Erneut Verurteilter in den USA mit Stickstoff hingerichtet
Die umstrittene Methode der Hinrichtung mit Stickstoff wurde erstmals im US-Bundesstaat Louisiana angewandt.

Erneut ist in den USA ein zum Tode verurteilter Mensch mit Stickstoff hingerichtet worden. Der 46 Jahre alte Jessie Hoffman Jr. starb am Dienstagabend (Ortszeit) in einer Strafanstalt im Bundesstaat Louisiana, wie die Justizministerin des Bundesstaats mitteilte. Es war das erste Mal, dass die umstrittene Methode in dem Bundesstaat zum Einsatz kam.
Der 46-Jährige stehe nun «vor dem höchsten Gericht Gottes im Jenseits», so Ministerin Liz Murrill. Hoffman war wegen Mordes einer Frau in New Orleans im Jahr 1996 zum Tode verurteilt worden.
Seine Hinrichtung war nach Angaben des Informationszentrums für Todesstrafe (DPIC) die erste in Louisiana seit 2010. Letzte Versuche seiner Anwälte, die Vollstreckung zu verhindern, blieben erfolglos. «Gerechtigkeit wurde viel zu lange verzögert», erklärte Murrill.
Kontroverse Exekutionsmethode
Bei dem als Stickstoffhypoxie bezeichneten Prozedere wird dem Verurteilten reiner Stickstoff über eine Gesichtsmaske zugeführt, was zum Tod durch Sauerstoffmangel führt. Die Praxis ist neben Louisiana nur in Alabama, Oklahoma und Mississippi erlaubt.
Bislang wurde sie jedoch lediglich viermal in den USA vollzogen – nur in Alabama. Als sie dort im vergangenen Jahr erstmals angewandt wurde, schilderten Augenzeugen einen qualvollen Todeskampf des Verurteilten.
Das UN-Menschenrechtsbüro warnte vor einer weiteren Verbreitung dieser Exekutionsmethode. Die Todesstrafe ist in den USA umstritten. Bislang haben 23 der 50 US-Bundesstaaten sie abgeschafft.
Debatte über die Todesstrafe
In mehreren anderen Bundesstaaten wird sie de facto nicht mehr vollstreckt. Seit 1976 wurden in den USA laut DPIC mehr als 1600 Menschen hingerichtet. Die Giftspritze ist die häufigste Hinrichtungsmethode.
Fortschritte in der Forensik sowie Enthüllungen über Justizirrtümer und zurückgehaltene Beweise nähren indes Zweifel an der Unfehlbarkeit des Systems – in den vergangenen Jahren ist das Bewusstsein dafür gewachsen, dass möglicherweise auch Unschuldige exekutiert wurden.
Soziale Ungleichheit und Rassismus spielen ebenfalls eine Rolle: Angeklagte mit geringem Einkommen haben mitunter keine Chance auf eine gute Verteidigung. Studien zeigen ausserdem, dass Täter, die weisse Opfer ermordet haben, häufiger die Todesstrafe erhalten und schwarze Verurteilte für vergleichbare Verbrechen härter bestraft werden als weisse.