Coronavirus: Trump oder Biden – wer kann US-Anstieg bremsen?

Jochen Tempelmann
Jochen Tempelmann

USA,

In den USA sind die Infektionen mit dem Coronavirus auf Rekordniveau. Donald Trump sieht keinen Grund zu helfen, Joe Biden ist zum Däumchendrehen verurteilt.

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Joe Biden möchte das Coronavirus bekämpfen. Für Trump ist das Virus hingegen uninteressant geworden. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Die USA verzeichnen vor Thanksgiving eine Rekordzahl an Corona-Neuinfektionen.
  • Donald Trump plant keine weiteren Schritte zur Eindämmung der Epidemie.
  • Joe Biden sind bis zum offiziellen Amtsantritt die Hände gebunden.

Das Coronavirus breitet sich in den USA erneut stark aus. In der vergangenen Woche zählte das Land fast täglich über 150'000 Neuinfektionen. Wie in Europa purzeln in den USA die Rekorde aus dem Frühling. Vor nicht einmal einer Woche wurde mit 187'000 Fällen eine neue Höchstmarke erreicht.

Auch in den Vereinigten Staaten wird inzwischen mehr getestet. Die Todeszahlen liegen noch leicht hinter denen aus dem Frühling. Die gestern Mittwoch verzeichneten 1964 Toten sind jedoch nicht mehr weit vom Höchstwert der ersten Welle (2744) entfernt. Die 14-Tage-Inzidenz liegt bei 630 – doch anders als in der Schweiz (14-Tage-Inzidenz von 882) sind die Zahlen nicht rückläufig.

Währenddessen reagiert die Regierung überhaupt nicht auf den Fallanstieg. Die Experten stossen auf taube Ohren, Joe Biden ist zum Warten verdonnert. Droht den USA eine Gesundheitskatastrophe?

Donald Trump hat Wichtigeres zu tun als Coronavirus

Anders als in der Schweiz ist das Coronavirus in den Pressekonferenzen der US-Regierung zur Randnotiz geworden.

«Diese Regierung wird nicht in einen Lockdown gehen», stellte Trump kurz und knapp an der letzten Pressekonferenz fest. Damit ist das Thema für ihn abgehakt. Ob Hydroxychloroquin oder Impfstoff – Trump war stets auf die Heilung des Virus fixiert. Was bis dahin passiert, ignoriert er mehr und mehr.

Coronavirus Donald Trump Wahlen
Donald Trumps oberstes Ziel ist das Anfechten der Wahlergebnisse. Das Coronavirus wird zur Randnotiz. - Keystone

Immer seltener seien Gesundheitsexperten im Weissen Haus zu Gast, zitiert die «Washington Post» einen Mitarbeiter. An den Treffen der Covid-Taskforce habe Donald Trump seit fünf Monaten nicht mehr teilgenommen. Experten wie Epidemiologe Anthony Fauci fallen in Ungnade und werden ignoriert.

Stattdessen tweetet der US-Präsident fleissig über den vermeintlichen Wahlbetrug. Trump ist nach wie vor damit beschäftigt, den Wahlsieg Joe Bidens anzufechten: Die Bekämpfung des Coronavirus würde ihm politisch wohl nicht mehr helfen.

Joe Biden ist zum Däumchendrehen verurteilt

Beim designierten US-Präsidenten Joe Biden sieht das anders aus. Am Mittwoch tauschte er sich in einer Videokonferenz mit Mitarbeitern des Gesundheitssystems über die Lage aus. Doch dem zukünftigen US-Präsidenten sind die Hände gebunden. «Ich kann nichts tun, bis ich vereidigt bin», muss er sich entschuldigen.

Joe Biden USA Coronavirus
Joe Biden tauscht sich über Zoom mit Mitarbeitern des Gesundheitssystems über das Coronavirus aus. - YouTube/NBC News

Joe Biden hat bereits ein Team zusammengestellt, welches sich mit dem Coronavirus beschäftigt. Doch bis jetzt kann Bidens Corona-Team nur auf die öffentlich verfügbaren Daten zurückgreifen. Normalerweise würde nach dem Wahlsieg die «Transition»-Phase beginnen, in der die Geschäfte an die neue Regierung übergeben werden. Doch Trump hat den Wahlsieg nicht anerkannt – die Amtsübergabe ist damit auf Eis gelegt.

Können die Bundesstaaten den Anstieg aufhalten?

Da von nationaler Ebene keine weiteren Schritte zur Eindämmung kommen, liegt die Verantwortung bei den Bundesstaaten und ihren Gouverneuren. Doch die Schweizer Erfahrungen mit der mässig erfolgreichen föderalistischen Corona-Bekämpfung lassen nichts Gutes ahnen: Entscheidende Eingriffe wie die Maskenpflicht in öffentlichen Räumen wurden auf Bundesebene beschlossen.

Thanksgiving USA Coronavirus
Zu Thanksgiving trifft sich traditionell die ganze Familie zum Truthahn-Essen. Die vielen Familienzusammenkünfte könnten zu deutlich mehr Infektionen führen. Bild aus dem Vorjahr. - Keystone

Während die Massnahmen von Bundesstaat zu Bundesstaat sehr unterschiedlich sind, wartet bereits die nächste Herausforderung: In einer Woche ist Thanksgiving. Traditionell versammelt sich dafür die ganze Familie. Superspreader-Events sind damit vorprogrammiert.

Gleichzeitig schlagen die Mitarbeiter des Gesundheitssystems Alarm: Die Kapazitäten sind mancherorts bereits ausgeschöpft. Die kommenden Wochen dürften daher eine entscheidende Phase für die USA werden.

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