Bundesrat Johann Schneider-Ammann tritt per Ende Jahr zurück

Christoph Krummenacher
Christoph Krummenacher

Bern,

Gestern wollte der FDP-Bundesrat die Rücktritts-Gerüchte nicht bestätigen. Doch schon heute Dienstagmorgen war es soweit: Schneider-Ammann tritt Ende Jahr ab.

Das Wichtigste in Kürze

  • Bundesrat Schneider-Ammann wird am 31. 12. 2018 sein Amt abgeben.
  • Nationalratspräsident de Buman verlas zu Beginn der heutigen Sitzung ein Statement.
  • Die Parlamentarierinnen kommentierten die Rücktrittsankündigung mit Standing Ovations.

«Wenn Sie mich fragen, wie es mir geht: Mir geht es gut, ich bin wach!» – selbstironisch beginnt Johann Schneider-Ammann seine Medienkonferenz vor den Medien in Bern. Er wolle sich mehr seinen Aufgaben als Grossvater widmen können, sagt der Wirtschaftsminister. Dazu wolle er vielleicht die eine oder andere unternehmerische Tätigkeit wieder aufnehmen. Eigentlich sei die Ankündigung für Freitag beplant gewesen, aber er habe seiner Frau nicht zumuten wollen, dass lügen müsse, falls sie jemand gefragt hätte. «Jetzt kann sie sagen: Er geht – also: er kommt».

Heute sei noch nicht der Moment, Abschied zu nehmen, sagte Schneider-Ammann. «Es kommen noch drei Monate Intensivstarbeit auf mich zu», sagt er. Gring abe u seckle quasi oder eben wie Schneider-Ammann es – mit gesenktem Haupt – ausdrückt: «Gring abe u chrampfe». «Damit habe ich Ihnen noch einmal bewiesen, dass ich geblieben bin, wer ich bin – das war mir wichtig.»

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Johann Schneider-Ammann kurz vor seiner Medienkonferenz. - Nau

Dankbarkeit im Statement

Am morgen kündigte Nationalratspräsident Dominique de Buman an, dass Schneider-Ammann auf Ende Jahr zurücktreten wolle. Nach der Bekanntgabe herrschte erst gespenstische Ruhe im Saal, dann erhoben sich die Nationalrätinnen und Nationalräte und applaudierten mit Standing Ovations.

«lch verlasse ein Gremium, das durch seine respektvolle und konstruktive Zusammenarbeit beweist, dass die Schweiz als Denk-, Werk- und Dienstleistungsplatz, aber auch bezüglich Lebensqualität und Sicherheit nicht ohne Grund weltweit an der Spitze steht», hiess es in dem Statement von Schneider-Ammann. Die Schweiz sei ein «Petit Paradis» – wer um die Welt reise, höre fast nur Lob und Anerkennung.

Tempi passati: Johann Schneider-Ammann bei seiner Wahl zum Bundesrat 2010.
Tempi passati: Johann Schneider-Ammann bei seiner Wahl zum Bundesrat 2010. - Keystone

«Fast Jede und Jeder hat heute einen Job. Damit das so bleibt, wünsche ich mir für die Zukunft ein Maximum an lnvestitionen in die Köpfe und Hände unserer Gesellschaft.» Vor allem die Chancen der digitalen Revolution gelte es zu nutzen. Die Schweiz stehe wirtschaftlich nicht ohne Grund an der Spitze. Als Bundesrat habe er immer für «liberale Rahmenbedingungen» gesorgt.

«Es ist mir eine ausserordentliche Ehre gewesen, unserer Schweiz dienen zu dürfen», schliesst die Erklärung von Schneider-Ammann. Der Rücktritt des vormaligen Unternehmers und Präsidenten der Ammann Group erfolgt fast genau acht Jahre nachdem er im September 2010 vom Parlament gewählt wurde.

Parteikollegen applaudieren dem soeben in den Bundesrat gewählten Johann Schneider-Ammann, bei den Ersatzwahlen in den Bundesrat durch die Vereinigte Bundesversammlung.
Parteikollegen applaudieren dem soeben in den Bundesrat gewählten Johann Schneider-Ammann, bei den Ersatzwahlen in den Bundesrat durch die Vereinigte Bundesversammlung. - Keystone

Die Spatzen pfiffen es von den Dächern

Bereits gestern hatten Medien über entsprechende Gerüchte berichtet. Schneider-Ammann wollte diese jedoch nicht kommentieren, wie er über Twitter verlauten liess. Am Dienstagmorgen verdichteten sich die Anzeichen. Mehrere gut informierte Personen im Bundeshaus bestätigten gegenüber Nau die Gerüchte.

Der 66-jährige Johann Schneider-Ammann, der seit 2010 Bundesrat ist, hatte seinen Rücktritt bereits im April angekündigt. Damals wollte er jedoch bis Ende Legislatur, also bis Ende 2019 weitermachen. Tritt Johann Schneider-Ammann tatsächlich heute ab, dürfte die Ersatzwahl für den Bundesrat am 5. Dezember stattfinden.

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