Lehrer sind gegenüber Migrantenkindern voreingenommen
Das Wichtigste in Kürze
- Laut einer Studie trauen Pädagogen Kindern mit ausländischen Wurzeln weniger zu.
- Diese tiefen Erwartungen führen dann zu schlechteren Leistungen bei den Schülern.
Lehrerinnen und Lehrer unterstützen und fördern die persönliche Entwicklung ihrer Schüler. Ihre Aufgabe ist es, anderen ihr Fachwissen zu vermitteln und den Lernprozess jedes Kindes zu steigern. Dabei sollte weder das Geschlecht noch die Herkunft den professionellen Umgang mit den Schülerinnen und Schülern beeinflussen.
In der Praxis sieht dies jedoch anders aus: «Die Förderung und Beurteilung von Kindern erfolgt leider nicht so neutral, wie sie sollte», sagt Markus Neuenschwander, Professor an der Pädagogischen Hochschule Nordwestschweiz, in der «NZZ am Sonntag». Zusammen mit seinem Forschungsteam kam er zur Erkenntnis, dass Pädagogen von vornherein schlechtere Leistungen von Schülern mit Migrationshintergrund erwarten.
Ewiger Teufelskreis für Migrantenkinder
Gerade in der Mathematik liegen die Erwartungen massiv tiefer. Und das, obwohl objektiv keine Leistungsunterschiede zwischen Migrantenkindern und einheimischen Kindern bestehen. Das Fatale: Solche Vorurteile führen zu schwächeren Leistungen bei den Lernenden.
«Wer von einem Kind weniger erwartet, fördert und fordert es weniger», so Neuenschwander. Folglich würden die Leistungsunterschiede zwischen Migranten und Nichtmigranten im Verlauf einer Schulkarriere immer grösser.
Verband steht hinter Lehrerschaft
Die Studie bestätigt Ergebnisse von ähnlichen Untersuchungen im Ausland und die Erfahrung von mehreren Fachleuten aus der Schweiz. So auch jene von Erziehungswissenschaftlerin Katharina Maag: «Die Lehrpersonen müssen sich verbessern». Dazu brauche es Informationen, aber auch ein ständiges hinterfragen der eigenen Haltung.
Eine etwas andere Ansicht teilt Beat Zemp, Präsident des Lehrerverbandes Schweiz: «Erwartungen sind immer durch Erfahrungen geprägt, die sich im Verlauf der Zeit zu Stereotypen verdichten können». Das gelte nicht nur für Lehrer, sondern auch für andere Berufsklassen. «Lehrpersonen sind nicht davor gefeit, negative Erwartungshaltungen auf Schüler zu übertragen», so Zemp.