Countdown für die Emirate: Erster Astronaut fliegt ins All
Zum ersten Mal schicken die Arabischen Emirate einen Astronauten ins Weltall. Erst vor zwei Jahren haben sie ihr Astronautenprogramm offiziell gestartet.
Das Wichtigste in Kürze
- Zum ersten Mal schicken die Vereinigten Arabischen Emirate einen Astronauten ins Weltall.
- Erst vor zwei Jahren haben die Emirate ihr Astronautenprogramm offiziell gestartet.
Als Neil Armstrong am 21. Juli 1969 als erster Mensch den Mond betritt, gibt es die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) noch nicht. Erst kurz vorher werden grosse Ölfelder in der Region gefunden, und innerhalb von wenigen Jahrzehnten wachsen Städte wie Dubai und Abu Dhabi mit ihren glitzernden Hochhausfassaden in den Himmel.
Jetzt soll es noch weiter gehen. Zum ersten Mal wollen die VAE am Mittwoch einen eigenen Astronauten zur Internationalen Raumstation ISS schicken.
Als «astro_hazza» twittert Hassa al-Mansuri schon von den Vorbereitungen in Russland, posiert in seinem Raumfahrtanzug. Die Parallelen zum deutschen «Astro_Alex» (Alexander Gerst) sind unverkennbar. Nur folgen dem Deutschen auf Twitter momentan rund 1,3 Millionen Menschen, Hassa al-Mansuri hat bislang knapp über 5000 Follower.
Erste ISS-Videotour auf arabisch
Dabei verkünden die Emirate seit Monaten stolz, dass Al-Mansuri der erste Astronaut sein wird, der auf Arabisch eine Videotour durch die ISS führen und Experimente auf Arabisch erklären wird. Im neuen «Race to Space» geht es auch um Superlative. Wenngleich der erste Araber schon 1985 mit den USA in den Weltall geflogen ist. Er kam aus Saudi-Arabien.
Trotzdem: «So ein relativ junges Programm wie bei den Emiraten: Das ist kein PR-Gag, da steht ein ganzer Wirtschaftszweig hinter», sagt der Generaldirektor der Europäischen Weltraumagentur Esa, Jan Wörner. Erst vor zwei Jahren haben die Emirate ihr Astronautenprogramm offiziell gestartet. Mit Hilfe internationaler Partner aber schnell aufgeholt.
Unterstützung von der Esa
In Vorbereitung auf den Flug zur ISS hat die Esa die Emirate bei der Mission unterstützt, etwa was die Auswahl und Durchführung der wissenschaftlichen Experimente an Bord betrifft. Die Ausbildung fand grösstenteils in Russland statt, eine Sojus-Rakete wird Al-Mansuri in den Weltall bringen, wo er acht Tage lang bleiben soll.
Und: Die Rakete wird die vorerst letzte sein, die von der historischen Startrampe des Weltraumbahnhofs Baikonur in Kasachstan abhebt. Von dort aus startete Juri Gagarin am 12. April 1961 als erster Mensch ins All. Dieser Startplatz soll nach Angaben der russischen Weltraumbehörde Roskosmos nun von Grund auf modernisiert werden, damit sie auch für neuere Sojus-Raketen genutzt werden kann.
Erst 2023 soll die Startrampe wieder in Betrieb gehen. Starts sollen in dieser Zeit von einer anderen, bereits modernisierten Rampe aus abgewickelt werden. Roskosmos gab die Kosten mit 87 Millionen US-Dollar an (79 Millionen Euro) an. Diese Summe teilen sich Russland, die Ex-Sowjetrepublik Kasachstan und die Vereinigten Arabischen Emirate. Der Vertrag dazu ist schon unterschrieben.
VAE wollen unabhängier vom Öl werden
Das Astronautenprogramm der VAE ist jedoch nur ein Teil einer umfassenden «Weltraum-Strategie», wie die Weltraumagentur der Emirate selbst beschreibt: Es sei Teil der Strategie, unabhängiger vom Öl zu werden und den Übergang in eine «wissensbasierte und innovationsgetriebene Wirtschaft» zu schaffen.
Mit KhalifaSat haben die Emirate im vergangenen Jahr ihren dritten Erdbeobachtungssatelliten ins All geschossen. Im kommenden Jahr soll der erste Satellit zum Mars starten und dort umfassend die dünne Atmosphäre und die Jahreszeiten untersuchen.
Die Marsmission solle eine «wissenschaftliche und technische Renaissance» in den Emiraten und der weiteren arabischen Welt anstossen, heisst es in einem Magazin des Mohammed-bin-Rasched-Weltraumzentrums (MBRSC). Und die Emirate blicken schon weiter. Innerhalb der nächsten rund hundert Jahre wollen sie eine bewohnbare Siedlung auf dem Roten Planeten errichten.