Nach Museumsbrand demonstrieren Brasilianer gegen die Sparpolitik

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Brasilien,

In der brasilianischen Stadt Rio de Janeiro brannte das Nationalmuseum. Nun werden auf den Strassen Rios die Stimmen gegen die Sparpolitik laut.

Das brasilianische Nationalmuseum in Rio de Janeiro steht in Flammen.
Das brasilianische Nationalmuseum in Rio de Janeiro steht in Flammen. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Nach dem Brand des brasilianischen Nationalmuseums gibt es Proteste gegen die Sparpolitik.
  • Der Museumsdirektor sagt selbst, man hätte einen Teil dieser Tragödie verhindern können.

Nach dem folgenschweren Brand im Nationalmuseum in Rio de Janeiro (BRA) haben wütende Demonstranten die Sparmassnahmen der Regierung für das Unglück verantwortlich gemacht. «Es ist nicht genug, einfach zu weinen, die Bevölkerung muss empört sein», sagte Museumsdirektor Alexandre Keller am Montag vor dem ausgebrannten Gebäude. Die Regierung müsse endlich Geld für den Erhalt von Brasiliens Kulturschätzen bereitstellen. Deutschland und Frankreich boten Hilfe bei der Bewältigung der Katastrophe an.

Museumsdirektor Keller sagte: «Ein Teil dieser Tragödie hätte verhindert werden können.» Die Regierung müsse dem Museum nun helfen, «seine Geschichte zu rekonstruieren».

«Verlust für die ganze Welt»

Der Finanzchef der Universität von Rio de Janeiro (BRA), der das Museum unterstellt ist, sprach von einem «Verlust für die ganze Welt». «Wir werden diese Strangulierung öffentlicher Ressourcen nicht länger hinnehmen», sagte Roberto Antonio Gambine Moreira der Nachrichtenagentur AFP.

Vor dem ausgebrannten Gebäude protestierten rund 500 zumeist schwarz gekleidete Studenten und Wissenschaftler mit einer Menschenkette. Im Zentrum von Rio (BRA) versammelten sich später tausende Demonstranten. Sie beklagten, die Katastrophe habe sich angekündigt. Kulturmininister Sérgio Sá Leitão hatte zuvor eingeräumt, die «Tragödie hätte vermieden werden können». Die Probleme hätten sich im Lauf der Zeit angehäuft.

Zuvor hatte es vor dem Museum Zwischenfälle gegeben, als Demonstranten Steine auf Polizisten warfen, wie ein AFP-Fotograf berichtete. An die Adresse von Brasiliens Staatschef Michel Temer riefen einige: «Temer raus!»

«Eines der Schmuckstücke Brasiliens»

Die deutsche Aussen-Staatssekretärin Michelle Müntefering bot Brasilien Unterstützung bei der «Bergung, der Sicherung und der Restaurierung» der Kulturschätze an. Ihr Ministerium stehe bereits in Kontakt mit dem Museumsdirektor und den Behörden, erklärte sie in Berlin.

Auch Frankreich bot Unterstützung beim Wiederaufbau von Lateinamerikas grösstem Natur- und Völkerkundemuseum an. Es gehe um «eines der Schmuckstücke Brasiliens», sagte Aussenminister Jean-Yves Le Drian. «In den Flammen ist ein Teil des Gedächtnisses der Menschheit verloren gegangen.»

Der Brand war am Sonntagabend aus noch ungeklärter Ursache ausgebrochen. Das Feuer frass sich binnen Stunden durch hunderte Ausstellungsräume und vernichtete alles auf seinem Weg. Nach einem stundenlangen Löscheinsatz suchten Feuerwehrleute am Montag nach Exponaten, die den Brand überstanden haben.

«Unersetzliche Archive der Artenvielvalt»

Die 1818 gegründete Sammlung ist eines der ältesten Museen in Brasilien und das grösste Natur- und Völkerkundemuseum Lateinamerikas. Insgesamt erstreckte es sich über eine Fläche von 13'000 Quadratmetern. Es zählte mehr als 20 Millionen Exponate, von denen der grösste Teil nun zerstört wurde.

Ausgestellt wurden griechisch-römische, ägyptische und brasilianische Kunstschätze. Zu den Publikumsmagneten gehörte das älteste in Brasilien gefundene menschliche Fossil, ein Schädel des Urzeitmenschen «Luzia». Weitere Highlights waren das Skelett eines Dinosauriers und der grösste in Brasilien gefundene Meteorit namens «Bendego» mit einem Gewicht von 5,3 Tonnen. Das 1831 angelegte Herbarium beherbergte 550'000 Pflanzen.

Der französische Naturforscher Philippe Grandcolas sagte AFP, durch den Brand seien «unersetzliche Archive der Artenvielfalt» für immer verloren. Den Zustand des Museums in Rio (BRA) vor dem Brand beschrieb er als «veraltet». Das historische Gebäude sei lange nicht mehr renoviert worden, kritisierte der Forscher, der in Frankreichs Nationalem Naturkundemuseum arbeitet.

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