Teure beste Aussicht – New Yorks Wolkenkratzer im Wettbewerb
New Yorks höchste Häuser konkurrieren nicht mehr nur um die Sicht – sondern auch um das grösste Erlebnis.
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Das Besonderste an der vielleicht besondersten Stadt der Welt mag die Art und Weise sein, wie sie in den Himmel gewachsen ist. Ob man auf New York zufliegt oder sich Manhattan mit dem Auto nähert: Die Metropole türmt sich in 3D vor einem auf wie sonst keine Stadt. 541 Meter ragt die höchste Gebäudespitze zwischen Hudson und East River in den Himmel.
Und für Gäste ist der Blick von oben auf New York meist touristische Pflicht. Doch um die beste Aussicht ist ein reger Wettkampf entbrannt. Eine Handvoll Wolkenkratzer lockt mit schwindelerregenden Highlights. Die Konkurrenz ist hart, und die Preise – nun ja – sind atemberaubend hoch.
Reger Wettbewerb um Kunden
Die Geschichte der Aussichtsplattformen in New York begann ums Jahr 1850: Das Latting-Observatorium in Midtown Manhattan sah aus wie eine Mischung aus Ölbohr-Struktur und Eiffelturm. Mit knapp 100 Metern Höhe war es zu dieser Zeit – lange bevor Stahlkolosse wie das Empire State Building in den Himmel wuchsen – das höchste Gebäude der Stadt. Und dafür erbaut, Besuchern und Einheimischen einen unvergleichlichen Blick auf die Stadt zu geben.
Mittlerweile ist New York eine Stadt voller Türme, in der ständig neue Hochhäuser wie schmucke Parfüm-Flakons aus dem Boden spriessen. Mit ihren unvergleichlichen Aussichten kräftig zu verdienen, liegt dabei in der DNA der Stadt. Über 60 Millionen Menschen kommen jedes Jahr. Pro Urlaubstag mit Museum, Essen, Attraktion und einer Broadway-Show können locker 300 Dollar fällig werden – für das Hotel noch einmal so viel.
Von diesem Touristen-Kuchen wollen auch die Betreiber einiger Hochhäuser profitieren. Bei ihnen geht es längst um mehr als nur um die Aussicht. Die Plattformen verkaufen vielmehr Erlebnisse, die Aussicht mit Stimmung und manchmal auch Nervenkitzel verbinden. Das kann bis zu 100 Dollar und mehr kosten.
Die Optionen:
Der Klassiker in Midtown: Das Empire State Building
Wie eine überdimensionierte Rakete thront das Empire State Building seit fast 100 Jahren in und über New York. Das Urgestein unter den Aussichtsplattformen – unter anderem bekannt für den jährlichen Treppenlauf bis zum 86. Stock – wurde 2019 grundlegend renoviert.
Eine aufwendige und sehenswerte Ausstellung stellt nun die Geschichte des Art-déco-Gebäudes in den Vordergrund. Wer statt 44 Dollar (etwa 42 Euro) 79 bezahlt, kann sogar bis in die vergleichsweise winzige Turmspitze in den 102. Stock auf 381 Meter hinauf. Dort fühlt sich der Besucher wie in einem Leuchtturm – bei gutem Wetter mit Blick in über 100 Kilometer Ferne.
Am Rande des Abgrunds: «The Edge»
Auf Adrenalin setzt einer der neuen, jungen und wilden Wolkenkratzer. 30 Hudson Yards sieht vom Boden aus wie ein Huhn mit einem Schnabel. Der Schnabel allerdings ist eine grosse Aussichtsterrasse im 100. Stock des Gebäudes: «The Edge». Vom Rande des Hudson River haben die Besucher für 44 Dollar nicht nur einen wunderbaren Blick in alle Richtungen New Yorks – durch einen Glasboden können wagemutige auch direkt nach unten in den Abgrund blicken.
«Das ist – glaube ich – das Atemberaubendste, was ich seit langem gesehen habe», sagte der deutsche Urlauber Mayko Kahlen, der auf der «Edge» (deutsch: Kante) mit seinem Kumpel den Sonnenuntergang geniesst. «Perfekte Zeit erwischt, es ist einfach nur traumhaft», meint er.
Und wenn man es auf die Spitze treiben will, kann man auf der «Edge» für knapp 200 Dollar sogar an einer gesicherten Klettertour am Gebäude teilnehmen.
Ganz oben: Das World Trade Center
Es ist nicht nur das höchste Gebäude der Stadt, sondern auch der gesamten westlichen Welt: Das World Trade Center misst mit seinem Mast 541 Meter, Besucher in Downtown Manhattan können immerhin auf 387 Meter hoch und haben einen Blick, der sich von den Plattformen in Midtown Manhattan unterscheidet. Auf dem Weg zur Aussicht gibt es spektakuläre Video-Installationen und einen Aufzug, der eine Zeitreise von New Yorks Anfängen bis zur Gegenwart simuliert. Kostenpunkt für das Basis-Ticket auch hier: 44 Dollar.
Geschichte zum Nachstellen: Top of the Rocks
Können Sie sich an das Foto «Mittagspause auf einem Wolkenkratzer» erinnern, das Arbeiter auf einem Stahlträger über New York City zeigt? Und New York wäre nicht New York, wenn man das Foto nicht irgendwo nachstellen könnte. In diesem Fall auf der Aussichtsplattform des Rockefeller Center selbst: Mehrere Leute haben auf dem Fake-Stahlträger Platz, bevor sie hydraulisch noch einige Meter in die Höhe gehoben und gedreht werden. Den ikonischen Blick auf Empire State Building und World Trade Center gibt's natürlich – ab 40 Dollar – nach wie vor.
Fiebertraum in der Skyline: The Summit
Wer mit Reizüberflutung kein Problem hat, dem sei die Aussichtsplattform mit dem meisten Schnickschnack empfohlen. One Vanderbilt heisst direkt neben dem Bahnhof Grand Central das Gebäude, in dem die Besucher für knapp 60 Dollar 330 Meter über dem Boden in eine Parallelwelt eintauchen.
Drinnen im «Summit» ist fast alles verspiegelt und lichtdurchflutet – es ist nicht ganz klar, wo die eigene Existenz aufhört und die New Yorker Skyline anfängt. Dieses Gefühl jedenfalls soll vermittelt werden. Durch einen Raum wabern silberne Bälle wie Blasen. Kurzum: eine Traumlandschaft in der Skyline, ganz ausgerichtet auf Angeberfotos in sozialen Medien – für Extra-Dollar gibt's auch Champagner.
Alternativen
Wer das nötige Geld nicht hat oder es nicht ausgeben will, für den gibt es Alternativen: Auch ebenerdig ist die Skyline wunderschön, zum Beispiel vom Brooklyner Ufer im Transmitter Park oder aus dem Viertel Brooklyn Heights. Ansonsten gibt es mehrere Rooftop Bars in Manhattan oder Brooklyn, in denen der Blick ebenfalls grandios ist. Achtung: Auch hier können Extra-Kosten anfallen, und die Getränke sind sicher nicht günstig.