Scientology missioniert in Zürich

Patricia Shams
Patricia Shams

Zürich,

Mit Standaktionen wirbt Scientology in Zürich um neue Mitglieder – getarnt durch karitative Vereine. Die Verbindung zur Sekte ist dabei nicht immer ersichtlich.

Scientology
Das Kreuz-Symbol der Scientology-Kirche hat acht Spitzen. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Scientology hat die Präsenz auf Zürcher Strassen deutlich erhöht.
  • Sie nutzt dabei karitative Vereine zur Tarnung.

Immer öfter buhlt Scientology auf Zürcher Strassen um neue Mitglieder. Die Zahl der von der Stadt Zürich bewilligten Standaktionen ist deutlich angestiegen. 2017 waren es mit 58 demnach mehr als doppelt so viele wie in den Jahren zuvor. Ähnlich dürfte es auch 2018 aussehen. Doch eigentlich stehen einer Organisation pro Jahr nur 48 Standaktionen zu.

Um das zu umgehen, wendet Scientology einen Trick an: Die Kirche stellt die Gesuche kurzerhand im Namen mehrerer Vereine, wie der «Tages-Anzeiger» schreibt. «Wir betrachten jeden Verein als eigenen Gesuchsteller, entsprechend werden die Gesuche auch gesondert geprüft», erklärt Mathias Ninck, Sprecher des Sicherheitsdepartements gegenüber der Zeitung.

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Jürg Stettler ist Präsident der Scientology Kirche Zürich. - Keystone

Viele Vereine erwähnen Verbindung zu Scientology nicht

Die Vereine sind Teil des dichten Netzwerks. Ihre Ableger heissen «Sag Nein zu Drogen, sag Ja zum Leben», «Jugend für Menschenrechte» oder «Weg zum Glücklichsein». Auf den ersten Blick haben ihre karitativen Aktivitäten nichts mit der Sekte zu tun. Auf den Websites der Vereine wird die Kirche lediglich im Kleingedruckten erwähnt – wenn überhaupt.

Rechtlich sind die Vereine von der Sekte losgelöst, ihre Mitglieder seien dennoch meist praktizierende Scientologen, sagt Manfred Harrer von der gewaltfreien Aktion gegen Scientology zum «Tages-Anzeiger». «Es handelt sich um Tarnorganisationen der Scientology.» Scientology-Aussteiger hätten ihm bestätigt, dass die Sekte Personen systematisch kontaktiere, um sie als Mitglieder anzuwerben. Dazu hätten sie die Kontaktdaten verwendet, die durch die Vereine gesammelt wurden.

Die engen Verflechtungen zwischen Scientology und den Vereinen bestätigt auch Susanne Schaaf, Geschäftsleiterin der Informationsstelle Infosekta. «Wenn die Verbindung zu Scientology verneint wird, ist das einfach nicht korrekt. Jürg Stettler, Präsident der Scientology-Kirche Zürich bestreitet das vehement. Auf die Mitgliederdaten der einzelnen Vereine habe Scientology keinen Zugriff, sagt er.

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