Nichte: Trump täuschte bei Uni-Zulassung

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USA,

Das neueste Enthüllungsbuch über den US-Präsidenten stammt aus dessen eigener Familie: Knapp vier Monate vor der US-Wahl zeichnet Nichte Mary Trump darin ein verheerendes Bild von ihrem Onkel Donald Trump.

Donald Trumps Nichte Mary Trump neben ihrem Enthüllungsbuch «Too Much and Never Enough: How My Family Created the World's Most Dangerous Man» («Zu viel und nie genug - Wie meine Familie den gefährlichsten Mann der Welt geschaffen hat»). Foto: Uncredited/Simon & Schuster/AP/dpa
Donald Trumps Nichte Mary Trump neben ihrem Enthüllungsbuch «Too Much and Never Enough: How My Family Created the World's Most Dangerous Man» («Zu viel und nie genug - Wie meine Familie den gefährlichsten Mann der Welt geschaffen hat»). Foto: Uncredited/Simon & Schuster/AP/dpa - dpa-infocom GmbH

Das Wichtigste in Kürze

  • Hat US-Präsident Donald Trump als Schüler beim Qualifikationstest für das Studium betrogen? Das Weisse Haus wies entsprechende Vorwürfe aus dem Enthüllungsbuch der Präsidentennichte Mary Trump am Dienstag (Ortszeit) als «absurd» und «vollkommen falsch» zurück.

In vorab vom US-Sender CNN veröffentlichten Passagen des Buches schreibt Mary Trump, ihr Onkel habe jemand anderen dafür bezahlt, den Test für ihn abzulegen. Donald Trump absolvierte nach Angaben des Weissen Hauses die wirtschaftswissenschaftliche Fakultät der Universität Pennsylvania, die Wharton School of Finance, die der Präsident immer wieder als «grossartig» hervorhebt.

Neben CNN zitierten am Dienstag auch die Zeitungen «Washington Post» und «New York Times» sowie andere US-Medien vorab aus dem Buch. Aus den Berichten wird nicht ersichtlich, ob Mary Trump Belege für ihren Vorwurf anführt und wenn ja, welche. CNN zufolge schreibt Mary Trump, ihr Buch stütze sich auf eigene Erinnerungen, auf Gespräche mit Familienmitgliedern und auf Dokumente wie etwa Steuerunterlagen.

Mary Trump ist promovierte Psychologin. Der Titel ihres 240 Seiten umfassenden Buchs lautet auf Deutsch übersetzt: «Zu viel und nie genug - Wie meine Familie den gefährlichsten Mann der Welt erschuf». Es soll kommende Woche in den USA auf den Markt kommen - weniger als vier Monate vor der Wahl, bei der sich Donald Trump um eine zweite Amtszeit bewirbt. Der Verlag hat die Veröffentlichung um zwei Wochen vorgezogen. Donald Trumps Bruder Robert hatte versucht, die Publikation gerichtlich zu verhindern. In Deutschland bringt der Heyne-Verlag das Buch am 31. August auf den Markt.

Die Vizesprecherin des Weissen Hauses, Sarah Matthews, teilte mit, das Buch sei aus finanziellem Interesse der Autorin und des Verlages entstanden - und nicht aus öffentlichem Interesse. Matthews warf die Frage auf, warum Mary Trump das Buch erst nach drei Amtsjahren des Präsidenten veröffentliche. Mary Trump schreibt nach Angaben von CNN, nach den vergangenen drei Jahren habe sie «nicht länger schweigen» können. «Ich kann nicht zulassen, dass er mein Land zerstört.»

Mary Trump unterstellt ihrem Onkel, ein Narzisst zu sein: Trump erfülle alle Kriterien, schreibt Mary Trump der «New York Times» zufolge. Die Zuschreibung greife dennoch zu kurz. Seine Verhaltensweisen seien oft so unerklärlich, dass eine genaue Diagnose nur mithilfe von Tests erstellt werden könnte, denen sich Donald Trump nie unterziehen würde. Nach CNN-Angaben vergleicht Mary Trump ihren Onkel in dem Buch mit einem Dreijährigen, der wisse, dass er nie geliebt worden sei. Donald Trumps Ego sei fragil und müsse stets gestützt werden, «weil er tief im Inneren weiss, dass er nichts von dem ist, was er vorgibt zu sein».

Mary Trump schreibt der «Washington Post» zufolge, dass sie die Präsidentschaftskandidatur Donald Trumps 2015 nicht ernstgenommen habe. «Ich dachte nicht, dass er es ernst nahm.» Als Erbe des Familienkonzerns sei es ihm nur um «kostenlose Werbung für seine Marke» gegangen. Donald Trumps ältere Schwester Maryanne habe verwundert darauf reagiert, als prominente evangelikale Christen die Kandidatur unterstützten. Maryanne Trump habe demnach gesagt: «Das einzige Mal, dass Donald in die Kirche ging, war, als die Kameras dort waren. Das ist unglaublich. Er hat keine Prinzipien.»

In der Beschreibung des Verlags Simon & Schuster heisst es, Mary Trump zeichne ein «Porträt von Donald J. Trump und der toxischen Familie», die ihn zu dem gemacht habe, was er heute sei: Ein Mann, «der jetzt die Gesundheit, die wirtschaftliche Sicherheit und das soziale Gefüge der Welt bedroht». Mary Trump ist die Tochter von Donald Trumps ältestem Bruder Fred, der 1981 starb.

Die «Washington Post» berichtete, Mary Trump stelle ihren Grossvater als Patriarchen und «Soziopathen» dar, der ihren als sensibel und sanft beschriebenen Vater stets missbilligt habe. Donald Trump habe daher früh gelernt, dass es «falsch» wäre, wie sein älterer Bruder zu sein. Das habe Trump die Fähigkeit genommen, «das gesamte Spektrum menschlicher Emotionen zu entwickeln und zu erfahren». Donald Trumps Weltvorstellung sei durch seinen Wunsch geprägt worden, als Kind vom Vater nicht missbilligt zu werden.

Die Vizesprecherin des Weissen Hauses, Matthews, teilte mit, der Präsident beschreibe das Verhältnis, das er zu seinem Vater hatte, als warm. «Er sagte, sein Vater sei liebevoll und überhaupt nicht hart zu ihm als Kind gewesen.»

Donald Trumps jüngerer Bruder Robert Trump hatte versucht, die Veröffentlichung des Buches juristisch zu verhindern. Er argumentierte, dass das Buch gegen eine Vertraulichkeitsvereinbarung verstosse, die im Zusammenhang mit der Nachlassregelung seines Vaters geschlossen worden sei. Donald Trump selbst hat die geplante Veröffentlichung mit Verweis auf die Vertraulichkeitsvereinbarung als rechtswidrig bezeichnet.

Vergangene Woche hatte ein Gericht in New York eine einstweilige Verfügung gegen den Verlag aufgehoben. Die Verfügung gegen Mary Trump blieb jedoch zunächst in Kraft, wie aus Gerichtsunterlagen hervorgeht. Eine Anhörung ist für Freitag angesetzt. Donald Trumps Beraterin Kellyanne Conway kritisierte die Veröffentlichung. «Ich denke, familiäre Angelegenheiten sollten familiäre Angelegenheiten sein», sagte sie im Sender Fox News. Es gebe zu viele Bücher, «die nie auf ihre Richtigkeit hin überprüft werden».

© dpa-infocom, dpa:200708-99-711683/4

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