Coronavirus: Social Distancing ist ein Luxus für Reiche
Das Wichtigste in Kürze
- Der Corona-Virus kann katastrophale Folgen für Entwicklungsländer haben.
- Die Hoffnung besteht darin, dass diese Länder Seuchenerprobter sind als Europa.
Das Covid-19 breitet sich weltweit rasant aus. Kein Land scheint mehr sicher vor dem Virus zu sein. Im Verhältnis zur westlichen Welt und Asien vermelden afrikanische Staaten bis anhin jedoch verhältnismässig niedrige Fallzahlen. Und das, obwohl viele Länder enge wirtschaftliche Kontakte zu China pflegen.
Fatale Folgen für Entwicklungsländer
Dass die Zahlen so tief bleiben, daran glaubt niemand. Und wenn das Coronavirus einmal zuschlägt, können die Folgen in Afrika weitaus schlimmer sein als in Europa, Asien oder den USA.
Bei Experten besteht die Befürchtung, dass sich das Virus vor allem in Ländern mit schwachen Gesundheitssystemen und in Gebieten, die von Krisen betroffen sind, um einiges rasanter ausbreiten könnte als bei uns.
Schlechte Gesundheitssysteme und wenig finanzielle Ressourcen
In vielen Afrikanischen Ländern besteht eine tödliche Kombination, von schwachen bis inexistenten Gesundheitssystemen, begrenzten finanziellen Ressourcen und Bewohner mit einem schlechtem Immunsystem.
Schon jetzt fehlt es in vielen Ländern an Ärzten und medizinischer Ausrüstung. Und viele Afrikaner können sich weder Medikamente, geschweige denn einen Spitalaufenthalt leisten.
In krisengeschüttelten Ländern ist ein Grossteil der Bewohner bereits geschwächt durch Mangelernährung und andere Krankheiten. Der Nordosten der Demokratischen Republik Kongo zum Beispiel, hat gerade erst mühsam eine 19-monatige Ebola-Epidemie überwunden, welche von Masern, Cholera, Hunger und anhaltenden Kämpfen zusätzlich verkompliziert wurde.
Der Generaldirektor der WHO, Tedros Adhanom Ghebreyesus, liess in einen dringlichen Appell verlauten: Afrika müsse «aufwachen» und sich auf das Schlimmste gefasst machen.
Effektive Massnahmen teilweise nur schwer umsetzbar
Einfacher gesagt als getan. Den ein Grossteil der Massnahmen, welche bei uns elementar und effektiv zur Bekämpfung des Coronavirus eingesetzt werden, sind in vielen Entwicklungsländern nicht umsetzbar.
Menschen können es sich nicht leisten, nicht zur Arbeit zu gehen oder Homeoffice zu machen. Wenn keine staatliche Unterstützung vorhanden ist, kann auch keine Kurzarbeit eingeführt werden.
Bewohner können sich keine Seife leisten
Wenige Menschen besitzen ein Auto, was bedeutet, dass der ÖV das einzige Fortbewegungsmittel ist. Social Distancing im ÖV ist ein Ding der Unmöglichkeit: In einen kleinen Bus, mit einer Kapazität von 12 Personen, quetschen sich locker 20 Leute rein. Man weiss ja nicht, wann der nächste Bus wieder fährt.
Und auch für eine Familie, die zu zehnt ein Zimmer bewohnt, tönt Social Distancing wie ein schlechter Witz.
Bei der Weisung des Händewaschens und Desinfizieren sieht es ähnlich aus. In Slums leben die Menschen auf engstem Raum zusammen. Oft gibt es kein fliessendes Wasser und keine hygienischen Sanitären Anlagen. Die Bewohner können sich weder Seife noch Desinfektionsmittel leisten.
Hoffnung besteht
Doch es besteht trotzdem Hoffnung, denn Afrika hat mehr Erfahrung in der Seuchenbekämpfung als Europa. Trotz der noch verhältnismässig geringen Infektionsrate, haben viele Länder bereits begonnen, die Mobilität und das öffentliche Leben einzuschränken.
Neben der Einschränkung, wird im Alltag zudem zu kreativen Methoden gegriffen. So werden zum Beispiel mobile Händewasch-Stationen aufgestellt.
Und auch die Weltbank schaut nicht tatenlos zu: Sie hat bereits 12 Milliarden Dollar an Hilfe für Entwicklungsländer zugesagt, um den Coronavirus zu bekämpfen.