Massaker in Frauengefängnis laut Polizei direkter Angriff
Zunächst ist von einem Brand die Rede, dann auch von blutigen Kämpfen mit Schusswaffengebrauch. Das Ausmass des Vorfalls in der Haftanstalt in Honduras wird langsam klar. Dutzende Frauen kommen ums Leben.
Das Wichtigste in Kürze
- Das Massaker in einem Frauengefängnis in Honduras mit 46 Toten war nach Einschätzung der Polizei ein gezielter Angriff von einer Gruppe von Häftlingen auf Angehörige einer verfeindeten Bande.
Mitglieder der Jugendgang Pandilla 18 hätten vermutlich Angehörige der rivalisierenden Bande Mara Salvatrucha (MS-13) angegriffen, eingesperrt und ein Feuer gelegt, sagte der Polizeisprecher Miguel Martínez gestern (Ortszeit) in einem Fernsehinterview. 23 der Frauen starben bei dem Brand, die anderen wurden mit Schuss- und Hiebwaffen getötet.
Nach dem Vorfall vom Dienstagmorgen in der Ortschaft Támara wurden in der Haftanstalt 21 Schusswaffen, zwei Splittergranaten sowie Hieb- und Stichwaffen beschlagnahmt. Es werde gegen mindestens zwölf bereits identifizierte Frauen als mutmassliche Täterinnen ermittelt, teilte die Nationale Polizei mit. Die Rolle von Wächtern und Verwaltungspersonal werde ebenfalls untersucht.
Die linke Präsidentin Xiomara Castro bezeichnete die Tat als einen «ungeheuerlichen Mord». Das Gefängnis liegt rund 35 Kilometer nordwestlich der Hauptstadt Tegucigalpa. Auch sieben schwangere Frauen und 22 Kinder sollen Menschenrechtlern zufolge in der Haftanstalt gelebt haben. Ihr Zustand ist unbekannt.
Nach der blutigen Tat musste Sicherheitsminister Ramón Antonio Sabillón Pineda seinen Posten räumen. Das Ministerium werde künftig von dem Polizeigeneral Gustavo Sánchez geführt, teilte das Präsidialamt mit. In den vergangenen Wochen war es in mehreren Gefängnissen in Honduras zu Gewalttaten gekommen. Die Regierung von Castro hatte zuletzt eine Sonderkommission zur Bewältigung der Krise im Strafvollzug ernannt.