Nach 43 Jahren ist Sandra Hemme frei. Der Bundesstaat Missouri (USA) hatte sie als 20-Jährige zu Unrecht wegen Mordes verurteilt.
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Sandra Hemme, Mitte, trifft sich mit ihrer Familie und Unterstützern, nachdem sie am Freitag, den 19. Juli 2024, aus dem Chillicothe Correctional Center in Chillicothe, Miss., entlassen wurde. Hemmes Mordurteil wurde nach 43 Jahren Haft trotz der Einwände des Generalstaatsanwalts von Missouri aufgehoben. - keystone/HG Biggs/The Kansas City Star via AP

Das Wichtigste in Kürze

  • Sandra Hemme (63) ist nach 43 Jahren Haft freigekommen.
  • Sie wurde als 20-Jährige wegen des Mordes an einer Bibliotheksmitarbeiterin verurteilt.
  • Im Prozess sollen bewusst Beweise gegen einen Polizisten zurückgehalten worden sein.
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Nach 43 Jahren ist Sandra Hemme (63) aus dem Gefängnis entlassen worden. Mehr als zwei Drittel ihres Lebens hatte sie unschuldig hinter Gittern verbracht.

Hemme war wegen Mordes an einer Bibliotheksmitarbeiterin im Bundesstaat Missouri (USA) zu lebenslanger Haft verurteilt worden. Die Tat hat jedoch wahrscheinlich ein 2015 verstorbener Polizist begangen. Entsprechende Beweise sollen von den Behörden zurückgehalten worden sein, berichtet unter anderem die «Bild».

Bei Befragung unter Medikamenteneinfluss

Hemmes Verteidigung beruft sich auf die psychischen Probleme der damals 20-Jährigen. Bei ihrer ersten Befragung zum Tod der 31-jährigen Bibliotheksmitarbeiterin Patricia Jeschke hätte sie beispielsweise unter dem Einfluss starker Beruhigungsmittel gestanden. Sie hätte «ihren Kopf nicht gerade halten» und «nichts über einsilbige Antworten hinaus artikulieren» können, sagten Hemmes Anwälte.

«Wir sind dem Gericht dankbar, dass es die schwere Ungerechtigkeit anerkennt, die Frau Hemme seit mehr als vier Jahrzehnten ertragen musste», so ihre Anwälte in einer Stellungnahme.

Gegenüber der Nachrichtenagentur AP sagte ein ehemaliger Anwalt: «Das System hat sie bei jeder Gelegenheit im Stich gelassen.»

Erdrückende Beweise gegen Polizisten

Die Behörden hätten Hemmes «widersprüchliche» Aussagen ignoriert und Beweise unterdrückt, die den damaligen Polizisten Michael Holman belasteten, so der Vorwurf der Anwälte. Der Polizist hatte beispielsweise versucht, die Kreditkarte des Mordopfers zu benutzen.

Richter Ryan Horsman sagte, es gebe «keinerlei Beweise, ausser Frau Hemmes damals wirren Aussagen, die sie mit dem Verbrechen in Verbindung bringen». Im Gegensatz dazu gebe es «Beweise, die Holman direkt mit diesem Verbrechen und dem Tatort in Verbindung bringen». Der Polizist starb 2015.

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