US-Notenbank drosselt Krisenhilfen - Zinsen bleiben niedrig

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USA,

Mit Hilfsprogrammen haben sich die Notenbanken gegen die Corona-Krise gestemmt - zumindest in den USA wird diese Geldflut nun abebben. Die EZB dämpft Spekulationen auf Erhöhung der Zinsen im Euroraum.

Das Gebäude der US-Notenbank Federal Reserve (Fed). Foto: J. Scott Applewhite/AP/dpa
Das Gebäude der US-Notenbank Federal Reserve (Fed). Foto: J. Scott Applewhite/AP/dpa - dpa-infocom GmbH

Das Wichtigste in Kürze

  • Die US-Notenbank leitet mit der Drosselung ihrer milliardenschweren Anleihekäufe eine Normalisierung ihrer ultralockeren Geldpolitik ein.

Zugleich betont die Federal Reserve (Fed), dass Zinserhöhungen in den USA noch kein akutes Thema seien. Das kommt bei Anlegern gut an. Doch Kritiker fordern angesichts soliden Wachstums und zunehmender Inflationsrisiken einen entschlosseneren Ausstieg aus dem Corona-Krisenmodus. Dabei dürfte die Zinswende in den USA wohl früher erfolgen als im Euroraum.

Ökonom Stefan Kooths vom IfW Kiel ist das Vorgehen der US-Notenbank zu zögerlich: «Die Fed nimmt mit ihrer jüngsten Entscheidung den Fuss nicht vom Gas, sie drückt ihn nur etwas weniger kräftig durch». Die USA entfernten sich dadurch zusehends von einer stabilitätsgerechten Geldpolitik. «So droht eine immer grössere Überdosierung der Zentralbankgeldschöpfung.» Die Korrektur dürfte dann umso schmerzhafter ausfallen, weil sich viele Akteure auf günstige Finanzierungen einstellten und sich entsprechend verschuldeten.

Fed pumpt Geld in die Finanzmärkte

Die Fed hatte am Mittwochabend eine Reduzierung ihrer konjunkturstützenden Wertpapierkäufe im derzeitigen Volumen von 120 Milliarden Dollar pro Monat um 15 Milliarden Dollar angekündigt. Mit dem Programm pumpt die Fed zusätzliches Geld in die Finanzmärkte, um die Kreditzinsen niedrig zu halten und die Wirtschaft anzukurbeln. Die Entscheidung der Währungshüter kam vor dem Hintergrund steigender Inflationsgefahren und einer fortgeschrittenen Erholung der US-Konjunktur von der Corona-Krise. Dennoch will die Fed es bei der Straffung ihrer Geldpolitik sachte angehen lassen.

So ändert sich am Leitzins, der in der extrem niedrigen Spanne von 0,0 bis 0,25 Prozent liegt, vorerst nichts. Die Drosselung der Anleihekäufe dürfte in den kommenden Monaten schrittweise in gleicher Grössenordnung weitergehen, so dass das Programm im Juni 2022 auslaufen würde. Die Währungshüter behalten sich jedoch vor, das Tempo je nach wirtschaftlicher Entwicklung bei Bedarf anzupassen. Die Zinsen dürften noch etwas länger an der Nulllinie bleiben. «Wir glauben nicht, dass es an der Zeit ist, die Zinsen anzuheben», sagte Fed-Chef Jerome Powell bei einer Pressekonferenz in Washington.

Gibt noch Raum für Verbesserungen

Trotz einer erheblich besseren Lage am Arbeitsmarkt gebe es noch Raum für Verbesserungen. An der Börse wird Mitte 2022 - nach dem Ende des Anleihekaufprogramms - mit dem ersten Zinsschritt gerechnet. Damit wäre die Fed wohl zögerlicher als andere grosse Notenbanken wie die Bank of England, aber deutlich schneller als die Europäische Zentralbank (EZB). Deren Präsidentin Christine Lagarde hatte Spekulationen auf Zinserhöhungen im Euroraum am Mittwoch erneut gedämpft. Es sei sehr unwahrscheinlich, dass die Bedingungen für eine Anhebung im kommenden Jahr erfüllt seien, sagte sie in Lissabon.

«Es ist nicht verwunderlich, dass die Fed lange vor der EZB mit einer Straffung ihrer Geldpolitik beginnt», erklärte Experte Friedrich Heinemann vom Mannheimer Wirtschaftsforschungsinstitut ZEW. «Die konjunkturelle Erholung der USA ist weiter fortgeschritten, ausserdem ist die Fiskalpolitik noch expansiver als in Europa.» Zudem sei die Lage in der Eurozone wegen der Mitgliedsländer im Währungsraum anders als in den USA. «Es ist unsicher, ob die Finanzierung hoch verschuldeter Euro-Staaten noch funktionieren würde, wenn die EZB diese Anleihekäufe einstellt.» Die Fed sei handlungsfähiger, weil sie nicht die Liquidität von Teilstaaten garantieren müsse.

In erster Linie vorübergehende Faktoren

An den Finanzmärkten kamen Powells Aussagen gut an. Die US-Börsen setzten ihre Rekordjagd mit der Aussicht auf eine vorerst anhaltende Billiggeldversorgung durch die Notenbank fort. Powell räumte zwar ein, dass die erhöhte Inflation keinesfalls der Fed-Definition von Preisstabilität entspreche, betonte aber - wie zuvor schon der Rat der Notenbanker in seinem Statement - dass hinter der erhöhten Teuerung in den USA in erster Linie vorübergehende Faktoren stehen dürften. Zudem bekräftigte er, dass die USA das Ziel der Vollbeschäftigung auf dem Arbeitsmarkt noch nicht erreicht hätten.

Die Fed hatte auf die Corona-Krise mit einer extremen Lockerung ihrer Geldpolitik reagiert. Doch inzwischen ist die Notenbank unter Druck, einen Gang herunterzuschalten. Die US-Inflationsrate legte im September auf 5,4 Prozent zu und erreichte damit - wie schon im Juni und Juli - das höchste Niveau seit 2008. Die Teuerung liegt damit deutlich über dem Fed-Zielwert von zwei Prozent. Angesichts hoher Energiepreise und anhaltender Lieferprobleme im Welthandel wird immer deutlicher, dass die erhöhte Inflation kein - wie von der Fed zunächst angenommen - relativ rasch vorübergehendes Phänomen ist.

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