Coronavirus: Darum ist Bill Gates das Hassbild der Lockdown-Gegner
Während der vom Coronavirus ausgelösten Krise ist Bill Gates allmählich zum globalen Hassbild geworden. Doch warum eigentlich?
Das Wichtigste in Kürze
- Für viele Corona-Gegner gilt Bill Gates als der Sündenbock für die globale Krise.
- Durch seine Stiftung investiert er schon seit Jahren Milliarden ins Gesundheitswesen.
- In der Corona-Krise haben sich Behauptungen um seine angeblichen Interessen verbreitet.
Am Wochenende wurde erneut in vielen Städten gegen die jeweiligen Massnahmen zur Bekämpfung des Coronavirus demonstriert. Oft sind bei solchen Demos gegen Corona-Einschränkungen Parolen gegen Bill Gates zu hören oder auf Plakaten zu sehen. Doch warum ist in der Corona-Krise ausgerechnet der ehemalige Microsoft-Mitgründer zum globalen Hassbild geworden?
Zunächst einmal gilt es festzuhalten, dass Gates mit Microsoft ein Riesenvermögen erwirtschaftet hat. Er zählt zu den reichsten und auch einflussreichsten Menschen der Welt. Aus diesem Vermögen rief er 2000 mit seiner Frau zusammen die «Bill & Melinda Gates Foundation» ins Leben. Mit rund 45,5 Milliarden Franken Kapital ist es die grösste gemeinnützige Stiftung der Welt.
Davon fliessen Milliarden ins Gesundheitswesen: Für den Ausbau globaler Gesundheitssysteme, die Suche nach Impfstoffen oder etwa für die Weltgesundheitsorganisation (WHO). Auch die Entwicklung eines Impfstoffs gegen das Coronavirus wird aktuell mit rund 243 Millionen Franken gefördert.
Bereits vor fünf Jahren mahnte der 64-Jährige vor Pandemien wie der aktuellen: Das Risiko, dass Millionen Menschen durch einen Nuklearkrieg ums Leben kommen würden, sei viel geringer als durch ein Virus.
Behauptungen zu Coronavirus und Gates stammen aus den USA
Dennoch kursieren derzeit massenhaft Behauptungen um seine angeblichen Interessen. Sein Engagement und seine Warnungen werden mittlerweile als perfiden Plan dargestellt: Gates wolle die Welt regieren, Menschen mit Chips überwachen oder er stecke sogar hinter der Pandemie, um Impfstoffe zu verkaufen. Das sind nur einige dieser Behauptungen.
Die Ursprünge dazu stammen aus den USA: Von Netzwerken wie «QAnon», rechten Aktivisten und verschiedenen Medien. Diese Behauptungen haben längst auch den Weg nach Europa gefunden. Die AfD warnte etwa in ihrem Mitglieder-Magazin, dass Gates Corona-Infizierte «digital zertifizieren» wolle.
Dabei hat der 64-Jährige in einem schriftlichen Interview im März lediglich ein mögliches Szenario während der Corona-Pandemie erstellt. Irgendwann könnten «digitale Zertifikate» darüber informieren, wer eine Corona-Infektion bereits überstanden habe oder in Zukunft dagegen geimpft wäre. Auf Basis dieser Aussage wurde dann behauptet, Gates wolle Menschen Mikrochips einsetzen lassen und so kontrollieren.
«Verschwörungstheoretiker haben Gates zur Zielscheibe gemacht»
Eine Auswertung der «New York Times» zeigte bereits im April, wie verbreitet Desinformationen zu Bill Gates auf sozialen Medien sind. Auf Youtube wurden zudem die zehn populärsten entsprechenden Videos bis Mitte April fast fünf Millionen Mal angeschaut.
Professor Michael Butter, der an der Universität Tübingen zu Verschwörungstheorien forscht, erklärte gegenüber der «Bild» vor Kurzem: «Gates wurde zur Zielscheibe: Weil seine Stiftung sich für weltweite Impfungen einsetzt, die WHO unterstützt und letztes Jahr eine in China ausbrechende Pandemie simulierte.»
Wie Verschwörungstheoretiker immer betonten, habe Gates angeblich das Vorwissen besessen und profitiere so vom Coronavirus. «Da für Verschwörungstheoretiker immer der angebliche Profiteur auch der Verantwortliche ist, muss er dahinterstecken», so Butter.