Roboter schwitzt für die Wissenschaft
US-Forscher haben einen schwitzenden Roboter erschaffen, um die körperlichen Auswirkungen extremer Hitze zu untersuchen. Arizona ist mit 47 Grad der ideale Ort.
![Andi Roboter](https://c.nau.ch/i/eVxGz/900/andi-roboter.jpg)
Das Wichtigste in Kürze
- Die Wärmepuppe Andi kann wie Menschen atmen, zittern und schwitzen.
- Mit ihr wollen US-Forscher Auswirkungen extremer Hitze auf den Körper untersuchen.
- Die Untersuchungen finden in Arizona statt, wo es derzeit 47 Grad heiss ist.
Andi sieht aus wie eine Crashtest-Puppe, verfügt aber über ein reiches Innenleben. Wie Menschen kann er atmen, zittern und schwitzen. Forscher im US-Bundesstaat Arizona haben diesen neuartigen humanoiden Roboter entwickelt. So wollen sie uns angesichts des Klimawandels besser gegen extreme Hitze wappnen.
Seit Wochen leidet Arizonas Hauptstadt Phoenix unter Temperaturen von über 43 Grad. Diese extreme Hitzewelle könnte eine Vorbotin sein. Dafür, was die Menschheit angesichts des Klimawandels bald in vielen Teilen der Welt erwartet.
Roboter misst Auswirkungen extremer Hitze
Gerade sind es wieder 47 Grad in der Stadt. Für Menschen ist diese Hitze lebensgefährlich, für Andi ist es ein ganz normaler Tag für einen Spaziergang. Begleitet wird er dabei von einer mobilen Wetterstation, die genau misst, welche Hitze umgebende Gebäude abstrahlen.
«Andi ist die erste Wärmepuppe, die wir regelmässig ins Freie schicken.» Dabei werde gemessen, wie viel Hitze sie aus ihrer Umgebung aufnimmt. Das sagt Konrad Rykaczewski, Experte für Maschinenbau an der Arizona State University.
Der Roboter ermögliche es den Forschern, «ganz realistisch einzuschätzen, wie Menschen auf extremes Klima reagieren». Und das, ohne deren Gesundheit aufs Spiel zu setzen.
Andi schwitzt vor allem am Rücken
Andi steht für «Advanced Newton Dynamic Instrument». Genauso vielversprechend wie sein Name ist die technologische Schatzkiste, die sich unter seiner Hülle aus Epoxidharz und Karbonfasern verbirgt.
Dazu zählt ein Netz aus miteinander verbundenen Sensoren. Es zeigt, wie die Hitze sich im Körper verteilt. Andi verfügt über ein internes Kühlsystem. Zudem hat er Poren, die es ihm ermöglichen, zu atmen und zu schwitzen.
Dank 35 voneinander unabhängigen Wärmezonen schwitzt er dabei unterschiedlich stark. Am meisten am Rücken, wie der Mensch.
Aus ethischen Gründen werden keine Menschen untersucht
Vor Andi gab es schon rund einen Dutzend Wärme-Roboter. Er ist aber der Erste, der sich im Freien einsetzen liess. Die vorherigen wurden vor allem von Sportartikelherstellern genutzt, um in Wärmekammern ihre Funktionskleidung zu testen.
Von seinem Super-Dummy erhofft sich das Team ein besseres Verständnis über die körperlichen Abläufe beim Überhitzen. Dieses Phänomen dürfte mit dem Klimawandel immer mehr Menschen treffen.
Aus ethischen Gründen könne man ja nicht den Temperaturanstieg beim Menschen selbst während eines Hitzschlags messen.
Verschiedene Bevölkerungsgruppen regulieren Hitze anders
Nach Angaben der beteiligten Klimaforscherin Jennifer Vano lässt sich Andi immer wieder umprogrammieren. So könne die Wirkung von Hitze auf verschiedene Bevölkerungsgruppen untersucht werden.
Ältere Menschen beispielsweise schwitzen weniger als junge, erklärt sie. Sportler, Kranke oder stark Übergewichtige brauchen jeweils anderen Schutz. Mit Andi lasse sich die Hitzeregulierung jedes Einzelnen simulieren.
Phoenix mit seiner Wüstenhitze ist das ideale Labor für solche Forschungszwecke. Dort kann im Detail sowie umfassend über besseren Schutz gegen die Klimaerwärmung geforscht werden.
Kleidung, Gebäude und Arbeitszeiten sollen angepasst werden
«Wenn Paris in Zukunft dem heutigen Phoenix gleicht, können wir viel darüber lernen, wie wir künftig Gebäude entwerfen müssen.» Das sagt Rykaczewski.
Auch wird so getestet, wie wir unsere Kleidung und unser Verhalten ändern müssten. Und wie lange sich jemand in kühlen Schutzräumen aufhalten müsse oder auf Baustellen gearbeitet werden könne..