Flut-Katastrophe in Libyen: Rettungsdienst übt Kritik an Behörden

Nach der Flut-Katastrophe in Libyen werden allein in der schwer getroffenen Stadt Darna bis zu 20'000 Todesopfer befürchtet. Nun gibt es Kritik an den Behörden.

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Die libysche Stadt Darna wird nach dem Sturm «Daniel» überflutet. - X/@journoturk/@WxNB_

Das Wichtigste in Kürze

  • Libyen wurde vom Sturm «Daniel» hart getroffen, es kam zu heftigen Überschwemmungen.
  • Allein in der Hafenstadt Derna werden bis zu 20'000 Todesopfer vermutet.
  • Nun wird Kritik an den Behörden laut.

Der Sturm «Daniel» hat nach Griechenland auch Libyen erfasst – und hart getroffen. Besonders schwer wüteten die Unwetter in der nördlichen Hafenstadt Darna: Zwei Dämme brachen, ganze Viertel wurden ins Meer gespült und Strassenzüge versanken in meterhohem Schlamm.

«Wir erwarten eine sehr hohe Zahl von Opfern», sagt Bürgermeister Abdel-Moneim al-Gheithy dem arabischen Fernsehsender Al Arabia. «Ausgehend von den zerstörten Bezirken in der Stadt Darna können es 18‘000 bis 20‘000 Tote sein.»

Kritik an Behörden

Nun wird Kritik am Vorgehen der Behörden laut. Zwar seien die Einwohnerinnen und Einwohner von Darna und umliegenden Städten gewarnt worden. Allerdings seien keine ausreichenden Vorkehrungen getroffen worden, kritisiert Osama Aly vom libyschen Notfall- und Rettungsdienst gegenüber CNN.

Er bemängelt insbesondere fehlende Evakuierungspläne für Familien in den betroffenen Gebieten. «Libyen war auf eine solche Katastrophe nicht vorbereitet», sagt Aly.

Diese Meinung teilt auch Jalel Harchaoui, ein auf das Land spezialisierter Mitarbeiter des Royal United Service Institute (RUSI) in London. Die Fluten hätten mit Darna eine der am meisten vernachlässigten Städte in der besonders unruhigen Provinz Cyrenaica getroffen.

«Schwerwiegende Fehler»

Die Behörden hätten bei der Reaktion auf die Flut «schwerwiegende Fehler» begangen, kritisiert Harchaoui. Die schwierige Beziehung zwischen Darna und der Regierung des Militärkommandeurs Chalifa Haftar hätte die Bewältigung der Krise zusätzlich erschwert.

Hast du schon einmal eine Überschwemmung miterlebt?

Im Jahr 2015 war Darna das Epizentrum des IS-Debüts in Libyen. Nach der Befreiung Ende 2017 lehnte die Stadt die Kontrolle durch Haftar ab. Seither kommt es immer wieder zu Konflikten.

Sorge um Geflüchtete

Die Sorge gelte auch den Hunderttausenden von Flüchtlingen und anderen Migranten aus mehr als 40 Ländern, für die Libyen das Sprungbrett nach Europa sei, berichtete die Zeitung «Arab News» mit Sitz in Saudi-Arabien. Auch unter diesen Menschen dürfte es Opfer geben, die von den Überschwemmungen mitgerissen wurden, hiess es.

Neben Darna sind auch andere Städte wie Al-Baida, Al-Mardsch, Susa und Schahat betroffen.

«Wir brauchen einfach Leute, die die Situation verstehen – logistische Hilfe, Hunde, die Menschen riechen können und sie aus dem Boden holen. Wir brauchen einfach humanitäre Hilfe, Leute, die wirklich wissen, was sie tun», sagte ein libyscher Arzt, der in einer Klinik nahe Darnas arbeitet, dem britischen Sender BBC.

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