Es braucht keine breiteren Strassen wegen SUV

Michael Bolzli
Michael Bolzli

Bern,

Der Bund liebäugelt damit, die Strassen zu verbreitern. Linke sehen das Problem beim SUV-Trend. Doch die Argumentation zieht nicht. Ein Kommentar.

SUVs Unfällen
Dem SUV-Fahrer wurde der Führerschein entzogen (Symbolbild). - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Weil Autos grösser werden, will der Bund die Strassen verbreitern.
  • Für die Linke sind SUV Ursache des Problems. Doch das greift zu kurz.

Die Schweiz diskutiert wieder über die ganz grossen Probleme. Die Strassen sollen breiter werden, fordert der Verband für Verkehrsfachleute Schweiz. Die Logik: Weil Fahrzeuge immer breiter werden, muss auch die Strasse breiter sein, um die Unfallgefahr nicht zu erhöhen. Unterstützung für diesen Vorschlag gibt es vom Bund.

Von Links ist klar: Schuld sind die dicken Geländewagen, gerne auch SUV (Sport Utility Vehicle) genannt, die immer mehr und mehr unsere Strassen verstopfen. Ein altes Feindbild wird wieder aus der Mottenkiste geholt. In diesem Fall allerdings zu Unrecht.

Natürlich darf man drüber streiten, ob es nötig ist, in der Stadt mit einem zwei Tonnen schweren Geländewagen umherzukurven. Was Topografie und Qualität der Strassen angeht: Nein, nötig ist es wohl nicht.

Doch das Feindbild SUV greift zu kurz. In den letzen Jahren sind alle Autos gewachsen. Was früher als Kompaktwagen durchging, ist heute ein Kleinwagen. Und heutige Mittelklasse-Limousinen sind breiter als Oberklasse-Fahrzeuge der 90er. Vergleichsweise wenig gewachsen sind die grossen SUV.

Breiter und sicherer geworden

Dass Autos grösser geworden sind, liegt auch am Gesetzgeber. Er verlangt immer sicherere Fahrzeuge. Autotüren sind heute dicker als noch in den 90ern, in den A-, B- und C-Säulen sind Airbags und dickeres Metall. Das alles braucht Platz. Hätten die Autohersteller ihre Fahrzeuge nicht verbreitert, hätten die Passagiere weniger Platz.

Auch wenn die Autos gewachsen sind, von der gesetzlich zulässigen Fahrzeugbreite von 2,50 Meter sind selbst dicke SUVs weit entfernt. Oder anders gesagt: Platz ist eigentlich genug da. Doch jeder Autofahrer kennt das mulmige Gefühl, wenn er in der vollgestopften Stadt ein Fahrrad überholt und dabei der anderen Spur gefährlich nahe kommt.

Wer das Problem in den Innenstädten entschärfen will, braucht nicht breitere Strassen. Mehr Velowege sind die bessere Investition. Wenn das nicht möglich ist: Tempo drosseln. Mit 30 Stundenkilometer in den Städten fahren wir entspannter als mit 50. Und können den Überblick im immer grösser werdenden Verkehr besser halten. Kommt dazu: Statt Millionen in den Strassenbau zu pumpen, bräuchten wir nur neue Schilder aufzustellen. Und Geld sparen wollen wir doch alle, oder?

Sind Sie für breitere Strassen?

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