Zum 30. Jahrestag der Estonia-Tragödie wird mit Überlebenden und Hinterbliebenen der 852 Toten gedacht.
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Die «Estonia» war im September 1994 mit 989 Menschen an Bord auf dem Weg von Tallinn nach Stockholm vor der finnischen Südküste gesunken. - sda - Keystone/Lehtikuva/AP/Jaakko Avikainen

30 Jahre nach dem verheerenden Untergang der Ostsee-Fähre «Estonia» haben Überlebende und Hinterbliebene zusammen mit dem schwedischen Königspaar der 852 Todesopfer der Tragödie gedacht.

Bei einer Gedenkzeremonie am Estonia-Denkmal auf der Stockholmer Insel Djurgården legten König Carl XVI. Gustaf und seine Frau Königin Silvia ebenso einen Kranz nieder wie Regierungschef Ulf Kristersson und Botschafterinnen und Botschafter mehrerer Länder. Auch eine Schweigeminute wurde abgehalten.

«Es ist so wichtig, dass wir uns erinnern», sagte der König. «Um die Umgekommenen, die Überlebenden und alle Angehörigen zu ehren. Und um Lehren aus der Katastrophe zu ziehen, damit etwas Ähnliches niemals wieder geschieht.

Das schulden wir denjenigen, die davon betroffen waren, als die »Estonia« am 28. September 1994 unterging». Auch wenn 30 Jahre seit der Katastrophe vergangen seien, fühle sich diese immer noch so nah an, betonte Carl Gustaf.

Für Schweden handle es sich um ein «nationales Trauma».

Katastrophe mit tiefgreifenden Folgen

Die «Estonia» war in der Unglücksnacht mit 989 Menschen an Bord auf dem Weg von Tallinn nach Stockholm plötzlich vor der finnischen Südküste gesunken. 852 Menschen kamen dabei ums Leben, darunter rund 500 Schweden und fünf Deutsche. Nur 137 Menschen überlebten.

Es handelte sich um die grösste Schiffskatastrophe der europäischen Nachkriegsgeschichte. Der offizielle Untersuchungsbericht von 1997 benannte Mängel am abgerissenen Bugvisier der Fähre als Ursache für den Untergang.

Die «Estonia» war 1994 auf dem Weg von Tallinn nach Stockholm vor der finnischen Südküste gesunken.
Die «Estonia» war 1994 auf dem Weg von Tallinn nach Stockholm vor der finnischen Südküste gesunken. - epa/dpa

An dieser Feststellung wurden aber immer wieder Zweifel geäussert, die bis heute nicht gänzlich ausgeräumt sind.

Neue Erkenntnisse und weiteres Gedenken

Neue Untersuchungen am Wrack mündeten 2023 in einem Zwischenbericht mit vorläufigen Einschätzungen. Darin wurde festgestellt, dass die Fähre beim Auslaufen aus Tallinn nicht seetüchtig gewesen sei.

Auch in der estnischen Hauptstadt Tallinn versammelten sich Überlebende und Hinterbliebene bei einer Gedenkfeier am Denkmal für die Opfer, ehe sie danach noch zu einem Treffen im Meeresmuseum zusammenkamen.

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Estonia Tragödie: Die Namen der Toten auf einem Gedenkstein. - Keystone

Dort wurde die bis Ende März 2025 laufende Ausstellung «Estonia – Die Geschichte eines Schiffes» eröffnet.

Im estnischen Fernsehen gab es anlässlich des Jahrestags zudem zahlreiche Sondersendungen. Zeremonien fanden auch an den Gedenkstätten in den Städten Pärnu und Võru statt.

Appell des estnischen Staatspräsidenten

Bei einer Kranzniederlegung in Võru rief Staatspräsident Alar Karis dazu auf, die Erinnerung zu bewahren. Zugleich appellierte er auch an alle, Frieden mit sich selbst zu schliessen und mit dem, was passiert sei.

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