Im teuersten US-Wahlkampf aller Zeiten gewinnt, wer am meisten redet
Im teuersten US-Wahlkampf aller Zeiten öffnen Superreiche wie Kleinspender für die Kandidaten ihr Portemonnaie. Dabei gilt: Wer mehr reden darf, gewinnt.
Das Wichtigste in Kürze
- Die USA wählen in etwas mehr als einem Jahr ihren neuen Präsidenten.
- Die Wahlkampfausgaben der Kandidaten steuern astronomische Höhen an.
- Gewinner ist normalerweise aber nicht wer mehr ausgibt, sondern wer mehr reden darf.
Etwas mehr als ein Jahr geht es noch bis zum 3. November 2020. Dann wählt die USA ihren 46. Präsidenten. Der Wahlkampf in den USA ist aber bereits in vollem Gange. Und alles deutet darauf hin, dass es eine Wahl der Superlative wird.
Der diesjährige Wahlkampf ist noch länger, noch dreckiger, und vor allem, noch teurer als je zuvor. Zusammen verbraten die Kandidaten wohl mehrere Milliarden Dollar. Denn normalerweise gilt: Je höher das Budget, desto besser die Chancen auf Erfolg.
Trump legt vor
Die Republikaner setzen dabei noch einmal auf Donald Trump. Er ist bereits jetzt im Wahlkampfmodus und tritt regelmässig vor seiner Basis auf. Er will dabei nicht nur deren Stimme, sondern auch deren Geld. Knapp 125 Millionen Dollar hat er bereits an Spenden eingenommen.
Doch das ist nur das Kleingeld: Seit 2010 dürfen Unternehmen, Organisationen oder Einzelpersonen mit beliebigen Beträgen die Kandidaten unterstützen. Das animiert Superreiche oder Gross-Firmen zu gewaltigen Spenden – mit angeheftetem politischem Wunschzettel.
Sheldon Adelson beispielsweise ist Vorsitzender der Las Vegas Sands Corporation und einer der grössten Geldgeber der Republikaner. Er hatte im Namen der Glücksspiel-Lobby letztes Jahr alleine für die Kongresswahlen 113 Millionen Dollar investiert. Auch für die kommenden Präsidentschaftswahlen hat er Trump seine Unterstützung zugesichert.
Demokraten sammeln Kleinspenden
Bei den Demokraten verteilen sich die Spenden derzeit noch auf mehrere Köpfe, bis ein Herausforderer erkoren ist. Doch auch bei ihnen werden Höchststände registriert, wie «SRF» schreibt. Die beiden Senatoren von ganz links, Bernie Sanders und Elizabeth Warren, führen momentan das Feld mit je rund 25 Millionen Dollar an Einnahmen an.
Sie setzen dabei auf eine etwas andere Taktik: Kleinspenden. Um nicht käuflich zu erscheinen, sammeln Sanders und Warren bislang nur Spenden bis 200 Dollar. Sie sprechen damit vor allem junge Wähler an, in der Hoffnung, zusammen mit der Kleinspende auch gleich noch die jeweilige Stimme mitzunehmen.
Aber auch die Demokraten dürften dann noch auf Spender mit dickerem Portemonnaie zählen. Die Milliardenschweren Geschäftsmänner Thomas Steyer oder Michael Bloomberg beispielsweise unterstützten in der Vergangenheit das demokratische Wahlkampfkomitee mit dreistelligen Millionen-Spritzen.
Mattscheiben-Wahlkampf
Mit dem Geld bezahlen die Kandidaten ihre Helfer und Auftritte. Der Grossteil des Budgets fliesst aber an die Fernsehsender. Der amerikanische Wahlkampf ist ein TV-Wahlkampf. Statt dem schweizerischen Plakat-Wald wird in den USA jede freie Sekunde im TV-Programm mit politischen Werbespots gefüllt.
Wer reden darf, gewinnt
Mehr Budget bedeutet also mehr Redezeit und diese wiederum führt zum Erfolg. Das tönt nach Gehirnwäsche und ist auch sehr effektiv. In den letzten fünf Präsidentschaftswahlen wurde jeweils derjenige Kandidat mit dem grössten Wahlkampf-Budget Präsident. Mit einer Ausnahme.
Donald Trumps Budget war bei der letzten Wahl wesentlich kleiner als das von Herausforderin Hillary Clinton. Er bekam aber durch seine Social-Media-Präsenz und seine provozierenden Äusserungen gratis eine fast ununterbrochene Medien-Plattform geboten. In totaler Redezeit liess er darum seine Konkurrentin weit hinter sich. Mit bekanntem Resultat.