Schlittert Donald Trump in einen ungewollten Krieg?
Donald Trump hat mit einem Beinahe-Angriff den Druck auf den Iran noch einmal erhöht. Doch die Mullahs in Teheran werden sich kaum beeindruckt zeigen.
Das Wichtigste in Kürze
- US-Präsident Trump hat in letzter Sekunde einen Militärschlag gegen den Iran abgebrochen.
- Die Taktik des maximalen Drucks zeigt bisher keine Wirkung.
- Steuern die USA ungewollt in einen Krieg mit dem Mullah-Staat?
Beinahe-Krieg mit dem Iran: US-Präsident Donald Trump hatte in der Nacht auf Freitag einen Militärschlag gegen den Iran autorisiert. Ziele, wie Radaranlagen oder Raketensysteme, sollten zerstört werden. Dies als Vergeltung für den Drohnen-Abschuss durch die iranischen Revolutionsgarden am Donnerstag.
«Ein sehr grosser Fehler» des Irans, twitterte Trump als Reaktion auf den Drohnen-Abschuss. Und später auf die Frage, wie er reagieren werden antwortete der US-Präsident: «Sie werde es herausfinden.»
Iran made a very big mistake!
— Donald J. Trump (@realDonaldTrump) June 20, 2019
Gemäss der «New York Times» seien die US-Jets bereits in der Luft gewesen. Dann aber hätte es in letzter Minute einen Abbruch gegeben.
Dem geplanten Angriff seien intensive Diskussionen im Weissen Haus zwischen Trump, seinen höchsten Sicherheitsberatern und den Kongressspitzen vorausgegangen.
Wegen möglichen 150 Opfern Einsatz abgebrochen
Offenbar habe Trump den Einsatz kurzfristig abgeblasen, weil beim Einsatz rund 150 Menschen getötet worden wären. Dies schreibt er auf Twitter. Dies stünde nicht im Verhältnis zum Abschuss einer unbemannten Drohne.
....proportionate to shooting down an unmanned drone. I am in no hurry, our Military is rebuilt, new, and ready to go, by far the best in the world. Sanctions are biting & more added last night. Iran can NEVER have Nuclear Weapons, not against the USA, and not against the WORLD!
— Donald J. Trump (@realDonaldTrump) June 21, 2019
Weiterhin unklar ist, ob der Luftschlag ausbleiben wird, oder er nur auf einen späteren Zeitpunkt verschoben wurde. Dazu gibt es weder vom Weissen Haus, noch vom Pentagon ein Statement.
Klar ist dafür, dass das Weisse Haus den Bericht der «New York Times» nicht verhindern wollte. Offenbar wollte man den Beinahe-Angriff bewusst durchsickern lassen – vielleicht als letzte Drohung an den Iran?
Seit der Aufkündigung des Atom-Deals durch die Amerikaner haben sich beide Seiten an den Rand eines Krieges hochgeschaukelt. Washington und Teheran betonen weiterhin, dass man keinen Krieg wolle. Doch äusserten sich beide Seiten dahingehend, dass man sich vor einer militärischen Auseinandersetzung nicht fürchte.
Donald Trump macht maximalen Druck
Die diplomatische Taktik von Donald Trump ist bekannt: Mit maximalem Druck will er neue «bessere» Deals aushandeln. Bei der EU, Mexiko, Kanada et cetera, scheint es geklappt zu haben. Auch mit Nordkorea hatte Trump zumindest kurzfristig Erfolg.
Anders beim Iran. Auch hier will Trump mit maximalem Druck neue Verhandlungen im Atomstreit erzwingen. Mit dem Fast-Angriff dürfte nun die höchste Stufe des maximalen Drucks für Donald Trump erreicht worden sein.
Doch der Iran lässt sich nicht so einfach in die Knie zwingen. Das Mullah-Regime hat jegliche Gespräche mit den Amerikanern bisher abgelehnt – und wird dies weiterhin tun. Man habe kein Vertrauen in die USA, heisst es aus Teheran.
Viele fürchten nun, dass die USA in einen Krieg verwickelt werden könnten. «Der Präsident hat wohl nicht vor, in den Krieg zu ziehen. Aber wir sind besorgt, dass er und die Regierung in einen Krieg hineinstolpern könnten.» Dies sagte etwa der Fraktionschef der Demokraten im US-Senat, Chuck Shumer, nach einem Gespräch mit Trump am Donnerstag.