Der Klimastreik hat auch Unterstützer in Afghanistan
Millionen weltweit streikten am Freitag fürs Klima. In der Hauptstadt von Afghanistan riskierten junge Menschen für den Klimastreik sogar ihr Leben.
Das Wichtigste in Kürze
- In mehr als 3600 Städten weltweit fanden am Freitag Klimastreiks statt.
- Sogar in der Hauptstadt Afghanistan gingen rund 100 Jugendliche auf die Strasse.
- «Der Krieg kann eine Gruppe töten, aber das Klima kann jeden töten», sagte ein Aktivist.
Es sind ganz klar die eindrücklichsten Bilder der globalen Klima-Proteste! Besorgt über das Leben nach dem Krieg, streikten am Freitag auch etwa 100 junge Menschen in der Hauptstadt von Afghanistan.
Beim Marsch durch Kabul musste die Gruppe dabei von Soldaten auf einem gepanzerten Personentransporter bewacht werden. Zudem liefen mehrere schwer bewaffnete Fuss-Truppen neben dem Protest mit.
Die Demonstranten riskierten trotz fast täglicher Angriffe der Aufständischen einen Marsch durch das Zentrum, um ihre Unterstützung für die «Fridays for Future»-Bewegung kundzutun.
Obwohl Kabul in den meisten Teilen einer belagerten Stadt ähnelt, gehört die Hauptstadt Afghanistans nämlich auch zu den am stärksten verschmutzten Orten der Welt.
Klimastreik in Kabul: «Klima kann jeden töten»
Gegenüber der Nachrichtenagentur AP sagte Fardeen Barakzai, einer der Organisatoren und Leiter der lokalen Klimaschutzgruppe namens «Oxygen», die afghanische Jugend wolle ihren Beitrag zur Bekämpfung der globalen Erwärmung leisten.
«Wir wollen zu der Fridays-For-Future-Bewegung von Greta Thunberg gezählt werden», so Barakzai. Ziel sei es, dass ihr Land sich gleich positionieren solle, wie die anderen Länder, die sich für Klimaschutz einsetzen, sagte der junge Aktivist.
Dabei montierte er Plakate auf ein Motorrad, das mit Lautsprechern ausgestattet war, damit die Einwohner Kabuls die klare Botschaft zu hören bekamen: «Wir wissen, dass der Krieg eine Gruppe von Menschen töten kann, aber das Klima kann jeden töten».
Menschen in Kabul leiden an der Luftverschmutzung
Kabul leidet unter fast vier Jahrzehnten Krieg und einer verfallenden Infrastruktur. Und das, obwohl nach dem Zusammenbruch der Taliban-Regierung im Jahr 2001, Milliarden Dollar an internationaler Hilfe nach Afghanistan gelangten.
Die Menschen in der Hauptstadt Afghanistan leiden aber nicht nur unter den ständigen Terroranschlägen mit Hunderten Toten und Verletzten. Die Stadt erstickt auch am Smog, vor allem wegen der vielen Kohleöfen. Arme Menschen heizen zudem mit Plastikmüll.
Nach Angaben des afghanischen Gesundheitsministeriums sterben in Kabul jährlich alleine mehr als 3000 Menschen an durch Umweltverschmutzung verursachte Krankheiten.
Mehr als 70 Prozent der Patienten in Krankenhäusern leiden an Atemwegserkrankungen. Die meisten davon sind auf die Luftverschmutzung zurückzuführen, die in den trockenen Wintern besonders stark ist. Menschen klagen über ständige Kopfschmerzen, brennende Augen und Husten.
«Wir haben Angst vor dem Klimawandel»
In einem Anfang dieses Jahres veröffentlichten Bericht des UN-Umweltprogramms hiess es: «Afghanen – und insbesondere die sechs Millionen Einwohner Kabuls – haben es mit einem anderen lautlosen, aber tödlichen Mörder zu tun: Der Luftverschmutzung».
Im selben Bericht wurde auch die afghanische Umweltschutzbehörde zitiert: «Mit zunehmender Luftverschmutzung sehen wir eine neue Generation, deren Wachstum gebremst ist.»
So many inspiring images coming out of the #ClimateStrike movement, but one of my favs has to be this from Afghanistan. These people have so little, including basic security & infrastructure, but they are still fighting for the global good. #FridaysForFuture via @GretaThunberg pic.twitter.com/IzP8ZUqjZ3
— Marika Washchyshyn-Owens (@Marika_AW) September 20, 2019
Laut Aktivist Barakzai, der sagt, er sei 23 Jahre alt («laut meiner Mutter»), sei der Klimawandel die grösste Herausforderung seiner Generation. «Wir haben keine Angst vor dem Krieg, wir haben mehr Angst vor dem Klimawandel, deshalb wollen wir unsere gesamte Energie aufwenden, um diesen zu stoppen», so Barakzai gegenüber AP.