Angeklagter früherer Boeing-Testpilot sieht sich als «Sündenbock»
Der wegen seiner Rolle bei den verheerenden Abstürzen zweier Boeing-Maschinen vom Typ 737 MAX angeklagte frühere Testpilot sieht sich selbst als Sündenbock.
Das Wichtigste in Kürze
- Forkner muss sich im Fall von 737-MAX-Abstürzen vor Gericht verantworten.
«Diese Tragödie verdient eine Suche nach der Wahrheit - und nicht die Suche nach einem Sündenbock», teilte Mark Forkner am Freitag (Ortszeit) über seine Anwälte mit. Der ehemalige technische Chefpilot soll der US-Flugaufsichtsbehörde FAA «falsche, ungenaue und unvollständige Informationen über einen neuen Teil der Flugsteuerung der Boeing 737 MAX» geliefert haben, wie das US-Justizministerium mitteilte.
«Wenn die Regierung diesen Fall vor Gericht bringt, wird die Wahrheit zeigen, dass Mark diese Tragödie nicht verursacht hat, er hat nicht gelogen, und er sollte nicht angeklagt werden», erklärte dessen Anwalt David Gerger.
Der 49-Jährige muss sich vor einem Geschworenengericht im US-Bundesstaat Texas wegen Betrugs verantworten. «Das Justizministerium wird Betrug nicht dulden - vor allem nicht in Branchen, in denen so viel auf dem Spiel steht», sagte der texanische Bundesstaatsanwalt Chad Meacham. Im Fall einer Verurteilung drohen Forkner bis zu 100 Jahre Haft.
Die 737 MAX wurde im März 2017 zugelassen. Dabei war Forkner die direkte Kontaktperson zwischen dem Flugzeugbauer und der FAA. Laut Dokumenten, die Anfang 2020 veröffentlicht wurden, hatte er damit geprahlt, seine FAA-Kollegen täuschen zu können, um die Zertifizierung für das speziell für die Boeing 737 MAX entwickelte Stabilisierungssystem MCAS zu erhalten.
Forkner hatte laut Gerichtsdokumenten Kenntnis über ein Problem mit der MCAS erlangt. In einer Nachricht an einen Kollegen, die 2019 veröffentlicht wurde, sagte er etwa, dass das Stabilisierungssystem das Fliegen des Flugzeugs in einem Simulator erschwere. Er entschied sich jedoch bewusst dafür, diese Informationen nicht an die FAA weiterzugeben, wodurch diese keine spezielle Schulung für Piloten mit dem System veranlasste.
Im Oktober 2018 und März 2019 stürzten dann in Indonesien und Äthiopien zwei Maschinen des Typs ab, insgesamt starben 346 Menschen. In beiden Fällen hatte das MCAS falsche Daten übermittelt. Im März 2019 wurde ein weltweites Flugverbot für den früheren Verkaufsschlager von Boeing verhängt, das erst Ende 2020 nach einer Überarbeitung des Systems wieder aufgehoben wurde.