Völkerball sollte laut Forschern an Schulen gestoppt werden
Völkerball ist ein beliebtes Spiel, das aufgrund der einfachen Organisation gerne an Schulen gespielt wird. Damit soll aber Schluss sein, fordern Forscher.
Das Wichtigste in Kürze
- Völkerball wird seit Generationen im Schweizer Turnunterricht gespielt.
- Aus pädagogischer Sicht wird die Idee, den Gegner abzuschiessen, aber oft kritisiert,
- Kanadische Forscher fordern deshalb sogar, das Spiel aus der Schule zu verbannen.
Völkerball gehört aufgrund der einfachen Organisation auch im Schweizer Sportunterricht seit Generationen mit dazu. Wohl wirklich jeder kennt das Spiel aus seiner eigenen Schulzeit. Die einen haben es geliebt, die anderen gehasst.
Zur Erinnerung: Die Spielidee ist es, den Gegner abzuschiessen. Und genau das wird aus pädagogischer Sicht oft kritisiert.
Wissenschaftler aus Kanada fordern nun sogar das Aus von Völkerball an Schulen. Das Spiel bezeichnen sie als «Mittel der Unterdrückung». Es lehre Kinder, ihre Mitschüler zu «entmenschlichen» und ihnen zu «schaden». Das ist das Fazit einer Studie, die demnächst im Fachjournal «European Physical Education Review» erscheinen wird.
Kinder erwähnten Völkerball oft negativ
Interessant ist dabei, dass es die Forscher eigentlich ursprünglich gar nicht auf Völkerball abgesehen hatten. Ihr Ziel war es, den Turnunterricht als Ganzes unter die Lupe zu nehmen.
Dazu führten sie in dem nordamerikanischen Land Interviews mit zwölf- bis 15-jährigen Schülern. Völkerball wurde dabei aber immer wieder in einem negativen Kontext erwähnt. Vor allem mit dem Dodgeball taten sich viele Kinder schwer.
Bei der aus Nordamerika kommenden verschärften Variante, werden mehrere Bälle gleichzeitig verwendet. Die Forscher legten sich deshalb in ihrer Studie auf die Auswirkungen dieser Spiele fest.
Völkerball hat «falsche Botschaft»
Oftmals würde Völkerball als Hilfsmittel dafür gesehen, Kinder auf spielerische Weise für die Gesellschaft und die «echte Welt» zu formen. So fasst Joy Butler, eine der Autorinnen der Studie, gegenüber dem Sender CBC, die gängigen Ansichten unter den Lehrkräften zusammen.
Die Professorin, die in Vancouver an der University British Columbia lehrt und lange selbst Lehrerin war, widerspricht diesen Ansichten vehement. «Völkerball ist gleichzusetzen mit legalisiertem Mobbing», so Butler, gegenüber der «Washington Post».
Gerade die stärkeren Schüler würden das Spiel nutzen, um schwächere Klassenkameraden zu demütigen, zeigt sich die langjährige Lehrerin überzeugt. «Die Botschaft des Spiels ist, dass es okay ist, andere zu verletzen», kritisiert Butler.
Lehrer sollen mehr über Spiele nachdenken
Der Sportunterricht solle aber ein Ort sein, an dem Lehrer den Schülern dabei helfen würden, ihre Aggressionen zu kontrollieren. «Und nicht sie auszuleben», betont die Forscherin.
Die Autoren und Autorinnen der Studie richten deshalb einen Appell an die Lehrer. Sie fordern sie dazu auf, mehr über die Spiele im Sportunterricht nachzudenken. Vor allem sollte auch mehr auf die schwächeren und stilleren Schüler geachtet werden.
Als Alternative zu Völkerball empfehlen die Wissenschaftler, den Schülern die Möglichkeit zu bieten, selbst Spiele zu entwickeln. Dabei sei es wichtig, dass sich alle Kinder gemeinsam auf die Regeln einigen können.