Proteste in Minneapolis dauern trotz Ausgangssperre an
Weiterhin gibt es Landesweit heftige Proteste nach dem Tod des Afroamerikaners George Floyd bei einem brutalen Polizeieinsatz in Minneapolis.
Das Wichtigste in Kürze
- In Minneapolis wird nach dem Tod von George Floyd weiterhin protestiert.
- Auch in anderen Bundesstaaten kam es zu heftigen Auseinandersetzungen.
- Auch in Los Angeles wurde eine Ausgangssperre verhängt.
Nach dem Tod des Afroamerikaners George Floyd bei einem brutalen Polizeieinsatz in Minneapolis haben Proteste in der US-Grossstadt auch nach Beginn der Ausgangssperre angedauert. Der Sender CNN berichtete, Sicherheitskräfte drängten Demonstranten unter anderem mit Tränengas zurück.
In Minneapolis im US-Bundesstaat Minnesota gilt seit 20.00 Uhr am Samstagabend (Ortszeit/3.00 MESZ Sonntag) eine Ausgangssperre.
Minnesotas Gouverneur Tim Walz hatte alle Bewohner aufgefordert, zu Hause zu bleiben. In den vergangenen Nächten war es zu schweren Ausschreitungen gekommen.
Wegen der Proteste hatte Gouverneur Walz am Samstag erstmals seit dem Zweiten Weltkrieg die gesamte Nationalgarde des Bundesstaats mobilisiert. Die Nationalgarde teilte mit, rund 2500 der insgesamt bis zu 10'000 aktivierten Soldaten würden in der Nacht zum Sonntag eingesetzt, um in Minneapolis und Umgebung für Ordnung zu sorgen. Die anderen Soldaten stünden für die kommenden Tage bereit.
Demonstranten ziehen vor Trump-Tower in New York
Auch in zahlreichen anderen Städten kam es zu Unruhen und auch zu Plünderungen, wie CNN berichtete. Behörden in insgesamt 25 Städten in 16 US-Bundesstaaten hätten Ausgangssperren erlassen. Dennoch kam es vielerorts zu Protesten.
Am Samstagnachmittag zogen Demonstranten vor den Trump Tower in New York. Mindestens sieben Menschen seien vor dem Gebäude, in dem US-Präsident Donald Trump bis zu seinem Umzug ins Weisse Haus lebte, festgenommen worden, wie die «New York Times» berichtete. Es war der dritte Tag in Folge, dass es in New York zu Protesten kam.
Am Samstag gingen erneut Tausende Menschen auf die Strasse, vor allem in den Stadtteilen Brooklyn und Manhattan. Die Demonstranten warfen US-Medienberichten zufolge Flaschen und Müll auf Polizisten, die Beamten setzten Pfefferspray ein. Die Proteste verliefen aber weniger gewalttätig als am Tag zuvor.
Freitagnacht war es in Brooklyn zu Ausschreitungen gekommen, mehr als 200 Demonstranten wurden festgenommen, wie der Chef der New Yorker Polizei, Dermot Shea, sagte. Auf beiden Seiten habe es Verletzte gegeben. Eine Person schleuderte Shea zufolge einen Brandsatz in ein Polizeiauto, in dem vier Beamte sassen.
Am Samstag trugen viele Demonstranten erneut Plakate mit der Aufschrift «I can't breathe» («Ich kann nicht atmen»), was Floyd am Montag zu den Polizisten gesagt hatte, bevor er das Bewusstsein verlor. Ein weisser Beamter hatte bei einer Festnahme in der Stadt Minneapolis sein Knie minutenlang in den Hals des am Boden liegenden 46-Jährigen gedrückt.
Ausgangssperren in Los Angeles
Auch in Los Angeles kam es zu Ausschreitungen. Der Bürgermeister der US-Metropole hat darum eine nächtliche Ausgangssperre verhängt. Bürgermeister
Eric Garcetti kündigte an, die Massnahme gelte in der Nacht zu Sonntag von 20.00 Uhr (Ortszeit/5.00 Uhr MESZ) bis 5.30 Uhr für die Innenstadt von Los Angeles.
Die Ausgangssperre sei notwendig, um «den Frieden wiederherzustellen».
Die Polizei der kalifornischen Metropole teilte mit, im Stadtzentrum komme es zu «grossen und gewalttätigen Protesten». Garcetti sagte: «Wir können unsere Pflicht nicht erfüllen, Menschenleben zu schützen, wenn Menschen plündern.»
Alleine in Los Angeles waren nach Angaben vom Samstag mehr als 500 Menschen festgenommen worden. Auch in anderen Metropolen kam es zu Festnahmen.
Donald Trump giesst Öl ins Feuer
US-Präsident Donald Trump machte linksradikale Gruppen für die Ausschreitungen in amerikanischen Städten verantwortlich. «Die Gewalt und der Vandalismus werden von der Antifa und anderen gewaltsamen Gruppen des linken Flügels angeführt», sagte Trump am Samstagabend (Ortszeit) nach dem Start von US-Astronauten vom Weltraumbahnhof Cape Canaveral.
«Linksradikalen Kriminellen, Verbrechern und anderen in unserem Land und auf der Welt wird nicht erlaubt werden, unsere Gemeinden in Brand zu stecken.»
Trump warf gewaltsamen Demonstranten vor, das Gedenken an George Floyd zu entehren. «Was wir jetzt auf unseren Strassen sehen, hat nichts mit Gerechtigkeit oder mit Frieden zu tun», sagte Trump. «Meine Regierung wird Mob-Gewalt beenden.»
Trump sagte: «Ich stehe vor Ihnen als ein Freund und Verbündeter jedes Amerikaners, der nach Gerechtigkeit und Frieden strebt.» Er sei aber strikt gegen jene, die diese «Tragödie» ausnutzen wollten, um zu plündern oder zu bedrohen. «Heilung statt Hass und Gerechtigkeit statt Chaos sind der Auftrag, den es zu erfüllen gilt.»