Fischsterben: AKWs sollen noch wärmeres Wasser einleiten dürfen
Der Bund will, dass AKWs sogar noch wärmeres Kühlwasser als bisher einleiten dürfen. Die Linke spricht von Wahrnehmungsstörungen im Bundesrat.
Das Wichtigste in Kürze
- Der Bund plant, AKWs die Einleitung von noch wärmerem Wasser in Flüsse zu erlauben.
- Derzeit ist das Wasser vielerorts so warm, dass Tausende Fische verenden.
- SP-Nationalrat Beat Jans: «Der Bundesrat hat eine Wahrnehmungsstörung.»
Die Hitze hat die Schweizer Gewässer derart stark erwärmt, dass tonnenweise Fische sterben. Im wahrsten Sinn des Worts «angeheizt» wird die Problematik noch durch AKWs mit Flusswasserkühlung: Beznau und Mühleberg. Die SP fordert die Abschaltung von Beznau, um zu retten, was noch zu retten ist. Der Trend geht aber in die genau entgegengesetzte Richtung: Noch wärmeres Kühlwasser soll in die Flüsse geleitet werden dürfen.
SP-Jans: «Bundesrat hat eine Wahrnehmungsstörung»
Vor einem Monat wurde bekannt, dass der Bundesrat den AKW-Betreibern entgegenkommt. Ironischerweise genau wegen dem Klimawandel: Weil immer häufiger die Flüsse zu warm werden, müssten die AKWs ihre Leistung immer häufiger drosseln. Die Lösung: Statt 30 Grad warmes Wasser sollen AKWs bis zu 33 Grad warmes in die Aare leiten dürfen.
Das habe nur «geringe Auswirkungen» auf die Umwelt, findet der Bundesrat gemäss «Tages-Anzeiger». Das sei ja wohl eine Wahrnehmungsstörung seitens der Landesregierung, kommentiert SP-Nationalrat Beat Jans: «Wenn die Fische massenweise sterben, ist das keine ‹geringe Auswirkung›».
Deutschland und Frankreich könnten reklamieren
Die Temperatur-Limiten sogar noch zu erhöhen: «Das geht überhaupt nicht», sagt Jans. Den Entscheid müsse man in Lichte der aktuellen Situation «auf jeden Fall noch einmal anschauen». Der Bundesrat könnte es sich sonst auch mit den Ländern rheinabwärts verscherzen. Denn auch dort heizt das AKW Beznau noch den Rhein auf. «Ich habe gelesen, dass Beznau noch in Basel 0,6°C ausmacht», sagt Jans.
Wenn Schweizer AKW-Kühlwasser die Rheintemperatur in Deutschland und Frankreich über den kritischen Punkt bringt, sind die dortigen toten Fische auch ein Schweizer Problem: «Natürlich werden irgendwann Forderungen auf die Schweiz zukommen.»
Bund laviert während Frankreich handelt
Jans nervt sich über die zögerliche Haltung der Schweizer Behörden. Denn nach geltendem Recht dürfte gar kein Kühlwasser mehr eingeleitet werden, wenn der Fluss schon 25 Grad warm ist. «Ist denn das Makulatur? Es gibt überhaupt nichts zu fackeln.» Eine zu späte AKW-Abschaltung mache die toten Fische auch nicht mehr lebendig.
Das Problem ortet Jans einerseits beim Bund («Das ist einfach Laviererei») wie auch beim Beznau-Betreiber Axpo. Denn Frankreich habe schnell gehandelt und das mit Rheinwasser gekühlte AKW Fessenheim abgestellt. «Die Franzosen können das! Und Mühleberg auch. Die Axpo-Lobby spielt hier wieder eine ganz dubiose Rolle.»