Shawne Fieldings Ohrfeige ist zerstörerisch, sagt Männerhaus-Chefin
Vor laufender Kamera haute Shawne Fielding ihrem Partner eine Watsche Genau so kann die Spirale der Gewalt beginnen, weiss die Leiterin des Berner Männerhauses.
Das Wichtigste in Kürze
- Ex-Botschafter-Gattin Shawne Fielding gab ihrem Partner eine Ohrfeige.
- Partner Patrick Schöpf relativierte. Das ist typisch, weiss die Leiterin des Männerhauses.
- Männer akzeptieren Gewalt, weil sie Angst haben, als schwach zu gelten.
Im «Sommerhaus der Stars» wogte die Wut: Weil er sie «Trottel» nannte, klatschte Botschafter-Ex Shawne Fielding ihrem Partner Patrick Schöpf die Hand ins Gesicht. Eine Ohrfeige vor laufender Kamera.
«Wir sind beide nicht so zart besaitet und haben eine gute Streitkultur», relativierte der ehemalige Eishockey-Torhüter die Handgreiflichkeit und vorangegangene Beleidigung gegenüber Nau.
Heute Ohrfeige, morgen Waffe
Also alles halb so wild? Sieglinde Kliemen, Leiterin des Berner Männerhauses «Zwüschehalt», schüttelt den Kopf: «Gewalt als Lösungsstrategie ist in jeder Situation zerstörerisch.» Einmal in Gang gesetzt, könne die Spirale der Gewalt immer schneller drehen: «Heute kommt die Beleidigung, morgen die Ohrfeige und irgendwann hält jemand eine Waffe in den Händen.» Mit der Gewalt sei es ganz ähnlich wie mit dem Alkohol: «Ein Glas macht noch keinen Alkoholiker. Aber es kann der erste Schritt zu einem grossen Problem sein.»
Dass
Schöpf die Szene relativiert, passt zu den Erfahrungen, die Kliemen mit den
Männern macht: «Da sind wir sofort wieder in den klassischen Rollenbildern
drin. Eine Frau muss beschützt werden, der Mann dagegen ist ein Held. Dass eine
Frau den Mann schlägt, passt nicht in dieses Bild.» Das sei auch der Grund
dafür, dass es sehr lange dauere, bis Männer bei häuslicher Gewalt Hilfe holen.
«Sie wollen nicht über die Situation sprechen, weil sei denken, das mache sie
schwach.»
Schöpfs Wortwahl «wir sind nicht so zart besaitet», zeige auf, «dass er einen respektlosen Umgang als normal definiert. Dabei gilt Respekt in unserer Gesellschaft als wichtiger Wert.»
Auch Frauen sind gewalttätig
Während Gewalt an Frauen in der Gesellschaft auf Schutzmechanismen stosse, werde Gewalt an Männern noch immer oft nicht ernst genommen. «Es kommt stark darauf an, wer diese Szene betrachtet. Der eine mag denken: ‹Das geht doch nicht!›, aber viele andere tolerieren die Gewalt, wenn sie von der Frau auf den Mann ausgeübt wird, weil die Frau klassisch in der Opferrolle gesehen wird.» Vergreift sich eine Frau im Ton, dann betrachtet unsere Gesellschaft das bis heute oft als Ausnahme.
Dabei sei sowohl die psychische als auch die physische Gewalt eine erlernte Lösungsstrategie von Männern und Frauen, erklärt Kliemen. Eine Art, mit Problemen umzugehen, die Kinder von ihren Eltern und anderen Vorbildern übernehmen. «Gewalt ist immer falsch, aber das ändert nichts daran, dass viele sich in Extremsituationen nicht mehr anders zu helfen oder zu wehren wissen», so Kliemen.
Es braucht immer zwei
Im Männerhaus sind die Rollen allerdings sehr oft vertauscht: Männer erleben teilweise jahrelange psychische Gewalt. «Das geht über Spucken und Beleidigen bis hin zu falschen Beschuldigungen und Erniedrigungen. Irgendwann halten sie es nicht mehr aus und schlagen zu.» Ganz so, wie Shawne Fielding, die mit der Ohrfeige auf die Beleidigung «du Trottel» reagiert hat. Kiemen weiss: «Damit eine Gewaltspirale sich entwickelt, braucht es immer zwei.»