Corona-Krise lässt Chinas Aussenhandel einbrechen
Der Konjunkturabschwung trifft die grösste Handelsnation hart. Chinas Exporte fallen zwar langsamer als erwartet, aber die Importe sacken stark ab. Auch deutsche Ausfuhren nach China gehen drastisch zurück.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Corona-Welle in China ebbt ab, es gibt nach offiziellen Angaben kaum noch Infizierte, doch die wirtschaftlichen Verwerfungen sind weiterhin enorm.
Chinas Aussenhandel ist im Mai um 9,3 Prozent eingebrochen.
Die Exporte der grössten Handelsnation gingen in US-Dollar berechnet um 3,3 Prozent zurück. Die Importe sackten sogar um 16,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum ab, wie der chinesische Zoll in Peking berichtete. Die Ausfuhren entwickelten sich trotz der rückläufigen weltweiten Nachfrage zwar besser als erwartet. Doch bei den Einfuhren gab es eine schlechtere Entwicklung als vorhergesagt.
Vor diesem Hintergrund erreichte der Handelsüberschuss einen Rekordwert von 62,93 Milliarden US-Dollar - soviel wie noch nie in einem Monat. Der Handel mit Deutschland ging im Mai in US-Dollar berechnet um 9,4 Prozent zurück. China kaufte für 14,8 Prozent weniger deutsche Waren. Seine Exporte nach Deutschland fielen um 2,2 Prozent.
Deutsche Schlüsselindustrien wie den Maschinenbau trifft das schwächelnde Chinageschäft hart. Die Ausfuhren der Branche nach China, wo das Virus zuerst festgestellt wurde, waren im ersten Quartal um 8,9 Prozent gesunken.
Insgesamt ging der chinesische Warenaustausch mit der Europäischen Union im Mai um 7,3 Prozent zurück. Chinas Exporte verzeichneten ein Minus von 4,1 Prozent, während die Importe aus der EU um 11,8 Prozent zurückgingen. Der Handel mit den USA fiel um 12,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Die beiden grössten Volkswirtschaften liegen nun schon seit zwei Jahren in einem Handelskrieg mit gegenseitig verhängten Sonderzöllen - jetzt kommt die Corona-Krise hinzu. Chinas Exporte in die USA brachen im Mai um 14,3 Prozent ein, während die Importe aus den USA um 7,6 Prozent zurückgingen.
Die Aussichten für den Export der zweitgrössten Volkswirtschaft sind weiter schlecht. Konjunkturbarometer deuten darauf hin, dass die Exportaufträge im Mai weiter rückläufig waren. Die Ausfuhren hatten sich im Vormonat April noch mit einem Plus von 3,5 Prozent überraschend gut entwickelt. Aber da waren noch seit dem chinesischen Neujahrsfest Ende Januar ausstehende Aufträge abgearbeitet worden. Chinas Exporte müssten sich auf neuen Gegenwind durch den Mangel an Aufträgen aus dem Ausland gefasst machen, sagte Bai Ming von Chinas Akademie für Handel- und Wirtschaftskooperation der «Global Times».
Die Einfuhren waren im April auch schon um 14,2 Prozent gefallen. Doch relativierten Experten den neuen Einbruch im Mai etwas. «Der Rückgang der Importe liegt vor allem an der hohen Vergleichszahl im vergangenen Jahr und den gefallenen Rohstoffpreisen», sagte Xing Zhaopeng, Ökonom der australischen ANZ-Bank der Finanzagentur Bloomberg. «Das Volumen der meisten grossen Importgüter ist gestiegen, was zeigt, dass Chinas Wirtschaft sich schrittweise erholt.»
Die globalen Unsicherheiten für Chinas Wirtschaft hatten die Regierung im Mai aber veranlasst, erstmals seit fast zwei Jahrzehnten kein Ziel für das Wachstum in diesem Jahr vorzugeben. Es war im ersten Quartal schon um 6,8 Prozent eingebrochen. 2019 hatte das Wachstum mit 6,1 Prozent noch innerhalb der Vorgabe von 6,0 bis 6,5 Prozent gelegen. Allerdings will die Regierung in diesem Jahr rund neun Millionen neue Jobs schaffen. Dafür wären nach Expertenansicht immerhin drei Prozent Wachstum notwendig. Mit Milliardenhilfen und einer Erhöhung der Staatsausgaben soll die angeschlagene Konjunktur angekurbelt werden.