Ammoniumnitrat und die damit verbundenen Unfälle und Anschläge

Keystone-SDA
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Libanon,

Eigentlich wird Ammoniumnitrat als Düngemittel genutzt. In der Vergangenheit war die Chemikalie jedoch schon öfters in Unfälle und Anschläge verwickelt.

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Ammoniumnitrat verursachte wohl die Explosion in Beirut. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Im Hafen von Beirut wurde Ammoniumnitrat ohne Sicherheitsvorkehrungen gelagert.
  • Heute wird die Chemikalie hauptsächlich als Dünger verwendet.
  • In der Vergangenheit war Ammoniumnitrat schon öfters für Explosionen verantwortlich.

Die Chemikalie Ammoniumnitrat soll im Hafen von Beirut jahrelang in grossen Mengen und ohne Sicherheitsvorkehrungen gelagert worden sein. Die Detonation vom Dienstag steht nach unterschiedlichen Berichten in Verbindung mit dieser Substanz. Eine Untersuchungskommission soll bis zur kommenden Woche einen ersten Bericht vorlegen.

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Luftbild des Hafens von Beirut nach der mutmasslichen Ammoniumnitrat Explosion. - dpa

Ammoniumnitrat wird heute vor allem als Düngemittel verwendet. Beim Erhitzen können die durchsichtigen und farblosen Kristalle explodieren, weshalb der Umgang in Deutschland durch das Sprengstoffgesetz geregelt ist. Bis zum Zweiten Weltkrieg basierten auch viele Sprengstoffe auf der Substanz. Sie führte schon mehrfach zu tödlichen Explosionen und wurde auch bei Anschlägen eingesetzt.

Vergangene Fälle mit Ammoniumnitrat

2012 – Im Dezember wird auf einem Bahnsteig des Bonner Hauptbahnhofs eine blaue Sporttasche entdeckt. Sie enthält eine Rohrbombe mit einem Gemisch aus Ammoniumnitrat und Nitromethan. Später zeigt sich, dass sie gezündet wurde, aber nicht detonierte.

Durch glückliche Umstände kommt es nicht zum Terroranschlag. Der mutmasslich islamistische Bombenleger Marco G. wird zu lebenslanger Haft verurteilt.

2004 – Im Bahnhof von Ryongchon in Nordkorea kollidieren ein Tankwagen und zwei mit Ammoniumnitrat beladene Zugwaggons. Ein Funkenschlag löst eine Explosion aus wobei mindestens 169 Menschen sterben, darunter viele Kinder. 1300 Menschen werden verletzt, Tausende Häuser zerstört oder beschädigt.

2001 – Nach einer fatalen Kettenreaktion kommt es in einer Düngemittel-Fabrik bei Toulouse in Südfrankreich zu einer verheerenden Explosion: 31 Menschen sterben, 2500 werden verletzt, Tausende Gebäude zerstört oder beschädigt.

Auch in den USA hinterlässt Ammoniumnitrat Spuren

1995 – Bei einem Anschlag am 19. April 1995 explodiert vor einem Regierungsgebäude in Oklahoma-City ein Kleinlastwagen. Dieser war mit einer Mischung aus Dieselkraftstoff und Ammoniumnitrat beladen.

Bis dahin war die Explosion in Oklahoma-City das folgenschwerste Attentat in den USA. Die Detonation tötet 168 Menschen, darunter viele Kinder. Attentäter war der Golfkriegsveteran Timothy McVeigh.

1947 – Der Frachter «Grandcamp» mit 2300 Tonnen Ammoniumnitrat-Düngemittel an Bord explodiert im Hafen von Texas City (USA). Das Feuer greift auf die Stadt über. Mindestens 510 Menschen kommen ums Leben, Tausende werden verletzt.

Im selben Jahr explodiert im Hafen im französischen Brest der mit Ammoniumnitrat beladene Frachter «Ocean Liberty». 21 Menschen kommen ums Leben.

Ähnlich wie Beirut

1921 – Am 21. September 1921 explodiert auf dem BASF-Werksgelände in Oppau bei Ludwigshafen ein Düngemittel-Silo. 561 Menschen kommen ums Leben, fast 2000 werden verletzt. Das Chemiewerk ist ein einziges Trümmerfeld uns von den damals etwa 1000 Wohnhäusern sind 800 komplett zerstört oder unbewohnbar.

Am Werk waren 4500 Tonnen Ammoniaksulfatsalpeter explodiert, das auch Ammoniumnitrat enthält. Der Vorfall gilt als eines der schwersten Industrieunglücke Europas.

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