Assads Häftlinge dachten, Saddam Hussein (†) habe sie befreit
Die Häftlinge in Assads Horror-Gefängnissen waren so lange eingesperrt, dass sie glaubten, dass Saddam Hussein (seit 2006 tot) sie befreit hätte.
Das Wichtigste in Kürze
- Einige in Damaskus befreiten Häftlinge waren schon von Assads Vater eingesperrt worden.
- Sie dachten somit, Sadam Hussein hätte sie befreit.
- Videos und Bilder zeigen die grausamen Zustände in den berüchtigten Gefängnissen.
Nach dem Sturz des syrischen Diktators Baschar al-Assad (59) haben die Rebellen die Gefangenen aus den Regime-Knästen befreit. Unter ihnen sind teils sogar politische Häftlinge, die noch unter Baschars Diktator-Vater Hafez eingekerkert wurden.
Es sind Studenten, die nach harmlosen Protesten für Jahrzehnte weggesperrt wurden. Menschen, die brutal misshandelt und gefoltert wurden. Wie die «Bild»-Zeitung berichtet, waren diese Gefangenen dermassen von der Aussenwelt abgeschnitten, dass sie dachten, sie seien von der irakischen Armee befreit worden.
Als Häftlinge aus einem Gefängnis in Damaskus befreit wurden und auf die Strasse strömten, sollen sie demnach Anwohner danach gefragt haben. Sie dachten, dass Saddam Husseins (seit 2006 tot) das Syrien von Diktator Hafez al-Assad (seit 2000 tot) befreit habe. So lange waren diese Menschen in den dunklen Kammern weggesperrt. Unfassbar.
«Wie viele Menschen hat dieser Bastard Assad eingesperrt?»
Besonders die Gefängnisse Saidnaya und Mezzeh in der Nähe von Damaskus sind für ihre grausame Geschichte berüchtigt. Menschenrechtsorganisationen berichten, dass dort zehntausende Menschen unter dem Regime von Assad ums Leben gekommen sind.
Aus den unterirdischen Anlagen von Saidnaya – auch «menschliches Schlachthaus» genannt – sollen inzwischen alle Gefangene freigekommen sein. Die Berichte über die Zustände in diesen Einrichtungen, die als Orte der Folter und des Todes gelten, sind erschütternd.
Aufnahmen zeigen Frauen und Kinder, die die Zellen verlassen. Besonders eindrücklich ist das Bild eines kleinen Jungen, der mit staunendem Blick aus einer Gefängniskammer tritt und seine Umgebung erkundet.
Die Befreier rufen den Inhaftierten zu, um ihnen die Angst zu nehmen: «Wir sind Revolutionäre.» Ein Syrer filmte die Szenen von seinem Fenster aus und meinte: «Es kommen immer noch mehr heraus. Wie viele Menschen hat dieser Bastard eingesperrt?»
Militärpilot war noch von Assads Vater eingesperrt worden
Die Fotos und Videos, die die Inhaftierten zeigen, sind schockierend. Ein Palästinenser, der von Assads Schergen gefoltert wurde, hat völlig vernarbte Beine. Die Wärter hätten ihre Zigaretten dort ausgedrückt. Unter Tränen erzählt ein anderer Mann, dass er im Knast nicht mehr gewusst habe, in welcher Flasche Urin und in welcher Wasser gewesen sei. Sie hätten einfach aus beiden getrunken.
Befreit wurde auch der Militärpilot Raged Altatary – er war für 43 Jahr eingesperrt. Assads Vater hatte ihn in den Knast geworfen, weil er sich geweigert hatte, auf Protestierende während der Hama-Rebellion in 1982 zu schiessen. Auf X kursieren Aufnahmen, die den Mann vor und nach der Haft zeigen sollen.
Die Nachrichtenagentur AP berichtet über einen 63-jährigen Schriftsteller, der nach sieben Monaten Haft hingerichtet werden sollte. Am Sonntag klopfte nicht der Henker an seiner Tür, sondern die Befreier. «Anstatt morgen tot zu sein, hat mir Gott, sei Dank, ein neues Leben geschenkt.»
«Eiserne Presse», um Gefangene zu Tode zu quetschen
Andere Aufnahmen, die im Internet kursieren, zeigen die katastrophalen hygienischen Bedingungen im Saidnaya-Gefängnis. Nahost-Experte Tobias Schneider vom Global Public Policy schreibt auf X dazu: «Viele Menschen, die in Saidnaya und ähnlichen Einrichtungen starben, wurden nicht hingerichtet; sie sind einfach langsam zugrunde gegangen – durch eine Kombination aus Folter, Krankheiten, Mangelernährung usw., bis sie schliesslich eines Morgens einfach nicht mehr aufstanden.»
Syrien-Experte Charles Lister vom Middle East Institute zeigt auf X Aufnahmen, die ein barbarisches Folterinstrument zeigen sollen. Er spricht von der «Eisernen Presse», die verwendet werde, um Gefangene zu Tode zu quetschen und die «Beseitigung der Leichen» zu erleichtern. «Es gibt kein Verbrechen, dass das Regime von Assad nicht begangen hat.»