkeit zuteil. Der Naturstoff passt wunderbar zu verschiedenen Einrichtungsstilen.

Was ist Wiener Geflecht eigentlich?

Das Geflecht besteht aus dünnem Peddigrohr, das genau wie Rattan aus der südostasiatischen Rattanpalme gewonnen wird.

Typischerweise wird mit Rattan (vom malaiischen Rotan) der ganze Trieb bezeichnet und mit Peddigrohr das feinere Innere. Der Begriff leitet sich vom Niederdeutschen «paddik» für Pflanzenmark ab.

Wiener Geflecht
Wiener Geflecht Möbel. - Instagram @wuud.manufacture

Beim Wiener Geflecht wird ein enges Wabenmuster aus sechs Strängen geflochten. Dieses Geflecht ist einerseits stark genug, um als Stuhlsitz auch schwere Menschen auszuhalten.

Andererseits ist es anders als Rattan sehr flach und leicht.

Erfunden wurde es im Wien des 18. Jahrhunderts, als das exotische Material erstmals in grossen Mengen in Europa zur Verfügung stand. In den Wiener Kaffeehäusern und anderen Wirtschaften wurden Stühle mit geflochtener Sitzfläche schon bald Standard.

Vom Stuhl zum Allrounder

Im Laufe der Zeit wurde das Wiener Geflecht immer vielfältiger eingesetzt. Stühle erhielten bald auch geflochtene Lehnen. Dazu kamen luftig-leicht wirkende Kopf- und Fussenden von Betten, Lampenschirme, Schrankfronten und vieles mehr.

Wiener Geflecht
Esszimmer mit Wiener Geflecht. - Instagram @schulhaus1899

Vor allem im frühen 20. Jahrhundert, als sich immer mehr Menschen eine umfangreiche Einrichtung leisten konnten, lag das Geflecht voll im Trend.

Ein Nachteil des empfindlichen Naturstoffes ist der Verschleiss. Gerade Sitzmöbel neigen nach einigen Jahren zum Einreissen und Ausfransen.

Dazu ist er relativ pflegeaufwendig, da sich in den engen Wabenmustern schnell Staub festsetzt.

Das Comeback des Wiener Geflechts

Heute sind Naturstoffe wie Peddigrohr und Rattan wieder stark gefragt. Sie gelten als besonders nachhaltig, da die Rattanpalme sehr schnell wächst und sehr viel Rohstoff liefern.

Helle Pflanzenfasern wirken zudem ausgesprochen gemütlich und fügen sich gut in viele Wohnstile von tropischem Flair bis zum skandinavischen «Hygge» ein.

Für Einsteiger sind nostalgische Sitzmöbel empfehlenswert, die um den Küchentisch oder den Esszimmertisch gruppiert werden.

Ein echter Designklassiker ist der Thonet Nr. 14, den Michael Thonet in den 1850er Jahren für die Wiener Kaffeehäuser entwarf. Da schmeckt die Melange noch einmal doppelt so gut.

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