Federal Reserve System will Leitzins wohl erneut erhöhen

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Voraussichtlich will die US-Notenbank Federal Reserve System den Leitzins erneut kräftig anheben. Grund dafür ist die höchste Inflation seit mehr als 40 Jahren.

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Federal Reserve System in Washington. (Archivbild) - AFP/Archiv

Das Wichtigste in Kürze

  • Voraussichtlich wird die US-Notenbank Fed heute den Leitzins zum dritten Mal anheben.
  • Analysten rechnen mit einer Erhöhung von 0,75 Prozentpunkten.

Die US-Notenbank Federal Reserve System (Fed) muss handeln. Die hohe Inflationsrate belastet die Konjunktur. Der Anstieg der Preise soll mithilfe von Leitzinserhöhungen begrenzt werden. Womöglich droht dadurch eine Rezession.

Zur Bekämpfung der hohen Inflationsrate wird die US-Notenbank Fed heute aller Voraussicht nach zum dritten Mal den Leitzins erhöhen. Dies seit Beginn der Coronavirus-Pandemie.

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Das Logo des Federal Reserve System (Fed). (Archivbild) - Keystone

Wurde zunächst vielseits eine Anhebung um 0,5 Prozentpunkte auf eine Spanne von dann 1,25 bis 1,5 Prozent vermutet. Nun erwarten manche Analysten noch mehr: Sie rechnen sie damit, dass die Fed die Märkte auch mit einer Erhöhung um 0,75 Prozentpunkte überraschen könnte. Dies aufgrund jüngster Daten zur anhaltenden hohen Teuerungsrate. Das wäre der grösste Zinsschritt seit 1994, also seit fast 30 Jahren.

Im Anschluss an die Fed-Sitzung wird Notenbankchef Jerome Powell die Beweggründe der Entscheider vor Journalisten erläutern. Zudem wird die Zentralbank auch aktualisierte Prognosen für das Wachstum der weltgrössten Volkswirtschaft veröffentlichen. Ebenso für die Entwicklung der Inflation und die weitere Entwicklung des Leitzinses.

Federal Reserve System steht unter Druck

Im März rechneten die Entscheider der Fed zum Jahresende im Mittel mit einem Leitzins von 1,9 Prozent. Die neue Prognose dürfte einen stärkeren Anstieg zeigen - Analysten zufolge womöglich auf bis zu 3 Prozent. Auch dürfte die Fed ihre infolge der Corona-Notprogramme auf rund neun Billionen US-Dollar angeschwollene Bilanz weiter rasch abbauen. Dies würde den Märkten zusätzliche Liquidität entziehen.

Der Druck auf die Notenbank ist derzeit gross: Die Teuerungsrate ist so hoch wie seit rund vier Jahrzehnten nicht mehr, was die Kaufkraft der Verbraucher schmälert. Sie können sich bei gleichem Einkommen weniger leisten.

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Experten sind über die weiter hohe Inflation in den USA erstaunt. - Pixabay

Die Notenbank Federal Reserve System setzt zur Eindämmung der Inflation auf Erhöhungen des Leitzinses. Dadurch verteuern sich Kredite, was die Nachfrage ausbremst. Das hilft dabei, die Inflationsrate zu senken, schwächt aber auch das Wirtschaftswachstum.

Für die Notenbank ist es daher ein Balanceakt: Sie will die Zinsen so stark anheben, dass die Inflation ausgebremst wird. Dies, ohne dabei gleichzeitig Konjunktur und Arbeitsmarkt abzuwürgen und eine Rezession auszulösen. An den Börsen herrschte im Vorfeld der Fed-Sitzung Nervosität; Investoren befürchten eine Konjunkturdelle.

Abkehr von der lockeren Geldpolitik

Wegen der Corona-Krise senkte die Fed ihren Leitzins 2020 auf nahe Null und stützte die Konjunktur und Finanzmärkte mit Notprogrammen. Die gestiegene Inflationsrate bezeichnete die Fed im vergangenen Jahr noch zumeist als «vorübergehenden» Effekt infolge der Pandemie. Gegen Jahresende leitete sie jedoch die Abkehr von ihrer ultralockeren Geldpolitik ein. Im März erhöhte sie den Leitzins erstmals seit der Pandemie um 0,25 Prozentpunkte.

Spritpreise
Die Spritpreise sind in den USA stark angestiegen - GETTY IMAGES NORTH AMERICA/AFP/Archiv

Im Mai folgte angesichts der hohen Inflationsrate ein Anstieg um 0,5 Prozentpunkte, die stärkste Anhebung seit 22 Jahren. Für gewöhnlich zieht es das Federal Reserve System vor, den Leitzins in Schritten von 0,25 Prozentpunkten anzuheben. Die Entscheider der Fed signalisierten klar, dass erneut mit einem Anstieg um 0,5 Prozentpunkte zu rechnen ist. Dies im Vorfeld der Sitzung am Mittwoch.

Federal Reserve System könnte massiv handeln

Daten aus der vergangenen Woche zeigten jedoch, dass die Verbraucherpreise im Mai gegenüber dem Vorjahresmonat um 8,6 Prozent gestiegen waren. Das war der höchste Wert seit 1981. Zudem deuteten neue Erhebungen darauf hin, dass Verbraucher auch künftig mit weiter steigenden Preisen rechnen.

Die Daten erhöhen den Druck auf die Fed. Dies, weil die von ihr mittelfristig gewünschte Inflationsrate von zwei Prozent damit in immer weitere Ferne rückt. Daher schien es Analysten zufolge auch möglich, dass die Notenbank den Leitzins um 0,75 Prozentpunkte anheben würde.

Damit würde die Fed die Märkte allerdings überraschen, was die Zentralbanker meist vermeiden. Andererseits würde die Notenbank damit ein klares Signal senden, dass sie den rasanten Anstieg der Preise bremsen will.

Lieferketten-Krise und steigende Energiepreise

Eine Herausforderung für die US-Notenbank Federal Reserve System ist es, dass sie manche Ursachen der Preissteigerungen nur begrenzt beeinflussen kann. Die Unterbrechungen globaler Lieferketten und steigende Energiepreise reagieren nicht direkt auf den US-Leitzins. Auch die Folgen des Kriegs in der Ukraine und der Corona-Lockdowns in China kann die Fed nicht kontrollieren.

Die Fed ist den Zielen der Preisstabilität und Vollbeschäftigung verpflichtet. Inzwischen brummt die US-Wirtschaft wieder, die Arbeitslosenquote lag im Mai bei niedrigen 3,6 Prozent. Viele Arbeitgeber klagen, dass sie nicht genügend Bewerber finden können.

Joe Biden
US-Präsident Joe Biden. - dpa

Die hohe Teuerungsrate sorgt indes auch im Weissen Haus für Kummer. Nicht zuletzt, weil viele Wähler die Regierung von Präsident Joe Bidens dafür verantwortlich machen. Grob gesagt: Je höher die Preise, desto mehr fallen Bidens Umfragewerte.

Das macht dem Präsidenten und seinen Demokraten zu schaffen. Denn sie wollen bei der Kongresswahl im November ihre knappen Mehrheiten in beiden Parlamentskammern verteidigen.

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