Vor der anstehenden Zinsentscheidung der US-Notenbank zeigt sich eine unerwartete Abschwächung des Preisauftriebs in den USA.
Verbraucherpreise
Im Mai sind die Verbraucherpreise im Vergleich zum Vorjahresmonat um 3,3 Prozent gestiegen, wie das US-Arbeitsministerium am Mittwoch in Washington bekannt gab. (Symbolbild) - sda - KEYSTONE/EPA/JIM LO SCALZO

Gute Nachrichten kurz vor der Zinsentscheidung der US-Notenbank Fed: In den USA hat sich der Preisauftrieb unerwartet etwas abgeschwächt. Die Verbraucherpreise stiegen im Mai zum Vorjahresmonat um 3,3 Prozent, wie das US-Arbeitsministerium am Mittwoch in Washington mitteilte. Im April hatte die Rate 3,4 Prozent betragen. Analysten hatten mit einer unveränderten Inflationsrate für Mai gerechnet.

Die Zahlen sind von Bedeutung für die Geldpolitik Fed. Diese will am heutigen Abend (20 Uhr MESZ) ihre Entscheidung zum weiteren Kurs der Geldpolitik bekanntgeben. Analysten gehen davon aus, dass sie ihren Leitzins weiter stabil auf hohem Niveau in einer Spanne von 5,25 bis 5,5 Prozent halten wird.

Höher lag der Zinssatz, zu dem sich Geschäftsbanken Geld von der Zentralbank leihen, zuletzt vor mehr als 20 Jahren.

Fed beachtet Kernrate besonders

In den USA hat sich der Preisauftrieb zuletzt etwas abgeschwächt. Die Kernjahresinflationsrate ohne Energie und Nahrungsmittel fiel laut den neuen Daten von 3,6 auf 3,4 Prozent. Im Vergleich zum Vormonat stiegen die Kernverbraucherpreise um 0,2 Prozent.

Die Kernrate wird von der US-Notenbank Fed besonders beachtet. Sie gibt den allgemeinen Preistrend nach Meinung von Fachleuten besser wieder als die Gesamtrate. Neben den neuen Daten des US-Arbeitsministeriums.

Seit März 2022 hat die Notenbank ihren Leitzins im Kampf gegen die Inflation im rekordverdächtigen Tempo um mehr als fünf Prozentpunkte angehoben. Zuletzt drehte sie allerdings nicht mehr an der Zinsschraube.

Inflationsrate sinkt seit Zinserhöhungen

Die Inflationsrate – im Sommer 2022 mit mehr als 9 Prozent so hoch wie seit rund vier Jahrzehnten nicht mehr – ging seit den Zinserhöhungen deutlich zurück. Die Preise steigen nun deutlich langsamer an. Dennoch scheint das 2-Prozent-Ziel der Fed aktuell ausser Reichweite.

Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte vergangene Woche die Zinswende eingeleitet und den Leitzins um 0,25 Prozentpunkte gesenkt. Die Notenbank der grössten Volkswirtschaft der Welt hatte bei ihrer letzten Sitzung im Mai allerdings Hoffnungen auf rasche Zinssenkungen gedämpft und sich hinsichtlich der hartnäckigen Inflation besorgt gezeigt.

Fed-Chef Powell: «Hohe Inflation könnte länger bleiben»

Es könne «länger als bisher angenommen» dauern, bis die Fed mehr Zuversicht gewinne, dass die hohe Inflation wirklich auf dem Rückzug sei, hatte Fed-Chef Jerome Powell damals gesagt.

Eigentlich hatte die US-Notenbank für dieses Jahr drei Zinssenkungen von jeweils 0,25 Prozentpunkten vorhergesagt. Die neuen Zinsprognosen, die die Fed ebenfalls veröffentlichen wird, dürften zeigen, ob die US-Notenbank an diesem Plan festhalten wird. Beobachter rechnen damit, dass die Fed erst in der zweiten Jahreshälfte ihre Geldpolitik lockern wird.

Notenbanken erhöhen die Zinsen, um die Nachfrage zu bremsen. Steigen die Zinsen, müssen Privatleute und Wirtschaft mehr für Kredite ausgeben – oder sie leihen sich weniger Geld. Das Wachstum nimmt ab, Unternehmen können höhere Preise nicht unbegrenzt weitergeben – und idealerweise sinkt die Inflationsrate.

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