Billie Eilish ist mit 18 das neue Bond-Song-Girl

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USA,

Der Blitzaufstieg von Billie Eilish zum Superstar und Kritiker-Darling war sensationell. Dennoch überrascht, dass die US-Musikerin mit gerade mal 18 einen der begehrtesten Jobs im Pop erhält: den neuen Bond-Song. Und die Fallhöhe ist nicht ungefährlich.

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Ganz lässig: Billie Eilish bei einem Interviews am Rande des Musik- und Kunst-Festivals "MS Dockville". Foto: Jonas Walzberg/dpa - dpa-infocom GmbH

Das Wichtigste in Kürze

  • Wird sie dieses prestigeträchtige Lied so prachtvoll schmettern wie einst Shirley Bassey in «Goldfinger» und «Moonraker»? Oder pathetisch schmachten wie zuletzt Sam Smith in «Spectre»?

Oder wird Billie Eilish (18) mit dem Titelsong des 25. Bond-Films «No Time To Die» («Keine Zeit zu sterben») ein ganz eigenes Ding durchziehen, wie bisher schon in ihrer atemberaubenden Selfmadefrau-Karriere?

Zu hören ist vorerst kein einziger Ton vom Vorspannlied zum Top-Kinoereignis des Jahres 2020, das am 2. April Premiere haben wird. Auch Eilishs Plattenfirma hütet das Geheimnis: Über den Bond-Song gebe es «keine Infos, bevor sie offiziell verschickt werden oder auf Billies Socials angekündigt werden», teilte Universal der Deutschen Presse-Agentur mit. Aber soviel steht schon fest: Die Berufung einer gerade erst volljährigen Musikerin zum neuen Bond-Song-Girl weckt gespannte Erwartungen - und bei manchen auch Sorge um ihren Pop-Darling.

Denn die 2019 mit Millionen Audiostream-Klicks und verkauften Alben zum globalen Superstar aufgestiegene Eilish aus Los Angeles ist «die jüngste Künstlerin, die je ein James-Bond-Titellied geschrieben und aufgenommen hat», wie es vorige Woche zur allgemeinen Überraschung auf dem Bond-Twitteraccount hiess. Kommt die Aufnahme in den Popcornkino-Olymp aber womöglich zu früh? Verhebt sich die so makellos gestartete Künstlerin damit, altert sie vorzeitig? Oder ist Billie eigentlich «zu cool», um «eine der angestaubtesten Film-Marken» musikalisch zu untermalen, wie der britische «Guardian»-Kritiker Stuart Heritage orakelte?  

Tatsächlich: Eilishs Vorgänger und (zumeist) Vorgängerinnen hatten praktisch allesamt schon länger Berühmtheit und Star-Charisma erworben, bevor ihr Song den britischen Geheimagenten mit der Lizenz zum Töten in sein neues Filmabenteuer geleitete: 

In der Frühzeit der Kinoreihe ragten die stimmgewaltige Shirley Bassey (häufigste Bond-Vorsängerin mit gleich drei Auftritten: 1964, 1971, 1979), der Waliser Tom Jones (1965) und US-Popikone Nancy Sinatra (1967) heraus. Danach sangen Megastars wie Paul McCartney (1973), Tina Turner (1995) und Madonna (2002) für 007. Gelegentlich kamen gerade aktuelle Charts-Phänomene wie Lulu (1974), Sheena Easton (1981) und die Synthie-Popper a-ha (1987) zum Zuge, zuletzt auch Alternative-Rocker wie Garbage (1999), Chris Cornell (2006) und Jack White (2008).

Ein James-Bond-Song - das ist für jeden Künstler, wie berühmt er auch bereits sein mag, eine Riesensache. Wie Catherine Haworth von der britischen Universität Huddersfield erklärt, birgt eine solche Berufung «die Chance, Teil eines kulturellen Phänomens zu werden - ein Teil der am längsten laufenden Film-Marke der Geschichte und eines der unverwechselbarsten Literatur- und Filmcharaktere».

Im besten Fall winken ein Oscar (zuletzt sowohl für Adeles fabelhaftes «Skyfall»-Lied von 2012 als auch für Sam Smiths «The Writing’s On The Wall») und mit ziemlicher Sicherheit hohe Chartsplatzierungen: So belegte «A View To A Kill» von Duran Duran 1985 Platz 1 in den USA, Smiths Song schaffte 2015 Rang 1 in Grossbritannien. Auch Madonnas Karriere bekam mit «Die Another Day» nochmal einen Schub.

Zugleich ist das 007-Eröffnungslied für jeden Künstler eine Herausforderung - mit biederen Kompositionen kann man sich da schnell blamieren. Einprägsam, nicht allzu treibend, eher orchestral, bläserstark, bombastisch sollte der Song sein, um gegen das Action-Feuerwerk und die leichtbekleideten Frauen des oft bizarren Vorspanns anzukommen. Das Stück darf auch gern Zitate klassischer James-Bond-Melodien enthalten, wie es Adele und ihrem Produzenten Paul Epworth so kongenial gelang.

Nur wenige schaffen es, selbst im möglichst massentauglichen Bond-Song einen kraftvollen eigenen Sound zu bewahren - zuletzt Jack White mit der US-Soulsängerin Alicia Keys in «Another Way To Die». Ein rein künstlerisch ähnlich starkes Lied wurde bei der Auswahl zum bisher letzten Bond-Film als «zu düster» aussortiert: «Spectre» von der seit 25 Jahren weltweit gefeierten britischen Artrock-Band Radiohead. Stattdessen bekam Sam Smith den Zuschlag - mit einem Song, der teils vernichtende Kritiken erhielt.

Man darf also gespannt sein, was die bisher schrill und unangepasst daherkommende Billie Eilish aus ihrer Bond-Chance macht. Der Druck dürfte auch für diese hochtalentierte, selbstbewusste Sängerin gross sein nach dem Riesenerfolg bei Fans und Kritikern mit der Hitsingle «Bad Guy» und dem Nummer-eins-Album «When We All Fall Asleep, Where Do We Go?». Dass sie (allerdings eher reduzierte) Jazzpop-Balladen singen kann, hat sie mit «Listen Before I Go» und «I Love You» schon bewiesen.

Über den neuen Bond-Titelsong weiss man bisher so gut wie nichts. Billie Eilish, die sechs Nominierungen für die Grammys (26. Januar) erhalten hat, schrieb das Stück wieder zusammen mit ihrem Bruder Finneas O’Connell. Und sie ist sich der Besonderheit, in so jungen Jahren für James Bond zu singen, sehr bewusst: «Es fühlt sich völlig verrückt an, ein Teil dieser Sache zu sein», dies sei «eine riesige Ehre», schrieb die weiterhin bei den Eltern lebende Künstlerin unmittelbar nach der Bekanntgabe des Coups. «Ich stehe noch unter Schock.»

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