Drei Tote in einer Woche: Werden Haie gefährlicher?
In Australien und Ägypten starben kürzlich mehrere Menschen durch Haibisse. Nehmen die Attacken weltweit zu? Ein Experte schätzt ein.
Das Wichtigste in Kürze
- Drei Menschen starben in Australien und Ägypten durch Haiangriffe.
- Beide Regionen sind bekannt dafür, dass Haie dort gerne zubeissen.
- Weltweit sei aber keine Zunahme an Attacken zu verzeichnen, sagt ein Experte.
Drei tödliche Haiattacken innerhalb einer Woche sorgen für Aufsehen. Am 28. Dezember starb an der australischen Ostküste ein 40-jähriger Angler. Am Tag darauf kam in Ägypten ein italienischer Tourist ums Leben.
Seit dem 2. Januar wird zudem in Australien ein Surfer gesucht, der laut Augenzeugen ebenfalls von einem Hai gebissen wurde. Die Polizei geht davon aus, dass er tot ist.
Australien als unrühmlicher Spitzenreiter
Beide Regionen sind berüchtigt für Haiattacken. «In Australien gibt es generell mehr tödliche Haibisse als in jeder anderen Region.» Das sagt Gavin Naylor, Hai-Experte an der Universität von Florida zu Nau.ch.
Das liege zum einen an der ausgedehnten Küstenlinie, die einer Vielzahl von Arten Lebensraum biete. Darunter einer gesunden Population von Haien, von denen einige gross und potenziell gefährlich seien.
Zum anderen seien die Australier Outdoor-Menschen, die viel Zeit im Meer verbringen.
Das Rote Meer wiederum sei sehr tief und habe steile Flanken, erklärt Naylor: «Es beherbergt grosse Haie wie den Weissspitzen-Hochseehai, der normalerweise nur weit draussen auf dem Meer in Küstennähe anzutreffen ist.»
Ausserdem ist das Rote Meer ein beliebtes Reiseziel. «Diese beiden Eigenschaften bringen grosse Raubhaie und Touristen zusammen – daher die erhöhte Zahl von Angriffen im Roten Meer.»
Mit oder ohne Flossen?
Andreas Dellios vom Verein «Shark School Teaching» merkt an, dass der in Ägypten verstorbene Tourist Berichten zufolge am Schnorcheln war.
«Was wir nicht genau wissen ist, ob mit oder ohne Flossen. Viele schnorcheln ohne Flossen und müssen somit meistens die Arme zusätzlich zur Fortbewegung nutzen», erklärt Dellios. Die unruhigeren Bewegungen können das Interesse von Haien wecken.
In Australien wiederum war das Opfer gemäss Informationen ein Speerfischer. Dazu Dellios: «Fischblutt und die Hektik des harpunierten Fisches ziehen oft grosse Haie an.»
Zahl der Angriffe stabil
Werden Haie gefährlicher? Nein. Eine weltweite Zunahme von Angriffen gibt es laut Naylor nicht: «Die Zahl der Hai-Angriffe ist in den letzten zehn Jahren relativ stabil geblieben.»
Auch das Jahr 2024 sei statistisch gesehen kein Ausreisser: «Die Zahlen spiegeln ein durchschnittliches Jahr der Vorfälle wider.»
2023 gab es gemäss University of Florida weltweit 69 sogenannte unprovozierte Haiangriffe, bei denen Menschen verletzt oder getötet wurden. 2022 waren es 57.
Daten des Florida Museum erklären: Die Haie sind weder aggressiver noch hungriger geworden. Aber: Über Biss-Meldungen wird immer mehr berichtet, womit sie auch immer mehr in die Datenbank eingeflossen sind. Zudem halten sich auch immer mehr Menschen im Meer auf.
Und von welcher Haiart gehen die meisten tödlichen Angriffe aus? Das hänge stark von der Weltgegend und der Wassertemperatur ab, sagt Naylor: «Weisse Haie sind für die meisten tödlichen Angriffe in kaltem Wasser verantwortlich. Bullenhaie und Tigerhaie sind hingegen die Hauptschuldigen in tropischen Gewässern.»
Was tun, wenn ein Hai auftaucht?
Der mittlerweile verstorbene Schweizer Haiforscher Erich Ritter hat folgende Grundregeln formuliert:
Ruhig bleiben und sich möglichst nicht bewegen.
Eine vertikale Position einnehmen und die Beine hängen lassen.
Den Hai immer anschauen, sich also um die Achse drehen und vor allem mit den Händen arbeiten.
Kommt der Hai nahe, versuchen ihm Raum zu geben und bei einer Armlängendistanz Wasser gegen die Kiemen drücken.
Wenn der Strand oder ein Boot in der Nähe ist: Schwimmt der Hai weg, sich langsam, ruhig und mit Blick zu ihm in seine Richtung schwimmen.
Dreht der Hai, die Bewegungen stoppen und den Hai weiter mit den vorangehenden Anweisungen kontrollieren. Das Ganze wiederholen, bis man aus dem Wasser bzw. beim Boot ist.