Perus Präsident wird vom Parlament des Amtes enthoben
Am Montag wurde der bisherige Präsident Perus, Martín Vizcarra, seines Amtes enthoben. Zwischen 2004 und 2011 soll er Bestechungsgelder angenommen haben.
Das Wichtigste in Kürze
- Martín Vizcarra, der bisherige Präsident von Peru, wurde am Montag seines Amtes enthoben.
- Ihm wird «dauerhafte moralische Unfähigkeit» – Korruption – vorgeworfen.
- Bis zu den nächsten Wahlen im April übernimmt Manuel Merino das Präsidentschaftsamt.
Perus Präsident Martín Vizcarra geht «mit erhobenem Haupt». Dies schrieb Vizcarra auf Twitter, nachdem das peruanische Parlament ihn am Montag mitten in der Corona-Krise seines Amtes enthoben hatte.
Bei der Abstimmung in Lima votierten 105 Kongressabgeordnete für die Absetzung des Staatschefs «wegen dauerhafter moralischer Unfähigkeit». 19 waren dagegen, vier Parlamentarier enthielten sich. Um Vizcarra abzusetzen, waren 87 Stimmen nötig.
«Während dieser zwei Jahre und acht Monate seid ihr meine grösste Unterstützung gewesen.» So schrieb der in der Bevölkerung beliebte Vizcarra weiter an die Peruaner gerichtet. «Wir haben diesen Weg trotz der Widerstände zusammen aufgebaut.» In einer Ansprache erklärte Vizcarra, er verlasse den Regierungspalast, ohne mit der Entscheidung des Parlaments einverstanden zu sein.
Manuel Merino übernimmt Präsidentschaft übergangsmässig
Parlamentspräsident Manuel Merino berief für Dienstag eine Sitzung ein, um die Präsidentschaft des Landes bis Juli zu übernehmen. Die politische Krise erschüttert Peru, während das Land stark von der Corona-Pandemie heimgesucht wird. Die Instabilität setzt sich fort. Merino ist bereits der dritte Präsident in vier Jahren.
Vizcarra wird vorgeworfen, während seiner Amtszeit als Gouverneur der Region Moquegua von 2011 bis 2014 Bestechungsgelder angenommen zu haben. Eine Baufirma soll demnach ein Summe in Höhe von 2,3 Millionen Soles (590'000 Franken) überwiesen haben. Der Staatschef hatte die Vorwürfe wiederholt zurückgewiesen und tat das auch in seiner Verteidigungsrede. Die Amtsenthebung dürfe nicht «als politische Waffe» eingesetzt werden.
Meinung änderte sich im letzten Moment
Bis vor einigen Tagen hatte es nicht so ausgesehen, als ob genug Stimmen für eine Absetzung Vizcarras zusammenkommen würden. Das Blatt wendete sich, nachdem kompromittierende Nachrichten rund um die Korruptionsvorwürfe veröffentlicht wurden. Diese stammten vom ehemaligen Präsidenten und Ex-Landwirtschaftsminister José Hernández.
Zudem brachte Vizcarra einige Abgeordnete gegen sich auf. In seiner Verteidigung erinnerte er daran, dass gegen 68 von ihnen ebenfalls Ermittlungen liefen. «Müssen sie auch ihre Ämter aufgeben?», fragte er.
Peru stark von Corona-Krise betroffen
Mitte September hatte Vizcarra ein Amtsenthebungsverfahren im Kongress überstanden. Damals wurde ihm vorgeworfen, Mitarbeiter in einer parlamentarischen Untersuchung zu aufeinander abgestimmten Aussagen gedrängt zu haben. Es ging um Verträge mit einem wenig bekannten Sänger im Wert von 50'000 US-Dollar. Dieser soll Motivationskurse für Mitarbeiter des Kulturministeriums gegeben haben.
Peru ist stark von der Corona-Pandemie betroffen. Mit rund 925'000 Infektionen steht der Andenstaat weltweit an zwölfter Stelle. Mit 109 Toten pro 100'000 Einwohner an dritter. Fast 35'000 Patienten sind bereits im Zusammenhang mit einer Corona-Erkrankung gestorben.
Nächste Wahlen in Peru erst im April
Vizcarra hatte Mitte Juli den Premierminister und mehrere andere Minister ausgetauscht. Zuvor hatten die hohe Zahl der Corona-Fälle und die Wirtschaftskrise seine Popularität geschmälert.
Der parteilose Politiker war 2018 an die Staatsspitze gerückt, nachdem sein Vorgänger Pedro Pablo Kuczynski wegen Korruptionsvorwürfen zurückgetreten war. In seiner Amtszeit geriet Vizcarra immer wieder mit dem Kongress aneinander. Im April stehen in dem südamerikanischen Land Präsidenten- und Parlamentswahlen an.