Vor der Implosion des «Titan»-Tauchbootes gab es zahlreiche Warnzeichen. Ein U-Boot-Experte veröffentlicht nun Mails, die er an Stockton Rush (†61) schickte.
«Titan»
Das Tauchboot «Titan» ist auf dem Weg zur «Titanic» tragisch verschwunden. -/OceanGate Expeditions/AP/dpa - dpa

Das Wichtigste in Kürze

  • Zahlreiche Experten warnten Stockton Rush (†61) vor Mängeln an der «Titan».
  • Ein Abenteurer meldete dem OceanGate-CEO schon 2019 beunruhigende Geräusche.
  • Nach dem U-Boot-Unglück veröffentlicht Karl Stanley seine Warn-Mails.
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Reparaturen mit Kabelbindern, Steuerung per Logitech-Controller, abgelaufene Boeing-Teile und zahlreiche Expertenwarnungen hätten Alarmglocken schrillen lassen sollen. Dennoch reisten fünf Menschen an Bord des Tauchboots «Titan» der Firma «Ocean Gate Expeditions» zum Wrack der Titanic.

Wie die Tauchfahrt endete, ist inzwischen bekannt: Das U-Boot implodierte – innert Millisekunden waren alle fünf Insassen tot, unter ihnen auch OceanGate-Chef Stockton Rush (†61).

«Titanic»-Wrack
Das Tauchboot «Titan» war auf dem Weg zum Wrack der «Titanic». (Symbolbild)
Harding
Ebenso der britische Unternehmer Hamish Harding...
Titan U-Boot Implosion Titanic
Zur Implosion ist es wohl schon am Sonntag gekommen, die Trümmer wurden am Donnerstag gefunden. (Symbolbild)
U-Boot Titan Titanic
Laut Experten hätten die fünf Insassen nicht einmal gemerkt, dass sie sterben würden. (Symbolbild)
Titan U-Boot Titanic
Sie seien innerhalb von Millisekunden tot gewesen. (Symbolbild)
U-Boot Titan Titanic
Die Experten sprechen von einem schmerzlosen Tod. (Symbolbild)

Nun sind weitere E-Mails ans Licht gekommen, in denen dieser bereits 2019 vor erheblichen Mängeln an der Tauchkapsel gewarnt wurde. Urheber der Nachrichten, die der «New York Times» vorliegen, ist der Abenteurer und Tauch-Pionier Karl Stanley.

Lautes Knacken in Tauchboot-Hülle

Dieser bietet selbst Tauchgänge mit einer eigens entwickelten Kapsel an und war damals für eine Testfahrt an Bord der «Titan». Dabei erlebte er Beunruhigendes. Während der zweistündigen Reise in 3800 Meter Tiefe, hörte Stanley immer wieder ein lautes Knacken.

Würden Sie in einem U-Boot zur Titanic fahren wollen?

Am Folgetag warnte er Rush in einer E-Mail: Die lauten Geräusche «klangen wie ein Fehler/Defekt in einem Bereich, auf den der unglaubliche Druck einwirkt.» Er fürchte, dies deute auf mögliche Schäden in einem Teil der U-Boot-Hülle hin.

Rush solle sich nicht von Investoren, Wissenschaftlern, Medien und seinem «erfolgshungrigen» Team beeinflussen lassen. «Stellen Sie sich vor, Sie würden dieses Projekt selbst finanzieren und nach Ihrem eigenen Zeitplan durchführen», schrieb Stanley. «Würden Sie in Erwägung ziehen, Dutzende von anderen Menschen zur Titanic zu bringen, bevor Sie die Quelle dieser Geräusche kennen?»

U-Boot
Diese fünf Männer starben auf dem Weg zur Titanic: Millionär Shahzada Dawood und Sohn Suleman, Titanic-Experte Paul-Henry Nargeolet, Betreiberfirma-Chef Stockton Rush und Abenteurer Hamish H - keystone

Auf diese E-Mail erhielt der U-Boot-Experte nie eine direkte Antwort. Kurz darauf, konfrontierten mehrere Fachleute Rush an einer Konferenz in New Orleans (USA). Stanley berichtet gegenüber der «New York Times» von einem «sehr angespannten Austausch». «Die Leute in dem Raum haben sich quasi alle zusammen gegen ihn gestellt», so Stanley.

OceanGate-Chef ignoriert Regeln bei U-Boot-Bau

Später soll Ocean Gate einigen Änderungen an der «Titan» vorgenommen haben und etwa auch eine neue Hülle gebaut haben. Die geplanten Tauchgänge wurden um ein Jahr verschoben.

Mit der «Titan» wollte Rush Tauchfahrten für mehr als drei Passagiere, die in eine herkömmliche Tauchkugel passen, anbieten. Dabei hat der OceanGate-Chef aber, wie er selbst zugegeben hat, «bestehende Regeln» teils ignoriert.

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