Bergsteiger-Legende Messner: Solidarität in den Bergen nimmt ab
Der Unfall von Mohammad Hassan am K2 löst unter Bergsteigern eine heftige Debatte aus. Nun äussert sich auch die Südtiroler Legende Reinhold Messner dazu.
Das Wichtigste in Kürze
- Reinhold Messner blickt mit Sorge auf die Situation an den grossen Bergen.
- Der italienische Alpinist moniert, dass die Solidarität zum Beispiel am K2 schwindet.
- Im Fall Hassan (†27) sieht man laut dem Südtiroler: Jeder denkt nur noch an sich.
Trauer um den K2-Helfer Mohammad Hassan: Der 27-jährige Pakistaner war am zweithöchsten Berg der Erde verunfallt – und wurde von zahlreichen anderen Alpinisten ignoriert. Der Tod des Trägers, insbesondere die fehlende Hilfsbereitschaft, löste in der Bergsteiger-Welt eine grosse Diskussion aus.
Auch Legende Reinhold Messner hat sich nun zu Wort gemeldet. Der 78-jährige Südtiroler sagt gegenüber «Puls 24»: «Am Berg war bis vor wenigen Jahrzehnten eine grosse Solidarität vorhanden.» Das heisst: Erfahrene Berggänger hätten auf ihre Tour verzichtet, um Schwächeren zu helfen.
Messner: Tourismus statt Alpinismus
Nun sei das aber anders, so Messner, der selbst alle 14 Achttausender bestiegen hat. «Die sagen sich: ‹Der nächste soll helfen, ich will unbedingt zum Gipfel›», beschreibt er die Situation am K2. Jeder schiebe die Verantwortung auf die anderen.
Das Problem ist laut Messner, dass mittlerweile alle auf den Gipfel kommen würden – auch «Sonntagsbergsteiger». Er führt aus: «Das ganze Drama ist die Tatsache, dass diese Klienten zu 99 Prozent keine Fähigkeit und keine Erfahrung haben.»
Und deshalb müssen diejenigen, die auf den Berg wollen, dann «Hundertschaften von Trägern» engagieren.
Messner spricht im Interview mit «Puls 24» davon, dass an grossen Bergen mittlerweile Tourismus statt Alpinismus stattfinden würde. So wie in den 70er-Jahren – ohne Sauerstoffflaschen – würde niemand mehr hinaufkommen, ist für den Südtiroler klar.
Bergsteiger mit unterschiedlichen Ansichten
Hassan verunglückte am 27. Juli am K2, wo er als Träger arbeitete, um unter anderem Geld für seine kranke Mutter zu verdienen.
Der österreichische Bergsteiger Wilhelm Steindl erhob nach dem Vorfall schwere Vorwürfe an die anderen Alpinisten. «Es hätte nur drei, vier Leute gebraucht, um ihn runterzubringen», sagt er dem «Standard».
Die Bulgarin Silvia Azdreeva, eine Bergsteigerin, stieg über den sterbenden Helfer. Sie rechtfertigte sich gegenüber «Explorersweb»: «Da oben gibt es niemanden, der dich so schnell retten kann. Du musst tagelang warten.»