Künstliche Intelligenz besiegt fünf Poker-Profis gleichzeitig
Kein Bluff: Zum ersten Mal hat künstliche Intelligenz in Poker-Partien mit mehr als zwei Spielern öfter gewonnen als ihre menschlichen Gegner.
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Das Wichtigste in Kürze
- Das Programm «Pluribus» wurde von Noam Brown und Tuomas Sandholm entwickelt.
- Die Software setze sich im Poker häufiger durch als die Profis.
- Somit gewann zum ersten Mal künstliche Intelligenz gegen fünf Profis gleichzeitig.
Dieser Wettkampf geht bei Spielen wie Schach oder Go schon lange schlecht für uns aus. Jetzt haben Forscher mit «Pluribus» ein Programm entwickelt, an dem gleich mehrere menschliche Poker-Cracks zur gleichen Zeit verzweifeln.
Das Programm «Pluribus» von den Forschern Noam Brown und Tuomas Sandholm setzte sich bei über 10.000 gespielten Händen in der Poker-Variante: «No Limit Texas Hold'em» mit insgesamt sechs Spielern häufiger durch als echte Poker-Cracks. Die Wissenschaftler von der Carnegie Mellon University in Pittsburgh (USA) veröffentlichten die Ergebnisse in der Fachzeitschrift «Science». Er bezeichnete ihren Erfolg als «Meilenstein» in der Entwicklung von Künstlicher Intelligenz (KI).
Bisherige Computer-Programme hatten sich auf das Besiegen eines einzelnen Gegners beim Pokern beschränkt. Darunter die Software «Libratus» von Brown und Sandholm sowie das Programm «DeepStack». Diese Poker-Variante mit zwei Spielern wird als «Heads-up no-limit Texas hold’em» bezeichnet.
«Pluribus» soll Komplexität der Spielsituation reduzieren
Nach Angaben der Forscher stellen Spiele mit mehr als zwei Teilnehmern jedoch höhere Anforderungen an den Computer. Brown und Sandholm entwickelten deshalb eine Software mit dem Namen «Pluribus», die die Komplexität der Spielsituation reduzieren soll.
«Pluribus» wurde zunächst erprobt und trainiert, indem es «No Limit Texas Hold'em» gegen fünf Kopien von sich selbst spielte. Später liessen die Forscher die Software in zwei Varianten gegen Menschen antreten: In der ersten Variante spielte die künstliche Intelligenz gegen fünf professionelle Poker-Cracks. In der zweiten Variante spielte ein Mensch gegen fünf virtuelle Spieler.
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In beiden Konstellationen setzte sich die künstliche Intelligenz signifikant öfter durch. Unter den geschlagenen Poker-Profis waren unter anderem der Rekord-Titelträger der World Poker Tour: Darren Elias. Auch der sechsfache Turniersieger der World Series of Poker, Chris Ferguson, war mit dabei.
Künstliche Intelligenz könnte Auswirkungen auf die Profis haben
«Eine Partie mit sechs, statt mit zwei Spielern zu spielen, erfordert Veränderungen darin, wie die Künstliche Intelligenz ihre Spielstrategie entwickelt.» Das sagte Brown, der mittlerweile für Facebook arbeitet. «Von der Performance des Programms sind wir begeistert. Wir denken, dass einige der Spielstrategien von Pluribus sogar das Spielverhalten der Profis ändern werden.»
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Die Entwicklung der KI hat sich in den vergangenen Jahrzehnten immer wieder in spektakulären Wettkämpfen «Mensch gegen Computer» niedergeschlagen. Vor über 20 Jahren besiegte das Programm «Deep Blue» den früheren Schachweltmeister Garri Kasparow. Vor drei Jahren war eine Software erstmals beim traditionellen asiatischen Brettspiel Go überlegen. Und vor zwei Jahren dann siegten Computerprogramme für Poker-Partien mit nur zwei Spielern.