UNO fordert zusätzliche 3,6 Milliarden Dollar an Corona-Hilfen
Im Kampf gegen die Corona-Pandemie haben die Vereinten Nationen zusätzliche 3,6 Milliarden Dollar (rund 3,2 Milliarden Euro) an Hilfen gefordert.
Das Wichtigste in Kürze
- Neue Beschränkungen in Israel und Barcelona.
Es bestehe «die ernste Gefahr von Hungersnöten, wir müssen jetzt investieren, um das zu verhindern», sagte UN-Nothilfekoordinator Mark Lowcock am Donnerstag in New York. Derweil kehren wieder mehr und mehr Länder rund um den Globus zu strengen Schutzmassnahmen zurück.
Lowcock warf den reichen Ländern mangelnde Unterstützung armer Weltregionen vor. «Die bisherige Reaktion der wohlhabenden Nationen auf die Lage in anderen Ländern war völlig unzureichend», sagte er. Insgesamt fordern die Vereinten Nationen nun 10,3 Milliarden Dollar an Corona-Hilfen. Seit der Vorstellung des Krisenplans im März sind nach ihren Angaben bislang aber nur 1,7 Milliarden Dollar bereitgestellt worden.
Für Beunruhigung sorgen die explodierenden Infektionszahlen in den bevölkerungsreichen Ländern. In Indien meldete die Regierung am Freitag weitere 35.000 Neuinfektionen binnen eines Tages. Die Zahl der Ansteckungsfälle überstieg damit die Marke von einer Million. Die Zahl der Covid-Toten stieg um knapp 700 auf mehr als 25.600.
Indien mit seinen 1,3 Milliarden Einwohnern ist damit nach den USA und Brasilien das dritte Land, in dem die offizielle Zahl der Corona-Infektionen die Millionenmarke übersteigt. Da das Land nur über geringe Testkapazitäten verfügt, dürfte die tatsächliche Infektionszahl aber weitaus höher liegen.
Die Internationale Föderation der Rotkreuz- und Rothalbmond-Gesellschaften warnte, dass sich Indien und seine Nachbarländer Pakistan und Bangladesch derzeit rasch zu einem neuen Epizentrum der Corona-Pandemie entwickelten, zumal sich der Erreger inzwischen auch verstärkt in kleineren Städten und ländlichen Gegenden ausbreite.
Brasilien überschritt derweil die Schwelle von zwei Millionen Infektionen. Nach Angaben des Gesundheitsministeriums in Brasília wurden am Donnerstag 45.400 Neuinfektionen gemeldet, die Zahl der Toten stieg um 1322 auf knapp 76.700. Brasilien ist nach den USA das am härtesten von der Pandemie betroffene Land der Welt.
In den USA erreichte die Zahl der Neuinfektionen einen neuen Höchststand. Binnen 24 Stunden wurden nach Angaben der Johns-Hopkins-Universität 68.428 neue Ansteckungsfälle registriert - damit haben sich inzwischen schon mehr als 3,57 Millionen Menschen in den USA infiziert, mehr als 138.000 starben.
Weltweit wurden am Freitag mehr als 5800 neue Corona-Tote registriert. Damit starben inzwischen schon mehr als 590.000 Menschen an oder mit der Virusinfektion.
Angesichts wieder steigender Ansteckungszahlen und neuer Hotspots kehren immer mehr Länder zu strengeren Corona-Beschränkungen zurück. Sie wollen eine Rückkehr zu für Wirtschaft und Menschen verheerenden und besonders strikten Ausgangssperren aus der Anfangszeit der Krise verhindern.
In Israel bleiben ab sofort jedes Wochenende von Freitagabend bis Sonntagmorgen Geschäfte, Einkaufszentren, Friseure und Schönheitssalons ebenso wie Schwimmbäder, Museen und andere Touristenattraktionen geschlossen, auch die Strassenbahnen fahren nicht mehr.
Sporteinrichtungen müssen ganz schliessen, Restaurants dürfen nur noch Lieferservice oder Essen zum Mitnehmen anbieten. Auch die Zahl der Teilnehmer an Zusammenkünften wurde wieder deutlich eingeschränkt. Ab dem 24. Juli sollen an den Wochenenden zudem Israels Strände gesperrt werden.
Für Barcelona und mehrere Vororte führte unterdessen die katalanische Regionalregierung für zunächst zwei Wochen bereits strikte Ausgangsbeschränkungen ein. Deren Bewohner seien aufgerufen, ihr Heim nur in dringend erforderlichen Fällen zu verlassen, sagte Regierungssprecherin Meritxell Budó. Besuche in Pflegeheimen wurden ebenso wieder verboten wie Versammlungen mit mehr als zehn Teilnehmern. In der bei Touristen beliebten katalanischen Hauptstadt waren die Infektionsfälle zuvor wieder deutlich angestiegen.