Zuckerberg verspricht mehr Privatsphäre bei Facebook

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USA,

Das könnte der Moment des grössten Wandels in der 15-jährigen Geschichte von Facebook sein: Mark Zuckerberg verspricht, dass der Schutz der Privatsphäre künftig das Fundament des Online-Netzwerks sein werde. Doch viele Details bleiben zunächst offen.

Will Facebook stärker auf den Schutz der Privatsphäre ausrichten: Vorstandschefhef Mark Zuckerberg. Foto: Marcio Jose Sanchez/AP
Will Facebook stärker auf den Schutz der Privatsphäre ausrichten: Vorstandschefhef Mark Zuckerberg. Foto: Marcio Jose Sanchez/AP - dpa-infocom GmbH

Das Wichtigste in Kürze

  • Facebook-Chef Mark Zuckerberg hat nach der massiven Kritik der vergangenen Monate angekündigt, das Online-Netzwerk stärker auf den Schutz der Privatsphäre auszurichten.

«Ich glaube, dass die Kommunikation sich in der Zukunft zunehmend auf vertrauliche, verschlüsselte Dienste verlagern wird, in denen die Menschen sich darauf verlassen können, dass das, was sie einander mitteilen, sicher bleibt», schrieb Zuckerberg am Mittwoch. An dieser Zukunft wolle Facebook mitarbeiten.

Das weltgrösste Online-Netzwerk war insbesondere nach dem Ausbruch des Datenskandals um Cambridge Analytica scharf für den Umgang mit Nutzerdaten kritisiert worden.

«Ich verstehe, dass viele Leute nicht glauben, dass Facebook eine solche auf Privatsphäre fokussierte Plattform aufbauen würde oder wollte», räumte Zuckerberg ein. Das Online-Netzwerk habe nicht den Ruf, auf den Schutz der Privatsphäre ausgerichtete Dienste zu entwickeln.

Die Ankündigung von Mittwoch bedeutet tatsächlich ein kategorisches Umdenken im Vergleich zu Zuckerbergs Einstellung in den frühen Jahren von Facebook.

Damals hatte der Facebook-Gründer noch erklärt, der Trend gehe dazu, dass Menschen immer mehr über sich öffentlich machen. Facebook war wiederholt in Konflikte mit Datenschützern und Aufsichtsbehörden geraten, als der Konzern die Grenzen bei der Öffnung der Privatsphäre austestete.

Jetzt kündigte Zuckerberg an, mehr Angebote des Konzerns würden eine Komplett-Verschlüsselung nach dem Vorbild des Chatdienstes WhatsApp bekommen. Bei der sogenannten Ende-zu-Ende-Verschlüsselung können die Inhalte einer Unterhaltung nur von Absender und Empfänger eingesehen werden.

Sie verhindere, dass andere - «uns inklusive - sehen, was Menschen in unseren Diensten teilen», schrieb auch Zuckerberg. Weitere Dienste wie Videochats, E-Commerce-Angebote, Bezahl-Services würden auf dieser abgesicherten Basis aufbauen. Er rechne damit, dass in wenigen Jahren WhatsApp und der zweite Chatdienst des Konzerns, der Facebook Messenger, zum zentralen Weg werden, über den Menschen auf der Plattform kommunizieren, prognostizierte Zuckerberg.

Unklar blieb, was der neue Kurs für das Geschäftsmodell von Facebook bedeuten wird. Das Online-Netzwerk ist aktuell darauf angewiesen, möglichst viel über die Interessen, Ansichten, Pläne und Lebensumstände seiner Nutzer zu wissen - um zielgerichtete Werbung vermitteln zu können. Bei einer konsequenten Umsetzung der Ende-zu-Ende-Verschlüsselung hätte auch Facebook aber keinen Zugang zu den Inhalten der Nutzer.

In seinem Facebook-Eintrag ging Zuckerberg nicht darauf ein, in einem Interview der «New York Times» signalisierte er, dass Facebook neue Ideen zum Geldverdienen finden könnte. «Es gibt jede Menge Geschäftsmöglichkeiten, insbesondere in Entwicklungsländern. Es können mehr private Werkzeuge rund um den Aufenthaltsort der Leute entwickelt werden», sagte er. Im Gespräch mit dem Magazin «Wired» räumte er ein, dass die Anzeigenplattform bei reduzierter Datenzufuhr weniger effizient sei. Aber es gebe zum Beispiel auch Modelle, bei denen Unternehmen für bessere Interaktionen mit Kunden in Messenger-Diensten Geld bezahlten.

Ein breiterer Einsatz von Ende-zu-Ende-Verschlüsselung auf der Facebook-Plattform könnte auch das Problem der Verbreitung von Falschinformationen und illegaler Inhalte verschärfen. Denn auch Facebooks Teams, die Beiträge prüfen und löschen, hätten keinen Zugriff darauf. Unter anderem in Indien und Myanmar wurden private WhatsApp-Gruppen bereits für Hetzkampagnen benutzt. Zuckerberg schrieb, Facebook arbeite daran, Accounts mit bösen Absichten auch ohne Zugang zu den Inhalten zum Beispiel an Verhaltensmustern zu erkennen.

Zuckerberg betonte auch, dass Facebook die Entscheidung getroffen habe, keine Rechenzentren in Ländern zu bauen, die Menschenrechte verletzten oder die Meinungsfreiheit einschränkten. Das könne bedeuten, dass Facebooks Dienste in einigen Ländern blockiert werden und die Firma einige andere nicht in absehbarer Zukunft erschliessen können werde. Mit dieser Feststellung dürfte unter anderem ein Markteintritt in China, über den in den vergangenen Jahren immer wieder spekuliert wurde, wieder vom Tisch sein.

Die Passage zu China kann man auch als Seitenhieb gegen Apple-Chef Tim Cook verstehen. Cook betont seit Jahren, dass Apples Produkte und Dienste besonders auf den Schutz der Privatsphäre der Kunden ausgerichtet seien und stellte sich zuletzt als Kritiker von Facebook auf, wo «die Nutzer das Produkt» seien, das an die Werbebranche verkauft werde. Zugleich musste Apple Kritik dafür einstecken, dass Daten und Krypto-Schlüssel chinesischer Nutzer gemäss den lokalen Gesetzen in China gelagert werden. Apple erklärt, der Datenschutz werde dadurch nicht geschwächt.

In diese neue Krypto-Vision ordnete Zuckerberg auch die Absicht ein, WhatsApp, Messenger und der Chatfunktion von Instagram auf eine gemeinsame technische Infrastruktur zu bringen. Der Plan sei, dass Nutzer ihren Kontakten Nachrichten über die Grenzen einzelner Dienste hinweg schicken können und später sollen auch SMS-Nachrichten dazukommen. Wer will, werde die einzelnen Dienste auch separat halten können. Das Vorhaben biete Vorteile bei Datenschutz und Sicherheit, argumentierte der Facebook-Chef. Zum Beispiel wenn man damit die grundsätzlich unverschlüsselte SMS ersetze. Die Integration von SMS und dem Facebook Messenger sei aber nur auf Android-Smartphones möglich, da Apple keine Integration von SMS in externe Apps zulasse, kritisierte Zuckerberg.

Ein weiterer Aspekt des Plans ist, dass Nutzer-Daten bei Facebook sich nach einer bestimmten Zeit automatisch löschen könnten. «Das würde das Risiko verringern, dass Nachrichten später wieder auftauchen und einem peinlich sind», schrieb Zuckerberg. Das automatische Löschen könnte auch abgeschaltet - oder für einige Inhalte auch auf wenige Minuten eingestellt werden. Facebook hatte sich bereits beim Rivalen Snapchat die «Stories»-Funktion abgeschaut, bei der Nutzer ihre Inhalte für nur einen Tag mit Freunden teilen können.

Im Fall Cambridge Analytica, der Facebook massiv unter Druck brachte, waren Daten von Facebook-Nutzern vom Entwickler einer Umfrage-App vor über fünf Jahren widerrechtlich an eine Datenanalysefirma weitergegeben worden. Facebook wusste seit Ende 2016 davon, begnügte sich aber mit der Zusicherung, dass die Daten vernichtet worden seien und informierte die Nutzer nicht.

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